BDH- und VÖK-Zahlen für Deutschland und Österreich : Interessante Halbjahresbilanz 2023 der Heizungsmärkte in D und A

Installateure und SHK-Fachhandwerker hatten im ersten Halbjahr 2023 in Deutschland und Österreich viel zu tun, wie Zahlen von BDH und VÖK zeigen

Installateure bzw. SHK-Fachhandwerker (m/ w/ d) in Österreich und Deutschland hatten im ersten Halbjahr 2023 viel zu tun – das spiegeln die Marktzahlen für die Heizungsmärkte von BDH und VÖK wider.

- © BDH

Die im Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) organisierten Hersteller haben am 05. September 2023 die Ergebnisse für das erste Halbjahr 2023 veröffentlicht. Die Marktstatistik zeigt, dass in den ersten sechs Monaten 2023 insgesamt 667.500 Wärmeerzeuger in Deutschland abgesetzt werden konnten. Das entspricht einem Plus von 44 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Treiber dieser Entwicklung sind nach wie vor Heizungs-Wärmepumpen mit 196.500 abgesetzten Geräten und einem Plus von 105 %. Gasbasierte Geräte tragen mit 385.000 abgesetzten Einheiten und einem Plus von 29 % ebenfalls zum positiven Gesamtergebnis bei. Auch Öl-Brennwertgeräte legten mit +102 % (48.500 Stück) deutlich zu.
Einzig Biomasse-Heizungen (Scheitholz, Pellets, Kombi-Kessel, Hackschnitzel) verzeichneten im 1. Halbjahr 2023 in Deutschland gesamt gesehen einen Rückgang von -13 % (auf 38.000 Stück), obwohl es auch hier positive Zahlen gibt (Scheitholz: +57 %).
Bei der Solarthermie wurden im 1. Halbjahr 2023 weniger Kollektoren in Deutschland abgesetzt: -31 % beträgt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dafür sind die Verkaufszahlen von Trinkwasser-Wärmepumpen gestiegen: Das Plus beträgt hier 158 % (42.500 Stück).
Mit Blick auf das Gesamtjahr 2023 geht der Verband in seiner Mitgliederbefragung davon aus, deutlich über eine Million Geräte abzusetzen – das erste Mal seit den 90er-Jahren!

Deutschland: Positiver Markt 2023/ Prognose für 2024 ganz anders

Gründe für den positiven Marktverlauf sieht der BDH unter anderem in verschiedenen Sondereffekten. Der Ukraine-Krieg sorgte insbesondere im Jahr 2022 für Verunsicherung bei den Menschen bezüglich der Versorgungssicherheit und für Angst vor steigenden Energiekosten. Die langwierige Debatte um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sorgte für Vorzieheffekte insbesondere bei gasbasierten Heizsystemen. Entsprechend schiebe man derzeit noch eine Modernisierungswelle vor allem bei den Wärmepumpen vor sich her, die sich aber langsam abschwäche.
Vor dem Hintergrund der genannten Sondereffekte sieht der deutsche Verband den positiven Marktverlauf für das Jahr 2023 als Momentaufnahme. Dafür sprechen auch die rückläufigen Förderanträge beim deutschen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Befragt nach der Perspektive für das erste Quartal 2024 zeichnen die Mitgliedsunternehmen ein entsprechend negatives Bild.
85 %
der befragten Mitgliedsunternehmen rechnen für das erste Quartal 2024 mit einer schlechten oder sogar sehr schlechten Marktentwicklung. Eine Marktbelebung durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) erwarten die Unternehmen nicht!
Neben der unklaren Fördersituation sieht der BDH ein weiteres Markthemmnis in der kommunalen Wärmeplanung, die mit dem GEG verzahnt werden soll.
Es macht Sinn, dass die Ampel-Koalition sich noch dazu durchringen konnte, der kommunale Wärmeplanung größeres Gewicht beizumessen. Das darf aber nicht dazu führen, dass die Menschen nun abwarten, was ihre Kommune in jahrelangen Prozessen plant und sich die Modernisierungsdynamik im Heizungskeller jetzt dadurch abschwächt“, betont BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt. „Unsere Branche hat die Zusagen, die sie gegenüber der Bundesregierung gemacht hat, gehalten und investiert massiv in die Ausweitung der Produktionskapazitäten für Wärmepumpen. Jetzt muss auch die Politik liefern“, so Staudt weiter.

