Raumwärmeerzeugung: Erhebung Statistik Austria : Österreicher heizen mehr mit Holz als mit Gas oder Öl

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In der Raumwärmeerzeugung in Österreich konnten Holzbrennstoffe ihren Vorsprung gegenüber Heizöl und Erdgas weiter ausbauen - so lässt sich dies den Zahlen der neuen Erhebung von Statistik Austria entnehmen (Einsatz aller Energieträger nach Verwendungszweck – in Gigajoule (GJ)). Rund 34 % der Raumwärmeerzeugung der Haushalte wurden 2021/22 durch Scheitholz-, Pellets- oder Hackgutheizungen gedeckt. Rechnet man die Fernwärme aus Biomasseheizwerken und Holzheizkraftwerken hinzu, steigt der Anteil auf rund 41 %. Im Vergleich: Auf die Plätze zwei und drei, Erdgas und Heizöl, entfielen 2021/22 jeweils rund 19%.*

Seitens des Österreichischen Biomasse-Verbandes erklärt man eine Steigerung des Einsatzes von Holzbrennstoffen in Einzelfeuerungen in der Periode 2021/22 im Vergleich zu 2019/20 um fast 9 % durch ein vergleichsweise kühles Jahr 2021, aber auch durch den Nachfrage-Zuwachs nach Holzheizungen und Holzbrennstoffen 2022 im Zuge des Ukraine-Krieges.

Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischem Biomasse-Verbandes, erklärt:

Energieholz aus heimischer, nachhaltiger Forstwirtschaft liefert klimafreundliche und krisensichere Energie aus der Region. Wie beliebt Holzheizungen in Österreich sind, belegen die Zahlen. Im Vorjahr wurde eine Rekordanzahl von 31.000 modernen Holzzentralheizungen in Österreich abgesetzt, aufgrund der allgemeinen Teuerung sind die Verkaufszahlen heuer aber stark zurückgegangen. Das verlangsamt die Energiewende, obwohl wir dringend eine Beschleunigung brauchen.
Franz Titschenbacher

Als einen weiteren Vorteil der Nutzung von Waldrest- und Durchforstungsholz für die Raumwärmeerzeugung möchte Titschenbacher folgenden Umstand verstanden wissen:

Die thermische Verwertung von Waldrestholz und Durchforstungsholz hilft unseren Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, die vom Klimawandel stark betroffenen Wälder durch Pflegeeingriffe und Waldumbau klimafit zu machen.
Franz Titschenbacher

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*Quelle: https://www.statistik.at/stati... (Link abgerufen am 12. Sept. 2023)

Im Zweijahresvergleich weniger Erdgas, aber mehr Heizöl

Auffällig ist, dass die heimischen Haushalte 2021/22 sparsamer mit Erdgas umgingen, der Verbrauch sank im Zweijahresvergleich(2019/20-2021/22) um 13 %. Dafür wurde aber deutlich mehr Heizöl eingesetzt (+27 %).
Fernwärme stellt knapp 14 % der Raumwärme bereit, gut die Hälfte davon basiert auf Biomasse. Deutlich zugenommen gegenüber 2019/20 hat auch der Einsatz von Stromheizungen (+32 %) und Wärmepumpen (+25 %). Die Raumwärme aus Wärmepumpen ist in den letzten 20 Jahren um fast das Zehnfache gestiegen, trotzdem decken sie noch weniger als 5 % des Raumwärmebedarfes in österreichischen Wohnungen.*

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*Quelle: https://www.statistik.at/stati...;(Link abgerufen am 12. Sept. 2023)

Österreichischer Biomasse-Verband fordert mehr Tempo beim Ausstieg aus Öl und Gas

Die Verwendung von fossilem Gas und Öl in der Raumwärme ist bundesweit noch weit verbreitet. Der politische Hebel, welcher dies ändern will, soll sich mit dem sogenannten Erneuerbare-Wärme-Gesetz setzen. Damit will nämlich der Ausstieg aus Öl und Gas bis 2035 resp. 2040 erfolgen. Verabschiedet wurde das Gesetz noch nicht - Forderungen auf einen baldigen Beschluss verhärten sich aber alleine schon über die notwendige Planungssicherheit für Handwerk, Industrie und Bürger (m/w/d).

Angesichts des dramatischen Fortschreitens des Klimawandels brauchen wir mehr Tempo bei der Wärmewende“, fordert Titschenbacher und meint außerdem:

Um den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen verbindlich zu regeln, muss das Erneuerbare-Wärme-Gesetz im Nationalrat dringend beschlossen werden. Nur so schaffen wir den Ausstieg aus Ölheizungen bis 2035 und aus Gasheizungen bis 2040. Im Raumwärmebereich stehen dafür genügend erneuerbare Alternativen zur Verfügung.
Franz Titschenbacher

An dieser Stelle will angemerkt sein, dass Öl- und Gasheizungen auch mit erneuerbaren Energieträgern betrieben werden können, kommen beispielsweise klimafreundliche Flüssig-Brennstoffe/sogenannte Grüne Öle respektive bei Gasheizungen Grüne Gase zum Einsatz. Dies auch deshalb, weil das deutsche Pendant zum EWG, das sogenannte Gebäudeenergiegesetze (GEG), beim Ausstieg aus fossilem Gas und Öl nicht beim Heizsystem per se ansetzt, sondern auf einen erneuerbaren Prozentsatz des Energieträgers abhebt.

>> Für eine Gegenüberstellung der wesentlichen Züge des EWGs und des GEGs, lesen Sie auch: Ein Rennen um die Wärmewende?

Installierte Öl-/Gasheizungen in Österreich - ein Ländervergleich

Bundesweit dienen rund 878.000 Gasheizungen und 521.000 Ölheizungen bei den Haushalten als Hauptheizsystem (Primäres Heizsystem nach überwiegend eingesetztem Energieträger und Art der Heizung 2021/2022). In der Steiermark sind mit rund 98.500 Stk. noch die meisten Ölheizungen installiert, gefolgt von Niederösterreich (83.000) und Oberösterreich (85.500).

Während die Anzahl der Ölheizungen in Österreich in den letzten 20 Jahren von 900.000 auf 521.000 Stück gesunken ist, ist die Zahl der Gasheizungen in diesem Zeitraum leicht gestiegen. Zu mehr als einer Verdopplung auf rund 34.000 Stk. kam es dabei in Tirol. Im Bestand liegt Wien bundesweit aber auf Platz eins, wo Gasheizungen bei 427.000 Haushalten (45 % der Haushalte) Hauptheizsystem sind - gefolgt von Niederösterreich (190.000 Stück) und Oberösterreich (94.000). Unter anderem durch die dicht ausgebaute Erdgasinfrastruktur sind Erdgaskessel aber auch im Burgenland (26 %) und Niederösterreich (25 %) häufig. Am "unabhängigsten" von Gas ist Kärnten - hier verwenden lediglich 3% der Haushalte eine Gasheizung als primäres Heizsystem nach überwiegend eingesetztem Energieträger und Art der Heizung (Stand:2021/2022).*

*Quelle: https://www.statistik.at/stati... (Link abgerufen am 12. Sept. 2023)