Werksbesichtigung in Barcelona : Wärmepumpen aus Europa für Europa
„Wir produzieren Wärmepumpen in Europa für Europa“ – so lautet die Devise von Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning, einem Hersteller von Klima- und Wärmepumpenlösungen u. a. für den europäischen Markt.
Anfang Juni luden der Hersteller Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning und das Unternehmen Aersys – ein österreichischer Distributor, der seit Anfang 2023 nun auch das gesamte Produktsortiment des Herstellers führt – die Firma Technocold, Großhandelspartner für Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning Wärmepumpen in Österreich, und das Fachmagazin HLK zu einer Werksbesichtigung nach Spanien, Vacarisses (Provinz Barcelona). Neugierig dieser Einladung gefolgt, konnte man sich ein Gesamtbild von den Einrichtungen in Vacarisses machen und auch davon, wie der Hersteller eine führende Rolle bei der Dekarbonisierung Europas spielen möchte – insbesondere, wenn es um die Wärmewende durch erneuerbare Heizsysteme geht.
Wer ist Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning?
Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning wurde 2015 als Joint Venture zwischen Hitachi Appliances, Inc. (jetzt Hitachi Global Life Solutions, Inc.) und Johnson Controls, Inc. gegründet. Hitachi Appliances gliederte sein Klimageschäft aus und brachte es in das Joint Venture ein. Johnson Controls erwarb einen Anteil von 60 % an dem ausgegliederten Geschäft und Hitachi Global Life Solutions, Inc. ist weiterhin zu 40 % an diesem Unternehmen beteiligt.
Mit diesem Joint Venture haben sich zwei starke, 100 Jahre alte Unternehmens-Kulturen und -Geschichten zu einem neuen Unternehmen zusammengeschlossen, das seinen gemeinsamen Kunden ein vielfältiges Produktportfolio in der Klimabranche bieten möchte.
Umschwung am europäischen Heizungsmarkt
Europa befindet sich in einem Umschwung, geht es darum, Energiesektor, Wärmesektor und Mobilitätssektor von einer nicht-nachhaltigen Nutzung fossiler Energieträger in die Richtung einer nachhaltigen Nutzung erneuerbarer Energien zu rücken. Was unter dem Themenblock Energiewende oder gar Klimawende aktuell sprachlichen Eingang in brisante politische Diskussionen findet, liegt längst nicht mehr in ferner Zukunft. Es wird bereits forciert, Vorhaben wie die Dekarbonisierung verschiedenster Sektoren, damit einhergehend eine Sektorenkopplung oder gar die sog. Wärmewende in eine möglichst zukunftsfitte Praxis überzuführen.
Für den nationalen und internationalen Heizungsmarkt bedeutet dies eine Kehrtwende. Wie viele Technologien als Big-Player dieser Wärmewende schließlich in Frage kommen und ob all diese auch europaweit, nicht bloß in Österreich, so verstanden werden, sei erst einmal dahingestellt. Auch wenn Technologieoffenheit dabei einen Schlüssel zum Erfolg schmiedet, kandidieren Wärmepumpen (WP) hier ganz besonders – gewinnen sie doch einen Großteil der bereitzustellenden Wärmleistung aus der Umwelt und liegen im Interesse von Elektrifizierungstrategien oder Dekarbonisierungspfaden. Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor dieser Technologie: Mit WP lässt sich nicht bloß energieeffizient heizen, diese können auch kühlen – ein Thema, das immer mehr an Nachfrage genießt und auch ganzheitlich betrachtet in die Energiewende hineingedacht gehört.
Was das für Wärmepumpen-Hersteller bedeutet
Die Nachfrage von WP mag unter anderem durch eben genannte Faktoren in letzter Zeit massiv gestiegen sein. Und der Trend scheint in naher Zukunft nicht abzuflachen. Selbst für namhafte WP-Hersteller bedeutet dies, dass sie ihre Produktionskapazitäten heben müssen, um kompetitiv zu bleiben. Auch die Produktion für den europäischen Markt in Europa selbst gewinnt immer mehr an Bedeutung. Einige aktuelle Branchengeschehnisse – von Unternehmensexpansionen, der Neuerrichtung von Produktionswerken in Europa bis hin zu strategischen Verkäufen einzelner Geschäftsbereiche, etc. – scheinen dies zu unterstreichen.
