Fernwärme : Blackout-Prävention: Neue Power-to-Heat-Anlage in Wien

Urban Gardening-Terrasse am E-Heizer in der MV Spittelau; ? Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer, 11.8.2022

Die neue Power-To-Heat-Anlage Spittelau liefert bei Stromüberschuss umweltfreundliche Fernwärme für Wiener Haushalte.

- © Bild: Wien Energie/Christian Hofer

Wien Energie hat am Gelände der Müllverbrennungsanlage Spittelau eine neue Power-to-Heat-Anlage in Betrieb genommen. Diese wandelt überschüssigen Ökostrom in umweltfreundliche Fernwärme um. Das ist etwa dann der Fall, wenn besonders viel Wind weht und Windkraftanlagen mehr Strom produzieren, als in diesem Moment benötigt wird. Die Anlage ist damit ein wichtiger Baustein zur Netzstabilisierung und sorgt dafür, dass die wertvolle Energie nicht verloren geht. Wien Energie hat 4,9 Millionen Euro in die Anlage investiert, die ab sofort für noch mehr Versorgungssicherheit in Wien sorgt.

Vernetzung der Sektoren Wärme und Strom

Peter Hanke, Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke, meint zur neuen Anlage:

Die neue Power-to-Heat-Anlage hier in der Spittelau vernetzt die Sektoren Strom und Wärme intelligent und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Blackout-Vorsorge in Wien.
Peter Hanke

Wien Energie sorge mit der Anlage für noch mehr Netzstabilität und erzeuge dabei erneuerbare Fernwärme. So bringe man den Klimaschutz in der Stadt voran und garantiere auch im Energiesystem der Zukunft eine zuverlässige Energieversorgung für alle Wiener*innen, wie Hanke ergänzt.

155 Grad Celsius für die Fernwärme

Wenn im Stromnetz ein Überangebot besteht, dann erfolgt ein Abruf über den Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG). Wien Energie aktiviert in so einem Fall die Anlage innerhalb weniger Minuten. Wie eine Art „Riesen-Wasserkocher“ nutzen zwei Durchlauferhitzer mit jeweils 5 Megawatt Leistung den überschüssigen Strom und erhitzen Wasser auf rund 155 Grad Celsius. Dieses Wasser wird dann für die Fernwärmeversorgung in der Umgebung genutzt.
Karl Gruber, Geschäftsführer von Wien Energie, gibt zu bedenken, Wien Energie arbeite tagtäglich an einer sicheren Energieversorgung und dem Weg raus aus Gas bis 2040. In Zukunft werde es immer wichtiger, für Gleichgewicht im Energiesystem zu sorgen – und genau das mache die neue Power-to-Heat-Anlage von Wien Energie.

23.09.22-Wien Energie-Eröffnung der Power-To-Heat-Anlage
nbetriebnahme Power-to-Heat-Anlage Spittelau // Am Foto v.l.n.r.: Peter Hanke (Stadtrat), Karl Gruber (Geschäftsführer Wien Energie). - © Bild: Wien Energie/Robert Harson
Wird mehr Strom erzeugt als im Moment benötigt, können wir mit der Anlage diese wertvolle Energie nahezu ohne Wirkungsverluste in Fernwärme umwandeln.
Karl Gruber

Damit mache man die Energieversorgung für die Wienerinnen und Wiener sicherer, unabhängiger und nachhaltiger, sagt Gruber auch.

Gibt es weitere Power-to-Heat-Anlagen in Wien?

2017 hat Wien Energie bereits eine Power-to-Heat Anlage mit einer Gesamtleistung von 20MW in der Leopoldau in Betrieb genommen. Demselben Prinzip der neuen Anlage in der Spittelau folgend - nämlich wird hier der überschüssige Strom aus dem Netz in Elektroden-Kesseln zur Erhitzung von Wasser auf ca. 160 Grad Celsius genutzt - kann hier überschüssiger Strom von bis zu zehn Windkraftanlagen aufgenommen und in Wärme für die Versorgung von ca. 20000 Haushalten über das Fernwärmenetz umgewandelt werden.
Entscheidender Vorteil dieser Power-to-Heat-Anlagen ist neben der effizienteren Nutzung von Energie - es gehen quasi nur marginale Teile von (über-)produzierter Energie verloren -, sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Netzstabilität. Die Anlagen werden nur bei Bedarf eingeschaltet, wenn der Netzbetreiber, die Austrian Power Grid, im Fall eines Netzüberschusses die Anlage anfordert. Die Leistungsvorgaben werden innerhalb von nur fünf Minuten erreicht.*

* Vgl. hierzu auch: https://positionen.wienenergie...

Friedensreich Hundertwasser und Urban Farming

Das Gebäude der Anlage, die direkt am Gelände der Müllverbrennungsanlage Spittelau steht, ist dem Stil von Künstler Friedensreich Hundertwasser angepasst. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Hundertwasser hat Wien Energie die Fassadengestaltung umgesetzt. Bei der Errichtung des Gebäudes wurde zudem im Sinne der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft teilweise Ökobeton verwendet. Diesem speziellen Beton sind Baureste beigemischt, die beim Abbruch alter Gebäude entstehen.
Am Dach der Power-to-Heat-Anlage ist zudem eine Nutzfläche entstanden: Zwischen Hochbeeten und Sträuchern können Wien Energie-Mitarbeiter*innen gemeinschaftlich Tomaten, Paprika oder Kräuter anpflanzen. Bienenstöcke sorgen zudem für noch mehr Biodiversität in der Umgebung.

Power-to-Heat-Anlagen bei Strom-Überschuss & Kraftwerk Simmering bei Mangel erhöhen Netzstabilität

Die Power-to-Heat-Anlage Spittelau reiht sich ein in mehrere Anlagen von Wien Energie, die der Blackout-Vorsorge dienen. Wenn im Stromnetz ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herrscht, muss dies ausgeglichen werden. Ist zu wenig Strom vorhanden, springt Wien Energie mit dem Kraftwerk Simmering wie eine Art „Feuerwehr fürs Stromnetz“ ein und stabilisiert das Netz. Ist zu viel Strom vorhanden – wenn etwa viel Wind geht und Windräder mehr Strom erzeugen, als benötigt wird – braucht es zusätzliche Abnehmer. Seit 2017 betreibt Wien Energie deshalb bereits eine andere Power-to-Heat-Anlage in der Leopoldau, die mit Elektrodenkesseln arbeitet. Diese hat seit der Inbetriebnahme bereits über 38.000 Megawattstunden Wärme aus Überschussstrom erzeugt – das entspricht dem jährlichen Wärmebedarf von knapp 5.000 Wiener Haushalten.

FAQs Power-to-Heat-Anlage Spittelau:

  • Zwei Durchlauferhitzer mit je 5 Megawatt Leistung
  • Investition: 4,9 Millionen Euro
  • Erhitzt mit überschüssigem Ökostrom Wasser auf 155°C Grad Celsius
  • Direkte Einspeisung der Wärme in das Fernwärmenetz
  • Urban Farming am Dach der Anlage für Wien Energie-Mitarbeiter*innen