proPellets Austria : Kommt nun eine gesetzliche Pelletbevorratungspflicht?

1 ton of wooden pellets packed in 15kg bags. Wooden pellets stacked in plastic bags. Heating fuel is delivered to the household to heat interiors in winter. Sustainable future concept.
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Heute, 17.01.23, wurde von proPellets Austria in einer Pressekonferenz einerseits die Forderung nach, andererseits ein Modell zu einer gesetzlichen Pelletbevorratungspflicht vorgelegt. Die Intentionen spannen sich von einer zu erreichenden höheren Versorgungssicherheit bis hin zu damit einhergehenden stabileren Preisen - waren doch speziell auch die Pelletpreise 2022 von drastischen Schwankungen betroffen.
Der Forderung von proPellets Austria folgend, sollen Händler:innen und Produzent:innen von Pellets demnach verpflichtet werden, einen bestimmten Prozentsatz der im Vorjahr verkauften Ware zu bevorraten.

Zahlen und Fakten zu Pellets

Pelletheizungen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit: Im Jahr 2021 wurden mit 12.000 Anlagen um 50 Prozent mehr Pelletheizungen installiert als im Jahr davor. Noch stürmischer wuchs der Markt 2022. Schätzungen zufolge wurden über 22.000 neue Pelletheizungen installiert.
In Österreich wurden 2021 in 40 Werken rund 1,6 Millionen Tonnen Pellets produziert. Rund 1,2 Millionen Tonnen wurden im Inland verbraucht und rund 800.000 Tonnen vorwiegend nach Italien exportiert. Rund 400.000 Tonnen wurden aus Deutschland, Tschechien und Rumänien importiert. In den nächsten 3 Jahren werden in Österreich elf neue Pelletierwerke dazu kommen, von denen die meisten bereits im Bau sind oder eben begonnen haben zu produzieren.

Pellets liegen im Trend

Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria und Präsident der World Bioenergy Association, meint hinsichtlich der Energieversorgung mit Pellets:

Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria
Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria - © Bild: Wilke/proPelletsAustria
Pellets werden eine immer wichtigere Rolle für die Energieversorgung in Österreich spielen. [...] Schon jetzt setzen über 180.000 Haushalte, zahlreiche Gewerbebetriebe, Schulen, Kindergärten und Altersheime auf eine gesicherte Versorgung mit Pellets.
Christian Rakos

Welche Auswirkungen hatte der Ukrainekrieg auf die europäischen Pelletmärkte?

Durch den Krieg in der Ukraine kam es europaweit zu Versorgungsengpässen, da einige Länder in der Vergangenheit jährlich rund 3,5 Millionen Tonnen Pellets aus Russland, Weißrussland und der Ukraine importiert haben. Vorgezogene Käufe und Hamsterkäufe von Kund:innen verschlimmerten die Situation zusätzlich und führten zu langen Lieferzeiten und massiven Preissteigerungen in ganz Europa. Die Preissteigerungen in Österreich waren dabei im Vergleich deutlich niedriger als in anderen Märkten wie Deutschland, Frankreich oder Italien.
Im Herbst pendelte sich der Preis schließlich auf einem hohen Niveau ein und begann Ende des Jahres wieder zu sinken. Im Dezember 2022 kam es in Österreich bereits zu einem markanten Preisrückgang von 10,2 Prozent gegenüber dem Vormonat.*
Könnte eine gewisse Bevorratung hier künftigen Versorgungs-Disruptionen und Preisschwankungen entgegenwirken?

*Anm.: Heizöl sei im Dezember rund 20 Prozent teurer gewesen als Pellets, Heizen mit einem neuen Erdgasvertrag koste aktuell mehr als doppelt so viel wie mit Pellets - wie in der heutigen(17.01.23) Pressekonferenz pointiert wurde. Somit würden Pellets nach wie vor den mit Abstand günstigsten Komfortbrennstoff darstellen.

Gründe für eine nötige Pelletsbevorratung

Die Bereitstellung einer sicheren Energieversorgung mit Holzpellets ist mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Kälteperioden lassen den Verbrauch abrupt ansteigen, und behindern gleichzeitig die Produktion. Auch Schwankungen bei der Rohstoffverfügbarkeit können auftreten, etwa bei konjunkturbedingten Einbrüchen bei der Holzverarbeitung. Dazu kommt noch der Einfluss plötzlicher Verbrauchssteigerungen durch den Boom bei Pelletheizungen oder gänzlich unerwarteter Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine.

Der Verein proPellets Austria, dem die überwiegende Mehrheit der Produktions- und Handelsunternehmen sowie der Kesselhersteller angehören, hat bereits im Jänner 2019 einen einstimmigen Vorstandsbeschluss gefasst, der Regierung eine Bevorratungspflicht vorzuschlagen. Diese sei auch im Regierungsprogramm verankert und solle in Zukunft für alle Kund:innen eine hundertprozentige Versorgungssicherheit gewährleisten.

