Meinungsforschung/Studie : Wie Österreich über Fracking denkt

Studie zur Meinung der Österreicher über Fracking

Wie Österreich über Fracking denkt und was damit assoziiert wird, will eine Studie des Online Marktforschungsinstitut Marketagent aufdecken.

- © Bild: Marketagent

Fracking, die Förderung von Gas aus tieferliegenden Gesteinsschichten durch das Einbringen von Chemikalien, stand in Österreich bisher sowohl gesellschaftlich als auch politisch auf dem Abstellgleis. Doch in Zeiten von Ukrainekrieg, explodierenden Gaspreisen und Energiekrise ist eine neue Diskussion über die heimische Erdgasförderung entbrannt. Das Online Marktforschungsinstitut Marketagent hat daher in einer aktuellen Studie 500 Österreicher*innen zu ihrer Meinung hinsichtlich der Förderung von Schiefergas befragt. Das Fazit: Zwar ist die Einstellung gegenüber Fracking hierzulande weiterhin eher zurückhaltend, neue und umweltfreundlichere Methoden - sogenanntes Bio Fracking - sowie der Druck auf dem Energiemarkt könnten aber ein Umdenken in Gang setzen.

Was ist Fracking Gas und wieso ist dieses umstritten?

  • Fracking gilt als ein Verfahren, mit dem sich Erdgas aus undurchlässigem Gestein lösen lässt. Dieses Gas nennt man auch „unkonventionelles Erdgas" oder eben Fracking Gas. Bei dem Gestein handelt es sich oft um Tonstein - unter Druck und Temperatur umgewandelter, meist dünnblättrig spaltender Tonstein wird als Tonschiefer bezeichnet -, darum spricht man umgangssprachlich auch von Schiefergas.
  • Fracking gilt als umstrittenen Methode, da sie in konventioneller Weise aus mehreren Gründen umweltbelastend/umweltschädlich ist.

Was ist Bio Fracking?

Die auch als "Bio Enhanced Energy Recovery" (BEER) bezeichnete alternative Fördermethode verspricht im Vergleich zu herkömmlichen Fracking-Verfahren umweltfreundlich(er) zu sein. Hierzu gibt es auch ein interessantes 2-teiliges Paper der Montanuniversität Leoben (siehe hierzu: Teil 1, Teil 2).
Als Fracking-Flüssigkeit, welche zur Erzeugung von Frakturen im unterirdischen Gestein und zum Transport der Stützmittel dient, wird beim sog. BEER Wasser mit u.a. Kaliumcarbonat (K2CO3) herangezogen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fracking-Flüssigkeiten, bei denen Chemikalien - zum Beispiel Säuren, Biozide und Stoffe, die die Reibung und Viskosität der Flüssigkeit verändern, aber eben umweltschädlich sind - beigesetzt werden, verspricht Kaliumcarbonat prima facie umweltfreundlich zu sein.
Politische Forderungen auf eine Prüfung dieser Möglichkeiten von heimischem Bio Gas-Fracking gibt es bereits - beispielsweise von Bundesobmann der Fachliste der gewerblichen Wirtschaft, KommR Detlev Neudeck. Hier lesen Sie mehr dazu.

Studiensteckbrief

Fracking in Österreich - Erdgasförderung im Spannungsfeld von Versorgungssicherheit und Umweltrisiko:

  • Methode: CAWI | Computer Assisted Web Interviews
  • Instrument: Online-Interviews über die Marketagent reSEARCH Plattform
  • Erhebungszeitraum: 29.07.2022 – 05.08.2022
  • Sample-Größe: n = 500 Netto-Interviews
  • Kernzielgruppe: Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren
  • Quotensteuerung: Sample repräsentativ für die österreichische Bevölkerung / randomisiert
  • Studienumfang: 15 Fragen
Fracking in Österreich
Erdgasförderung im Spannungsfeld von
Versorgungssicherheit und Umweltrisiko
Fracking in Österreich Erdgasförderung im Spannungsfeld von Versorgungssicherheit und Umweltrisiko, Sept. 22 - Zusammensetzung des Samples | n = 500 - © Bild: Marketagent/Marketagent.com online reSEARCH GmbH

Wer nichts weiß, muss alles glauben?

Mit dem Wissen über Fracking ist es in der heimischen Bevölkerung nicht weit her. Fast jede*r Zweite schätzt sich selbst als schlecht informiert ein, lediglich 15% betrachten ihre Kenntnisse als gut. Auch, dass es in Österreich durch Fracking erschließbare Gasvorkommen gibt, war der Mehrheit vorher nicht bewusst. Dennoch ist die grundsätzliche Einstellung gegenüber der Schiefergas-Förderung eher ablehnend. 43% bewerten Fracking allgemein als negativ, weitere 41% als neutral und nur rund jede*r Sechste hat eine positive Meinung. Auch im Detail ist die Wahrnehmung der Fracking-Methode sehr verhalten. Lediglich 17% halten die Schiefergasgewinnung für sicher, nur 15% für vertrauenswürdig. Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit attestieren ihr gar nur jeweils rund 12%. Damit hat das Fracking hierzulande ein ähnlich schlechtes Standing wie etwa die Atomenergie.

