Energiewende : Stromerzeugung Österreich: Windkraft überholt Gas

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Wie die IG Windkraft, österreichische Interessenvertretung für Windenergiebetreiber, Anfang April bekanntgab, gab es im März 2023 eine reiche Windstromernte. Summa summarum wurden im vergangenen Monat 85,5 GWh Windstrom ins Netz eingespeist - mehr als je zuvor in einem März. Damit konnte die Windenergie 16,5 Prozent des gesamten Strombedarfs im März decken. Zum Vergleich: Die Stromerzeugung aus Gas machte im März mit 80 GWh 15,5 Prozent des Strombedarfs aus. Damit speisten Windräder im März mehr Strom in das Netz ein als Gaskraftwerke.
Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, meint dazu:

Dieser neue Windstromrekord zeigt einmal mehr, wie bedeutend das Potenzial der Windenergie in Österreich ist.
Stefan Moidl

Potenziale von Erneuerbarer Energie und ihr Ausbau in Österreich:

In der im Dezember 2022 veröffentlichten Studie „Österreich Klimaneutral. Potenziale, Beitrag und Optionen zur Klimaneutralität mit erneuerbaren Energien“ des Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) wurde versucht zu zeigen, dass mit Österreichs Ressourcen/Potentialen an erneuerbarer Energie mutatis mutandis der Energieverbrauch zu einem Großteil abgedeckt und für unser Land Energiesicherheit geschaffen werden kann. Drei Rubriken Erneuerbarer Energien sind darin auseinerndergezogen, nämlich: Elektrische-, Biogene- und Thermische Energie. Für erstere gilt die Windkraft als kompetitiver Mitspieler.
Im Bezugssystem der Studie bestimmt unter anderem aber ein Ausbau von Erneuerbaren - so auch der Windkraft - die Möglichkeit mit, den Energiebedarf des Landes ohne Fossile bereitstellen zu können. In Österreich werden aktuell diverse Gesetzespakete sondiert und geschnürt, um dafür ein gesetzliches Rahmenwerk schaffen zu können.

>>> Lesen Sie hierzu beispielsweise:
- Ein wenig Orientierung im Wellengang rund um die Regierungsklausur
- UVP-Novelle: Mehr PS für die Energiewende

Eine Energiewende und damit ein Ausbau von Erneuerbaren fordert aber auch eine Netzwende. Nicht nur die Stromnetze gehören ausgebaut, es werden an dieser Stelle auch Speichersysteme essenziell. Gerade bei Windkraft lehrt der status quo: Natürliche Schwankungen überfordern die Bestandsnetze jetzt schon und zwingen in Spitzenproduktions-Zeiten zu geziehltem Abregeln von Anlagen. Einige alternative innovative Technologien zum Gegensteuern in solchen Spitzenzeiten sind Power-to-Heat oder Power-to-Gas, die üblicherweise auch unter das Stichwort Sektorenkopplung genommen werden. Hier gibt es von diversen Vertretern den Ansatz, dass hierdurch die Effizienz des Gesamtsystemes gehoben werden kann, mindestens aber ein Produktionspotenzial, das sonst verloren ginge, - wenn auch mit Wirkungsgradverlusten - genutz werden kann.*

Um terminologisch an dieser Stelle Verknüpfungen zu binden, die Begriffe "Energiewende", "Netzwende", "Sektorenkopplung", "Energieeffizenz" liegen nicht nur nahe beieinander, sie hängen ineinander wie die Glieder einer Kette. So wäre es nicht zu viel, zu sagen, ein Ausbau von Erneuerbaren Energien fordert ein kohärentes Gesamtkonzept, das mindestens die erwähnten Konzepte - die Liste ist nicht vollständig - adäquat abholt, wenngleich ein paar derselben in Spannung zu einander stehen.

* Vgl hierzu insbesondere: Wasserstoff-Pipeline Burgenland-Wien in Planung

Warum ist Windenergie ein guter Partner für Wasserkraft und die Photovoltaik?

Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energiequellen erreicht die Windenergie ihr Erzeugungsmaximum in den Wintermonaten. Zwei Drittel der Produktion fallen zwischen Dezember und Mai an. Das macht die Windenergie zu einem guten Partner für Wasserkraft und Photovoltaik, bei der die Produktionsspitzen auf das Jahr bezogen diametral angesiedelt sind. Moidl meint an dieser Stelle:

Die Erneuerbaren sind die Lebensversicherung für die heimische Wirtschaft und der Garant für eine günstige Stromerzeugung für die Bevölkerung.
Stefan Moidl

Ausbau von Windkraft gefordert

Auf das ungenutzte Potenzial der Windkraft in Österreich abgehoben, räsoniert die österreichische Interessenvertretung für Windenergiebetreiber, mit Windparks auf nur 2 Prozent der Fläche Österreichs könnten jährlich 83 TWh Windstrom erzeugt werden. Das sei mehr als der gesamte derzeitige Stromverbrauch in Österreich. Von dieser Fläche blieben 99 Prozent zudem land- und fortwirtschaftlich nutzbar. Derzeit würden erst ca. 0,2 Prozent der Fläche Österreichs für die Windstromerzeugung genutzt werden. Ein bestimmtes Potenzial für den Windkraftausbau gäbe es in jedem Bundesland.

Zum ungenutzten Potenzial der Windkraft in Österreich meint Moidl: „Um dieses große Potenzial der Windenergie in Österreich auch tatsächlich ausnutzen zu können, müssen vor allem die Bundesländer aktiv werden und endlich geeignete Rahmenbedingungen für den Windkraftausbau schaffen [...] Das bedeutet, neue Flächen für die Windkraftnutzung auszuweisen und ausreichend Personal in den Genehmigungsbehörden einzustellen. Darüber hinaus braucht es auf Bundesebene eine Anpassung der Marktprämien, um der geänderten wirtschaftlichen Realität der gestiegenen Anlagenpreise Rechnung zu tragen.“