Rakos plädiert an dieser Stelle, das letzte Jahr zeige deutlich:

Was für Öl und Gas schon längst gilt, muss auch für Pellets umgesetzt werden. Die Einrichtung verpflichtender strategischer Reserven ist dringend notwendig, damit sich die Ereignisse des letzten Jahres nicht wiederholen.
Christian Rakos

Konkreter Vorschlag zur gesetzlichen Verankerung einer Pelletbevorratungspflicht

Der Vorschlag von proPellets sieht vor, alle Unternehmen, die Pellets in Österreich in Umlauf bringen, einer Bevorratungspflicht zu unterwerfen. Das betrifft Pelletproduktionsunternehmen sowie Importeure. Eckpunkte der vorgeschlagenen Regelung sind, sowohl eine saisonale, als auch eine strategische Bevorratung verbindlich zu verankern. Der Vorschlag diskutiert die Kontrollmöglichkeiten und macht Vorschläge, wie es zu einer Freigabe der Reserven kommen kann. Auch die Kosten für die Bevorratung werden berechnet. Diese liegen bei ein bis zwei Prozent des Verkaufspreises und sind von der Pelletwirtschaft zu tragen.

1) Saisonale und strategische Bevorratung

    Eine saisonale Reserve von fünf Prozent der im Vorjahr in Österreich in Verkehr gebrachten Ware muss von den verpflichteten Unternehmen bis 1. Dezember nachgewiesen werden. Dieser Lagerbestand kann dann ab 15. Dezember wieder zur Versorgung des Marktes ausgeliefert werden, zumal die meisten Produktionsunternehmen über Weihnachten geschlossen haben. Lagerbestände können sich sowohl in Österreich, als auch im Ausland befinden, wenn sich der Standort in Grenznähe befindet.
    Zusätzlich ist eine dauerhafte strategische Reserve von fünf Prozent der Vorjahresmenge aufzubauen. Diese Reserven müssen sich auf österreichischem Bundesgebiet befinden.
    Um Verwerfungen auf dem Markt zu vermeiden, soll der Aufbau der Lagerbestände bis zum 1. Dezember 2024 zulässig sein. Bis 1. Dezember 2023 soll die Hälfte der vorgeschriebenen Mengen erreicht werden.

    2) Kontrolle der bevorrateten Menge

    Die automatisierte elektronische Überwachung des Lagerstands in Pelletsilos ist unkompliziert und kostengünstig umsetzbar. Mit einer Software lassen sich diese Lagerstände jederzeit zentral überprüfen.
    Manche Unternehmen nutzen auch Hallen, in denen Pellets aufgeschüttet werden, bzw. Lager, in denen Pelletsäcke auf Paletten aufbewahrt werden. In diesen Fällen ist eine regelmäßige Mengenmeldung durch die jeweiligen Unternehmen einzurichten und stichprobenartig zu überprüfen.

    3) Freigabe und Verteilung der strategischen Vorräte

    Eine Freigabe der strategischen Vorräte könnte auf Basis einer Empfehlung des Energielenkungsausschusses durch eine Verordnung des für Energie zuständigen Ministeriums erfolgen.
    Bei Freigabe der Vorräte können die Unternehmen die bevorratete Ware umgehend zur Versorgung der Kund:innen in Umlauf bringen. In diesem Fall haben die Verpflichteten dafür zu sorgen, dass die Vorräte möglichst rasch ausgeliefert werden.

    4) Kosten der Pelletbevorratung

    Eine Kalkulation der Kosten der Bevorratung wurde von proPellets auf Basis von Expertenschätzungen durchgeführt. Diese Berechnung beinhaltet die Kosten des gebundenen Kapitals, Kosten des Transports zum Lagersilo, Kosten der Befüllung und Entleerung, den Lagerzins sowie Verluste durch die Absiebung des Pellets vor der Auslieferung zu den Kund:innen. In Summe ergeben sich, je nach Marktpreis, Kosten zwischen 1,1 und 1,9 Prozent des Endkundenpreises. Da derzeit schon Ware, wenn auch in geringerem Ausmaß, gelagert wird, dürfte der tatsächlich anfallende zusätzliche finanzielle Aufwand noch geringer sein.
    Damit die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden, könnten Unternehmen, die den Vorgaben nicht nachkommen, zu Strafzahlungen in doppelter Höhe der ursprünglich veranschlagten Kosten der Bevorratung verpflichtet werden.

      Rakos meint an dieser Stelle, es sei wichtig, dass nach so einer turbulenten Zeit auch wieder Ruhe am Pelletmarkt einkehre. Kund:innen müssten sich auf eine stabile Versorgung verlassen können und genau das werde mit einer Bevorratungspflicht erreicht.

      Wir haben den politischen Entscheidungsträger:innen unser Modell bereits vorgestellt und hoffen, dass es jetzt bald zu einer legistischen Umsetzung kommt.
      Christian Rakos

      Ist eine gesetzliche Pelletbevorratungspflicht sinnvoll?

      Das von proPellets Austria vorgelegte Modell wurde den politischen Entscheidungsträger:innen bereits vorgestellt. Es gilt nun, einen Entwurf der Bundesregierung und einen anschließenden möglichen parlamentarischen Prozess zum Gesetzesbeschluss abzuwarten. Im Zuge der Pressekonferenz gab Christian Rakos auf die Frage nach einem Zeitplan der Gesetzesfindung bekannt, die Hoffnung liege noch im heurigen Jahr.
      Einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Thema könnte die 7. Mitteleuropäische Biomassekonferenz vom 18. bis 20. Jänner 2023 im Messezentrum Graz leisten.
      Ist eine gesetzliche Verpflichtung zur Pelletsbevorratung wirklich sinnvoll? Reicht eine Bevorratungspflicht bloß für Österreich aus, respektive welche Folgen könnte es nach sich ziehen, wenn Österreich eine solche setzt und andere EU-Länder nicht? Welche Folgen hätte dies für die europäischen Pelletmärkte?

      Gleichwohl einigen solche Fragen naiv und vl. falsch gestellt wirken - sind sie unwesentlich?