Ungeachtet dessen würde rund die Hälfte der Befragten (52%) die Erschließung der heimischen Vorkommen mittels Fracking zumindest eher befürworten. Unter Anwendung der an der Montanuni Leoben entwickelten umweltfreundlicheren Fracking-Methode (BEER) ohne Einsatz von Chemikalien erhöht sich die Zustimmung sogar auf 64%. Die Vorteile, die man sich von der Schiefergasförderung in Österreich erhofft, sind vor allem die Reduzierung der Abhängigkeit von Erdgasimporten (54%) und die Versorgungssicherheit (42%). 39% heben positiv hervor, dass die Energie regional erzeugt wäre, und 37% erwarten sich mehr Unabhängigkeit von Russland.

Fracking in Österreich Erdgasförderung im Spannungsfeld von Versorgungssicherheit und Umweltrisiko, Sept. 22 - Vorteile von Fracking in Österreich

- © Bild: Marketagent/Marketagent.com online reSEARCH GmbH

Den Österreicherinnen und Österreichern ist aber durchaus (vor-)bewusst, dass Fracking auch Nachteile mit sich bringt. Mehr als die Hälfte rechnet mit Umwelt- bzw. Klimaschäden (53%), 46% äußern Bedenken hinsichtlich des hohen Wasserverbrauchs, der mit dieser Methode einhergeht. 44% fehlen noch ausreichend Erkenntnisse über langfristige Umwelt- und Gesundheitsgefahren. Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent, fasst die Datenlage zusammen, alles in allem würden die Ergebnisse zeigen, dass sich die Einstellung der heimischen Bevölkerung gegenüber Fracking in einem schwierigen Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und Umweltschutz, aber auch dem Bedürfnis nach Versorgungssicherheit mit dem Rohstoff Gas bewege.

Fracking in Österreich Erdgasförderung im Spannungsfeld von Versorgungssicherheit und Umweltrisiko, Sept. 22 - Nachteile von Fracking in Österreich

- © Bild: Marketagent/Marketagent.com online reSEARCH GmbH

Das spiegelt sich auch gut in dem Ergebnis wider, dass 6 von 10 der Ansicht sind, die Nicht-Nutzung von Gasvorkommen in Österreich mittels Fracking wäre Verschwendung. Andererseits spricht sich die überwiegende Mehrheit klar für alternative Energiequellen aus. Mehr als 80% der Befragten sind der Meinung, dass aufgrund der aktuellen Krise der Ausbau erneuerbarer Energieträger so schnell wie möglich vorangetrieben werden sollte.

Fracking in Österreich Erdgasförderung im Spannungsfeld von Versorgungssicherheit und Umweltrisiko, Sept. 22 - Zustimmung zu folgenden Aussagen

- © Bild: Marketagent/Marketagent.com online reSEARCH GmbH

Neben alternativen Energiequellen sind derzeit auch Sparmaßen ein großes Thema in der heimischen Bevölkerung. 7 von 10 sprechen sich dafür aus, dass öffentliche und kommerzielle Beleuchtungen reduziert werden, 59% befürworten Einsparungen bei Straßenlaternen. Aber auch in den eigenen vier Wänden ist geplant, den Gürtel enger zu schnallen. 9 von 10 Befragten werden Energiesparmaßnahmen setzen: Mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher will im kommenden Winter beim Strom bzw. beim Heizen sparen, 49% streben einen geringeren Spritverbrauch an.

Fracking in Österreich Erdgasförderung im Spannungsfeld von Versorgungssicherheit und Umweltrisiko, Sept. 22 - Vertretbare Möglichkeiten zur Energieeinsparung

- © Bild: Marketagent/Marketagent.com online reSEARCH GmbH

Fracking in Österreich Erdgasförderung im Spannungsfeld von Versorgungssicherheit und Umweltrisiko, Sept. 22 - Umsetzung folgender Energiesparmaßnahmen

- © Bild: Marketagent/Marketagent.com online reSEARCH GmbH

Über Marketagent

Marketagent sieht sich gleichermaßen als Pionier und Innovationsführer der digitalen Markt- und Meinungsforschung in Österreich. Mit einem Fokus auf quantitative und qualitative Consumer Research Projekte realisiert Marketagent jährlich über 1.300 Studien an den Standorten Baden, Wien, Maribor und Zürich. Das Herzstück seines Instrumentariums ist ein mehr als 2.300.000 Personen umfassendes Online-Panel, welches im Januar 2010 als erster Access Pool der D-A-CH-Region ISO-zertifiziert und im Jänner 2022 nach der aktuellsten ISO Norm 20252 rezertifiziert wurde. Zu seinen Kunden zählen nationale und internationale Top-Unternehmen wie die Telekom Austria AG, Bank Austria, McDonald‘s, Spar, die Österreichische Post AG, Generali oder Hervis. Die Themenfelder und Forschungsschwerpunkte sind vielfältig und decken sämtliche Bereiche der Markt- und Meinungsforschung ab.

www.marketagent.com