Ein weiterer Trend am WP-Markt liegt in der Produktionsoptimierung für den europäischen Markt. Hier wollen meist eigene Entwicklungszentren der Hersteller speziell für diesen Markt ausgelegte, designte, eben optimierte und konstruierte Lösungen schaffen – damit man sich als namhafter Hersteller von anderen abheben und ein hohes Maß an Qualität sichern kann.
Ein solcher Hersteller ist auch Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning mit seiner dafür ausgelegten europäischen Fabrik in Vacarisses und einem eigenen Entwicklungszentrum am Standort.
Produktionsstandort Vacarisses
Der Standort in Vacarisses erstreckt sich über 40.000m2 und beherbergt das europäische Produktionswerk des Herstellers. Neben einem Produktionswerk sitzen dort auch ein eigens für den europäischen Markt ausgelegtes Design- und Technikzentrum resp. Entwicklungszentrum, ein Kalorimeter für Produkttests, ein Schauraum, um die Marke zu präsentieren, ein Schulungszentrum, in welchem man sich mit den neuesten Technologien vertraut macht, und ein automatisches Ersatzteillager.
Die Fabrik in Vacarisses wurde vor 30 Jahren aus der Taufe gehoben und erfuhr seither ein ständiges Wachstum – ganz besonders in letzter Zeit sucht man, dem merklichen Trend am europäischen Heizungsmarkt nicht bloß zu folgen. Denn wer hier führend wirken wolle, müsse vorrausschauend handeln können, wie es im Rahmen der Besichtigung auch hieß.
Dies bedeutet auch, das Thema Fachkräfte entsprechend mitzudenken – und so pointierte man seitens Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning:
Die Mitarbeiter sind einer der wichtigsten Aktivposten bei Johnson Controls-Hitachi: In einem so wettbewerbsintensiven HLK-Markt ist die Gewinnung von Talenten für uns der Schlüssel zu weiteren Innovationen und Wachstum. Aus diesem Grund haben wir einen Talentakquisitionsplan für Ingenieure. Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2025 100 Produktingenieure zu erreichen: Im Moment haben wir mehr als die Hälfte geschafft. Heute haben wir etwa 1500 Ingenieure weltweit.Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning
Neben ausreichend Fachpersonal und einer adäquat skalierten Produktion nimmt nun auch das Entwicklungszentrum eine wesentliche Rolle am Standort ein. Die HLK wollte im Zuge der Besichtigung wissen, was ebendieses Zentrum auszeichne. Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning gab darauf zu bedenken, durch die Anbindung seines Entwicklungszentrums an das gesamte Unternehmen sei man in der Lage, die Bedürfnisse seiner Kunden sehr genau zu erkennen und direkt und aus erster Hand die geeignetsten technischen Lösungen für ihre Bedürfnisse und Herausforderungen zu finden. Diese Verbindung werde während des gesamten Entwicklungsprozesses hergestellt, von der Konzeptionierung, wenn das Basisdesign festgelegt werde, bis hin zu den Prototypentests, wenn das Produkt zum ersten Mal auf dem Markt eingeführt werde, um zu bestätigen, dass die Designlösungen die Erwartungen erfüllen würden. Auf die Frage hin, worin sich für Europa entwickelte Produkte im Detail von anderen unterscheiden, gab der Hersteller als Antwort:
Die Yutaki-Systeme wurden speziell für den EU-Markt entwickelt, und auch andere Regionen außerhalb der EU nutzen die Vorteile dieser speziellen, für die EU bestimmten Produkte. Die Hauptunterschiede ergeben sich aus den lokalen Regularien, die wir je nach Land einhalten.Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning
Produkte aus Europa für Europa
Die Geschäftsbereiche von Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning in Europa umfassen alle Vertriebs-, Betriebs- und Serviceaktivitäten für die gesamte Produktpalette an Klimaanlagen der Marke Hitachi in Großbritannien und Irland, Spanien und Portugal, Italien, Frankreich, Mittel- und Osteuropa sowie der Türkei.
