Biomasse : EU-Parlament einigt sich: Holz soll erneuerbare Energie bleiben

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Mit der Abstimmung zur Erneuerbaren-Energie-Richtlinie (REDIII) - am 14. Sept. 2022 - hat das EU-Parlament seine Positionen zu den finalen Verhandlungen mit der Kommission und den Mitgliedstaaten fixiert. Diese Richtlinie legt fest, welche erneuerbaren Energieformen die Nationalstaaten einsetzen sowie fördern dürfen und welche Kriterien dabei zu beachten sind, um ihre Erneuerbaren-Energien-Ziele zu erreichen.
Betroffen war hierbei auch die Biomasse - insofern sogar im Raum stand, diese nicht mehr als erneuerbare Energieform anzusehen.*

*Anm.d.Red.: Darüber hat die HLK diese Woche bereits berichtet mit Holz nicht mehr erneuerbare Energie!? und Holzenergie ist unverzichtbar?! - wer den Kontext also verstehen will, sollte diese Artikel lesen resp. einsehen.

Mehrheit im EU-Parlament stimmt gegen Vorschlag, Holzenergie aus dem Wald gar nicht mehr als erneuerbar anzusehen

Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, resümiert, im Gegensatz zur EU-Kommission und den Mitgliedstaaten nehme das EU-Parlament eine kritische Haltung zur Bioenergie ein. Das Ergebnis sei ein praxisferner, bürokratischer und teilweise inkonsistenter Vorschlag, der den Ausbau der Bioenergie behindern und nicht, wie für die Zielerreichung notwendig, forcieren würde.

Der Vorschlag, Holzenergie aus dem Wald gar nicht mehr als erneuerbar anzuerkennen, wurde aber schlußendlich mit einer sehr deutlichen Mehrheit abgelehnt.
Franz Titschenbacher

Es sei kaum nachvollziehbar, dass man im EU-Parlament die regionale Bioenergienutzung, die ein wesentlicher Teil der nachhaltigen Bewirtschaftung und Klimawandelanpassung unserer Wälder ist, behindere, während Atomenergie, Kohlekraftwerke und Fracking eine Renaissance erleben würden, so Titschenbacher.

Ich bin zuversichtlich, dass sich während der Trilogverhandlungen die Vernunft durchsetzt.
Franz Titschenbacher

Man wolle sich hierbei insbesondere bei den Abgeordneten Simone Schmiedtbauer und Alexander Bernhuber bedanken, die sich in den Verhandlungen massiv für die regionale Biomassenutzung eingesetzt hätten, ergänzt er auch.

Was sind Trilogverhandlungen?

Um das Gesetzgebungsverfahren in der EU zu verkürzen, haben sich Europäisches Parlament, Rat und EU-Kommission darauf geeinigt, sich in Verhandlungen hinter verschlossenen Türen – den informellen Trilogen – schon vor der jeweiligen ersten Lesung über den Rechtsakt zu einigen.* Es handelt sich dabei also um interinstitutionelle Verhandlungen zwischen den drei Legislativorganen der Europäischen Union - der Kommission, dem Rat und dem Parlament -, bei denen die Öffentlichkeit weitgehend ausgeschlossen wird. Durch den Ausschluss der Öffentlichkeit ernten solche Treffen immer wieder Vorwürfe von mangelnder Transparenz, etc.

* https://www.cep.eu/eu-themen/d...

Kein Misserfolg, aber auch kein voller Erfolg

Europabgeordnete Simone Schmidtbauer, im Regionalausschuß für die RED III zuständige Berichterstatterin, fasst zusammen, das Ergebnis bzw. der finale Bericht sei nicht das, was sie sich für die heimische und die europäische Biomassebranche gewünscht hätte, denn er werde ihrem Stellenwert nicht gerecht. Das Einfrieren der Anrechenbarkeit für die Erneuerbaren-Ziele auf ein Durchschnittslevel 2017-2022 anstatt gar keine Berücksichtigung sei ein Teilerfolg.

Nun gilt es, auf Verbesserungen bei den Trilogverhandlungen zu drängen und zu hoffen.
Simone Schmidtbauer

Ergänzen will sie auch, mit der Absicht des EU-Parlaments sei noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Verhandlungen mit den EU-Ländern seien in den Startlöchern. Jetzt sei Energieministerin Gewessler, die Österreich in diesen Verhandlungen vertrete, am Zug, um das Beste für unsere wertvollste nachhaltige heimische Ressource und damit für unsere Bürgerinnen und Bürger herauszuholen.

Ich setze mich jedenfalls weiterhin nach all meinen Möglichkeiten dafür ein, Nachbesserungen für die regionale Biomassenutzung zu erreichen.
Simone Schmidtbauer

Warum es so wichtig ist, Biomasse für die Energieversorgung zu nutzen

Titschenbacher pointiert, in Ländern mit aktiver nachhaltiger Waldbwirtschaftung seien sowohl die Holzvorräte als auch die Holzenergienutzung stark gesteigert worden. Aktuell stünden wir vor der Herausforderung, dass die Klimakatastrophe zu mehr Bedarf an Waldpflegemaßnahmen und zu höheren Schadholzanteilen führe.

Beides sorgt für einen steigenden Anfall von Biomasse für die Holzenergie. Wird diese nicht genutzt, verfault sie ungenutzt im Wald, ohne fossile Energie zu ersetzen.
Franz Titschenbacher

Auf den Punkt bringt es Professor Michael Obersteiner, Leiter des renommierten Environmental Change Institutes der Universität Oxford und Mitautor zahlreicher IPCC-Berichte. Ihm sei kein seriöses wissenschaftliches Papier bekannt, in dem die Bioenergie schlechter als fossile Brennstoffe abschneiden würde. Ein Erreichen des 1,5 Grad Zieles sei ohne Bioenergie undenkbar, sagt er auch.

Dazu kommen argumentative Linien, die sich über Fakten und Zahlen, den Status quo der österreichischen und europäischen Energiequellen betreffend, laden. Hierzu lesen Sie auch mehr unter: https://hlk.co.at/heizung/holz...