BDH fordert Klarheit bei Förderungen in D

Konkret fordert der BDH, dass nun möglichst schnell Klarheit in Bezug auf die Förderung in Deutschland geschaffen wird und dass diese verlässlich und auskömmlich ausgestaltet wird. Insbesondere gelte es, die förderfähigen Investitionskosten in Deutschland auf 45.000 Euro anzuheben, da andernfalls ab einer bestimmten Investitionssumme die Investoren weniger Fördergelder erhalten, als dies mit der jetzigen Förderung der Fall ist. Um bis zum Starttermin keinen Stillstand im Markt auszulösen bzw. den bestehenden zu überwinden, solle ein Wahlrecht für alle Antragsteller vom Zeitpunkt der Verabschiedung des GEG bis zum Starttermin der neuen Förderbedingungen eingeführt werden. Dieses Wahlrecht solle es den Bürgern (m/ w/ d) erlauben, sich für die jeweils besseren Förderbedingungen – auch nachträglich – zu entscheiden.
Außerdem fordert der BDH, dass weitere Effizienztechnologien wie Heizungs- und Umwälzpumpen, Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung sowie die dezentrale KWK im Gebäudeenergiegesetz Berücksichtigung finden.

Halbjahresbilanz 2023 des Heizungsmarktes in Österreich

Zur Entwicklung des Heizungsmarktes in Österreich bis zum 2. Quartal 2023 lieferte die Vereinigung Österreichischer Kessel- und Heizungsindustrie (VÖK) aufschlussreiches Material. Die Zahlen veranschaulichen: Der Trend weg vom Gas und hin zu Strom & Umgebungswärme ist in Österreich ungebrochen.
Laut VÖK betrug der Rückgang bei Gasgeräten -30 % (gegenüber VJ); das sind 12.600 Geräte (Anm.: Alle Geräte wären/ sind „green gas ready“).
Der Absatz bei Heizungs-Wärmepumpen konnte mit rund +40 % nochmals deutlich auf 28.106 Stück gesteigert werden. Insbesondere Luft-/Wasser-Wärmepumpen erfreuen sich ungetrübter Beliebtheit.
Ein kleines Plus verzeichneten auch Öl-Brennwertkessel, auch wenn mit 520 Stück die Tauschfreude auf effiziente Geräte, die ohne fossilen Brennstoff betrieben werden könnten, überschaubar ist [ergänzende Infos d. Red.: Laut EWO-Umfrage unter 3.800 Ölheizungsnutzern (m/w/d), warten 64 % der Befragten auf erneuerbare, klimafreundliche Flüssig-Brennstoffe und würden diese Begrüßen. Im Mobilitätsbereich gibt es z. B. mit HVO 100 (100 % hydrotreated vegetable oil) bereits erste Angebote für einen synthetischen, stark CO2-reduzierten, Flüssig-Brennstoff für Endkunden].
Die Zahlen für Holzkessel konnten das Allzeithoch von 2022 im ersten Halbjahr 2023 nicht halten, sind aber trotz -37 % (mit 9.000 Stück) über dem hohen Niveau des Jahres 2021.
Die stark schwankenden Preise für Holzpresslinge haben zu einem Rückgang von über -50 % bei Pelletsheizungen geführt!
Ein großes Comeback feierten im 1. HJ 2023 Stückholzkessel mit Gebläsebrennern. Mit +80 % sind diese emissionsarmen Geräte eine Alternative zu überalterten Allesbrennern.

Marktausblick 2023/ 2024 Österreich

Am österreichischen Heizungsmarkt waren (bzw. sind) hohe Energiepreise und großzügige Förderanreize in normalen Jahren ein wesentlicher Markttreiber, haben auch einen wahren Nachfrageboom (z. B. bei Wärmepumpen) ausgelöst, der durch gestörte Lieferketten aber nicht sofort bedient werden konnte. Sobald die Hersteller wieder lieferfähig waren, haben Installateure und Kunden (noch im Vorjahr) Anlagen gekauft und eingelagert, die erst 2023 verbaut werden mussten oder müssen, so die Einschätzung der VÖK.
Zu berücksichtigen ist aber auch, dass die zum Teil massiven Verteuerungen und Preisrallyes bei Strom, Gas, Pellets in der letzten Zeit bei den Endkunden Sorgenfalten hinterlassen haben und im Gedächtnis bleiben, genauso wie dies die hohe Inflation und gestiegene Zinsen sowie Baukosten aktuell tun. Diese „Melange“ wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den Heizungsmarkt bis zum Ende des Jahres 2023 und dann auch 2024 mit beeinflussen.
Aber es gibt auch Hoffnungsschimmer bzw. könnte ein solcher für die kommende Zeit generiert werden, wie Dr. Elisabeth Berger, GF der Vereinigung Österreichischer Kessel- und Heizungsindustrie (VÖK), gegenüber der HLK ausführt: „Es wäre wichtig, dass Heizungs-Bestandskunden möglichst rasch Klarheit darüber bekommen, dass jede Maßnahme zur Verwendung von klimaneutralen Energien oder Technologien zur Erreichung der Klimaziele hoch willkommen sind und auch gefördert werden“.
Hoffnungsschimmer ist, dass die Förderungen für den Heizungstausch in Österreich relativ hoch und budgetmäßig vorhanden sind – sie stellen nach wie vor einen interessanten Anreiz dar, damit 2023 und/ oder 2024 in neue Heizsysteme investiert werden kann.