Gasausstieg : Österr. Filialist dreht den Gashahn ab und setzt auf Erneuerbare

V.l.n.r. Andrea Renezeder (Managerin Expansion international) und Thomas K?ck (Gesch?ftsf?hrer).

V.l.n.r. Andrea Renezeder (Managerin Expansion international) und Thomas Köck (Geschäftsführer).

- © Bild: dm/Wolfgang Lienbacher

Was als ökologische Maßnahme gestartet wurde, erhält nun durch die Energiekrise einen Turbo: Innerhalb weniger Monate dreht dm drogerie markt im Verteilzentrum Enns sowie in der Salzburger Zentrale den Gashahn ab und steigt auf Wärmepumpentechnologie und Solarenergie um. Auch in den Filialen läuft ein ehrgeiziges Programm zur Umrüstung: Drei Viertel der österreichischen Filialen (282 von 386 Standorte, 73 %) sind bereits gasfrei, weitere 69 (18 %) sollen zügig auf alternative Energieträger umgestellt werden.

DM setzt auf energetische Sanierung und Bewusstseinsbildung bei den Mitarbeitern

Die Energieversorgung der Filialen, Verteilzentren und der dm Zentralen ist ein Brennpunkt des internationalen dm Entwicklungsprogramms „Project Tomorrow“: In Österreich setzt dm bereits seit 12 Jahren ausschließlich1 auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen, 2019 wurden 10.000 m2 Photovoltaikanlagen auf dem dm Verteilzentrum Enns installiert, erste Solaranlagen auf Filialen sind im Testbetrieb. Dazu kommen umfangreiche Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs durch millionenschwere Investitionen in neue Technologien und Gebäudedämmung sowie durch Bewusstseinsbildung bei den dm Mitarbeitern.

1Mit Ausnahme weniger Filialen, die aufgrund spezieller Situationen in Einkaufszentren ihren Strombezug nicht unabhängig vom Center steuern können.

Ausstieg aus Gas durch Wärmepumpe in Kombination mit Ökostrom

Gewissermaßen einen „Turbo“ hat Österreichs größte Drogerie nun beim Ausstieg aus Gas eingelegt: Bereits im November sind im Verteilzentrum Enns neue Wasser-/Wasser-Wärmepumpen für Heizung und Kühlung einsatzbereit, das neue dm dialogicum in Salzburg-Wals wird kurzfristig mit Brunnenanlagen zum Heizen und Kühlen nachgerüstet, die mit Jahreswechsel in Betrieb gehen und für die derzeit 104 Filialen, die noch ganz oder teilweise mit Gas versorgt werden, wurde ein ehrgeiziger Masterplan zur Umrüstung in Angriff genommen. Dm Geschäftsführer Thomas Köck erklärt, man schaffe an seinen Zentralstandorten - dem dm dialogicum in Salzburg und dem Verteilzentrum Enns – innerhalb weniger Monate einen Systemwechsel:

Die neuen Brunnenanlagen ergänzen die bereits vorhandenen Kapazitäten aus Ökostrom und Sonnenkraft; Gas beziehungsweise Fernwärme sind dann nur mehr ein Back-up für Störfälle.
Thomas Köck

Wie tief muss ein Brunnen für eine Wärmepumpe sein?

Die Tiefe des sogenannten Förderbrunnens, über welchen die Wärmequelle (Grund-)Wasser über ein entsprechendes Pumpsystem, etc. zum Verdampfer(Wärmetauscher) der Wärmepumpe geleitet wird, hängt in erster Linie vom jeweiligen Grundwasserspiegel ab und richtet sich nach diesem.
Erfahren Sie in dem Artikel Die Wärmepumpe: Geschichte – Technologie – Markt u.a. welche Wärmepumpen-Arten es gibt, was diese auszeichnet und wie eine Wärmepumpe funktioniert. Hier erfahren Sie auch mehr über sogenannte Wasser-/Wasser-Wärmepumpen, was es mit Förderbrunnen und dem sogenannten Schluckbrunnen auf sich hat.

Wo es nicht geht - soll grünes Gas helfen

Dass ein Völliger Ausstieg aus Gas - speziell auch in allen Filialen - nicht so einfach gelingt, weil viele Faktoren hier mitspielen, ist Köck bewusst. Hierzu meint er, in den Filialen sei die Umrüstung komplizierter:

Aktuell nutzen wir noch in 104 von 386 Filialen in irgendeiner Form Gas – oft jedoch nur isoliert zum Beispiel für den Torluftschleier an den Eingangstüren, [...]
Thomas Köck

[...], sodass einerseits die Mengen klein und andererseits eine Umrüstung technisch relativ einfach möglich sei, wie er ergänzt.
Filialen, die derzeit noch Gas nutzen, werden bei Umbaumaßnahmen vorgereiht, um den endgültigen Ausstieg zu beschleunigen. Aber auch hier weiß Köck um die aktuell schwierige Marktsituation:

Bei der Geschwindigkeit der Maßnahmen sind wir leider durch die Verfügbarkeit von Fachfirmen sowie Lieferengpässe gebremst.
Thomas Köck

Einige wenige Läden, die technisch nicht umrüstbar sind, sollen auf „grünes Gas“ umgestellt werden. Letztlich könnte eine Anzahl von rund 10 Filialen am Gasnetz verbleiben, weil die Energie durch den Vermieter bereitgestellt wird und dieser nicht zum Wechsel bewogen werden kann.

Gute CO2-Bilanz und Beitrag zur Resilienz der österreichischen Energieversorgung

Allein im Verteilzentrum Enns werden durch die Wärmepumpen jährlich 2 Millionen Kilowattstunden von Gas auf erneuerbare Energie umgestellt und damit rund 880 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Knapp eine weitere Million Kilowattstunden und rund 412 Tonnen CO2 bringt die Nachrüstung am Zentralstandort Salzburg-Wals. Parallel zu den ehrgeizigen Vorhaben in Österreich wurden auch in den anderen mittel- und südosteuropäischen dm Ländern vergleichbare Programme gestartet.
Geschäftsführer Thomas Köck pointiert überdies, beim Ausstieg aus Gas gehe es um Versorgungssicherheit und Kalkulierbarkeit, es gehe aber auch um die Tatsache,

[...] dass jeder Haushalt und jedes Unternehmen sein Bestes geben muss, damit wir in Österreich in Summe über den Winter kommen und dort genug Gas haben, wo es noch keine Alternativen gibt!
Thomas Köck

Dm geht dem also mit gutem Beispiel voran.