Massive Proteste gegen EU-Pläne : Holz nicht mehr erneuerbare Energie!?
Schon in der Vergangenheit haben Vorhaben von EU-Gremien für „Kopfschütteln“ gesorgt. Jetzt ist es wieder soweit.
Am 13. und 14. September 2022 wird im EU-Parlament über drei wald- und klimapolitische Themen abgestimmt: die EU-Waldstrategie, die Verordnung über entwaldungsfreie Produkte und RED III, die Richtlinie für erneuerbare Energien.
Und die bezieht sich auch auf den HLK-Bereich, denn Energie aus fester Biomasse (Scheitholz, Hackgut) für Wärme und Strom stellt einen Großteil der produzierten erneuerbaren Energien (nicht nur in Österreich) dar.
Eingriff in Eigentumsrechte
Die vorgeschlagene Waldstrategie greift massiv in die Kompetenzen der Mitgliedsstaaten und Eigentumsrechte ein. „Die nun vorliegende EU-Waldstrategie gefährdet nicht nur die Erreichung der Klimaziele und die europäischen Waldbesitzer, sondern spricht ihnen auch jegliche Kompetenz einer nachhaltigen Forstwirtschaft ab. Damit wird auch eine den jeweiligen lokalen Gegebenheiten angepasste Waldbewirtschaftung nahezu unmöglich gemacht. Denn wenn der Wald bei uns nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden kann, werden in Zukunft Holzprodukte aus Nicht-EU-Staaten importiert werden müssen, die mit weit niedrigeren Umweltstandards produziert werden“, warnt Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich (LFBÖ).
In Deutschland haben knapp 550 Waldeigentümer, Unternehmen, Verbände und Organisationen der Holzenergiebranche ein Schreiben für die Abgeordneten des Europäischen Parlaments verfasst, indem sie ihren Unmut Ausdruck verleihen und Forderungen stellen (hier geht’s zum Schreiben/PDF).
Energieholz aus dem Wald soll nicht mehr gefördert werden?!
Der Entwurf zur erneuerbaren Energien Richtlinie RED III sieht u. a. vor, dass Energieholz aus dem Wald nicht mehr gefördert werden soll. Damit würde man aber gerade jene Stoffmengen benachteiligen, die nachhaltig zum Ersatz fossiler Produkte beitragen. Zudem sieht der Entwurf vor, strukturreiche Altwälder und Wälder mit hoher Biodiversität als „No-Go“-Flächen für die Nutzung von Biomasse zu definieren.
„Die Pläne des Umweltausschusses des EU-Parlaments, die Förderfähigkeit von Waldholz als erneuerbare Energie zu streichen, würde der Wärmewende den Boden entziehen. Wir warnen eindringlich davor, mit einem Federstrich und kontrafaktisch Teile der energetischen Holznutzung als nicht-erneuerbar zu deklarieren“, macht Gerolf Bücheler, GF des deutschen Fachverbandes Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie, den Ernst der Lage deutlich. So werde die Richtlinie zu einer „Erneuerbaren-Verhinderungs-Richtlinie“ (Bücheler). „Wir haben kein Verständnis dafür, dass Atomkraft und Gas von der EU den Nachhaltigkeitsstempel bekommen, unsere größte heimische erneuerbare Energieform aber in Frage gestellt wird“, so Bücheler weiter.
Auch LFBÖ-Präsident Felix Montecuccoli hat kein Verständnis dafür und ergänzt: „Mit diesem Entwurf wird nicht nur die Vorreiterrolle des Waldes im Kampf gegen den Klimawandel ignoriert und die Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten erschwert, sondern auch das Subsidiaritätsprinzip – also die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten –untergraben. Der vorliegende Rahmen des Forest Europe-Prozesses wird ausgehebelt, breit akkordierte Kriterien für nachhaltige Waldwirtschaft ignoriert. Die energetische Nutzung von nachhaltig produziertem Holz soll nun nicht mehr als erneuerbare Energie angerechnet werden, während man Atomenergie als umweltfreundlich einstuft! Mit der vorgeschlagenen RED III Richtlinie wird der Einsatz von Biomasse für die Nah- und Fernwärme verhindert, das darf nicht passieren!“. Die dringende Notwendigkeit für die Abänderung der Vorschläge listet der Verband LFBÖ auf seiner Webseite auf.
E. Kästner hilft weiter
Zur Verringerung von CO2-Emissionen und im Sinne von Regionalität sowie Bioenergie würde das Gros der EU-Bürger (m/w/d) wohl der Ansicht sein, dass der Ersatz fossiler Rohstoffe durch nachwachsende Rohstoffe eigentlich etwas Gutes ist und massiv gefördert werden sollte. Warum jetzt der Einsatz von nachwachsendem Holz als Brennstoff eingeschränkt werden soll, wo wir täglich erfahren, wie wichtig Alternativen zu Putins Gas sind, die unabhängiger machen, kann nur schwer nachvollzogen werden. Wer soll das noch verstehen?
Man kann sich mit einem Zitat trösten: „Wenn ein Kolonialwarenhändler in seinem kleinen Laden so viele Dummheiten und Fehler machte, wie die Staatsmänner und Generäle in ihren großen Ländern, wäre er in spätestens vier Wochen bankrott“ (Erich Kästner).