Die HLK wollte hierbei wissen, ob die Produktion im Werk in Spanien tatsächlich den gesamten europäischen WP-Markt von Hitachi-Produkten deckt.
Wir können sagen, dass etwa 80-90% des kommerziellen Hitachi-Katalogs in allen europäischen Ländern in diesem Werk hergestellt werden (die gesamte ATW-Hitachi-Produktpalette wird in Spanien hergestellt).Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning
, so der Hersteller. Wie man dem ergänzte, sei insbesondere die Produktion kleinerer Wärmepumpen von Japan nach Spanien verlagert, wobei 100 % der IDU/ODU(Indoor-/Outdoor-Units) dieser Geräte in der EU hergestellt und entwickelt werden würden.
Austrian Air & Cooling Innovention: Wärmepumpen im Fokus am 9.November
Das Fachmagazin HLK veranstaltet heuer gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft der Kältetechnik (ÖGKT) eine Doppelveranstaltung, bei der die Lüftungs- und die Klima-/Kälte-WP-Branche zusammentreffen. Die Wärmepumpen-Thematik wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Denn obwohl Wärmepumpen als „Big-Player“ der Wärmewende gelten – es müssen noch Herausforderungen wie die Schallschutzthematik, eine nötige Netzwende, die F-Gase-Thematik (Kältemittel) uvm. gemeistert werden. Genau das wird am 09. November bei der Austrian Air & Cooling Innovention (AACI) in Wien ganz speziell thematisiert.
Stakeholder, Branchenvertreter, Planer, Ausführende können sich auf spannende Vorträge, Show Acts, Aussteller, Podiumsdiskussionen einstellen. Allein durch die angesprochenen Fragen (Herausforderungen) bei Wärmepumpen, die am 09.11.2023 profunde Antwort erhalten, wird die Austrian Air & Cooling Innovention von HLK und ÖGKT äußerst spannend – lesen Sie mehr dazu hier (und halten Sie sich diesen Termin frei).
Aktuelle Lieferzeiten
Eine Frage, die jetzt noch brennt: Wie ist es um aktuelle Lieferzeiten bestellt? Konkreter: Wenn man heute eine Yutaki WP (z. B. 12 kW Heizleistung) bestellt, wann erreicht diese Einheit den Distributer Aersys resp. die Firma Technocold in Österreich? Gregor Gstaltner, Geschäftsführer von Aersys, gab darauf folgende Antwort:
Derzeit hat sich die Liefersituation entspannt, nicht bei allen Modellen, aber im Gesamten gesehen. D.h. die Lieferzeit liegt derzeit im Schnitt bei 14 Tagen, wenn nicht lagernd bei unserem Grosshandelspartner der Firma Technocold – bedingt durch mehrere europäische Lager und die Produktion in Spanien sowie auch die meisten Zulieferer in Spanien und Europa.Gregor Gstaltner
Seitens Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning wusste man hier zu ergänzen, spezielle Prognosesysteme, die Produktion vor Ort und der enge Kontakt zu seinen Partnern ermögliche es, die Produktion entsprechend der erwarteten Nachfrage anzupassen und zu planen. Zusätzlich zu den Lagern von Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning in ganz Europa würden die Partner des Herstellers auch ihre eigenen Bestände verwalten, um den Marktbedarf zu decken.
Bei der Führung durch die Produktion fielen außerdem die flexiblen Produktionslinien ins Auge, für welche der Hersteller betonte, diese würden es erlauben, beim Ausfall einzelner Produktionslinien, die gesamte Produktionskapazität aufrechtzuerhalten. Auch das Konzept, eine ODU-Linie zu verwenden, die mit allen IDU-Typen verbunden werden könne, helfe bei der Verwaltung des Lagers enorm.
Da wir in Österreich über Distributoren verkaufen, wird die Verfügbarkeit in erster Linie von diesen verwaltet. Unsere Partner und wir sind fest entschlossen, dem Markt immer den besten Service zu bieten.Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning
, so der Hersteller schließlich.
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Während der Führung durch das Produktionswerk durften leider - aber auch verständlich warum - keine Fotos gemacht werden. Folgendes Video darf hier dennoch ein paar wenige Einblicke geben: