Interview mit Roland Kerschbaum : News für die artgerechte Haltung von Wärmepumpen

Roland Kerschbaum, Vertriebsleiter Österreich & Schweiz bei Panasonic Heating & Ventilation Airconditioning Europe: „Im April/Mai 2023 kommen unsere neuen Luft-/Wasserpumpen der Aquarea K- und L-Reihe auf den Markt, die für Fachhandwerkspartner und Nutzer gleichermaßen viele Vorteile bieten.

Roland Kerschbaum, Vertriebsleiter Österreich & Schweiz bei Panasonic Heating & Ventilation Airconditioning Europe: „Im April/Mai 2023 kommen unsere neuen Luft-/Wasserpumpen der Aquarea K- und L-Reihe auf den Markt, die für Fachhandwerkspartner und Nutzer gleichermaßen viele Vorteile bieten.

- © Bild: HLK/E. Herrmann

Ende des Vorjahres kündigte der Panasonic Konzern weitreichende Neuerungen an, die für die heimische Branche höchst interessant sind und heuer schlagend werden. HLK-CR Eberhard Herrmann sprach darüber mit Roland Kerschbaum, Vertriebsleiter Österreich & Schweiz bei Panasonic Heating & Ventilation Airconditioning Europe.

Zur Chillventa 2022 kündigte Panasonic einige Neuerungen an – wie steht es darum 2023?

Kerschbaum: Es gibt bei uns viel Neues – sowohl hinsichtlich der Organisation, als auch auf der Produkt-Ebene. Neu sind z. B. die ECOi-W R32 Kaltwassersätze mit Leistungen von 50 bis 176 kW im Kühlbetrieb und 53 bis 182 kW im Heizbetrieb (Anm.d.Red.: Mehr Infos dazu finden sich in der HLK I-2023/Print, S. 45).
Die maßgeblichsten Neuerungen betreffen die neuen Luft-/Wasser-Wärmepumpen-Serien von Panasonic, die 2023 auf den Markt kommen. Das sind einerseits die neuen Split-Wärmepumpen der Aquarea K-Reihe, die mit dem Kältemittel R32 arbeiten und vor allem für den Neubau konzipiert sind. Andererseits sind dies die neuen Monoblock-Wärmepumpen der Aquarea L-Reihe mit dem natürlichen Kältemittel R290, die vor allem für den Sanierungsmarkt gedacht sind. Beide Generationen zeichnen sich durch einen geringeren Geräuschpegel aus, der um bis zu -8 dB(A) niedriger ist als bei den Vorgängermodellen. Und beide Generationen arbeiten noch effizienter.

Die neuen Luft-/Wasser-Split-Wärmepumpen der Aquarea K-Reihe (R32) und Monoblock-Wärmepumpen der Aquarea L-Reihe (R290) von Panasonic arbeiten noch effizienter und leiser.
Die neuen Luft-/Wasser-Split-Wärmepumpen der Aquarea K-Reihe (R32) und Monoblock-Wärmepumpen der Aquarea L-Reihe (R290) von Panasonic arbeiten noch effizienter und leiser. - © Bild: Panasonic

Dass Panasonic Wärmepumpen mit natürlichem Kältemittel anbietet, ist ein Novum. Was bedeutet das für die Fachhandwerkspartner?

Kerschbaum: Panasonic ist meines Wissens nach der erste japanische Hersteller, der eine neue Luft-/Wasser-Wärmepumpe zur Beheizung von Wohnhäusern mit natürlichem Kältemittel auf den Markt bringt. Für die L-Reihe hat Panasonic den Propan-Verdichter auch in Eigenregie neu entwickelt.
Für die Fachhandwerkspartner ändert sich mit den Monoblockgeräten der Aquarea L-Reihe, die das natürliche Kältemittel Propan (R290; GWP: 3) verwenden, fast gar nichts. Die Außengeräte bieten ein hohes Maß an Sicherheit, da die Geräte hermetisch abgedichtet sind, Ex-geschützte Boxen aufweisen. Im Vorlauf befindet sich z. B. ein Kältemittelsammler – sollte es zu einer Leckage kommen, wird das Propan aus dem Wasser gefiltert und kann somit nicht ins Gebäude gelangen. Die Hydro-Module sind optisch 1 zu 1 jene, die auch bei der Aquarea K-Reihe eingesetzt werden. Der Endkunde sieht überhaupt keinen Unterschied.
Bei der Aquarea L-Reihe (mit R290) muss lediglich bedacht werden, dass zwischen Außen- und Innengerät eine hydraulische Verbindung notwendig ist. Man muss sich also Gedanken über den Frostschutz machen.
Nur bei der Wahl des Aufstellungsortes der Außengeräte sind einige Parameter zu beachten – zum Beispiel darf sich in der unmittelbaren Nähe des Außengerätes kein Kellerfenster oder eine Schachtöffnung befinden. Und natürlich sollten – wie bei allen anderen Außengeräten auch – Schallschutz-Anforderungen eingehalten werden. Abgesehen von den genannten Parametern, können die Außengeräte wie bisher einfach und flexibel installiert werden.
Die neue Aquarea L-Serie wurde entwickelt, um die Eigenschaften des Kältemittels R290 optimal zu nutzen – sie erreicht eine Wasseraustrittstemperatur von bis zu 75° C selbst bei -10° C Außentemperatur. Die L-Serie eignet sich daher insbesondere für den Einsatz zum Heizungstausch bzw. dort, wo hohe Vorlauftemperaturen benötigt werden.
Während die Aquarea L-Reihe also eine hydraulische Verbindung nutzt, verfügen die mit dem Kältemittel R32 betriebenen Split-Wärmepumpen der Aquarea K-Reihe über eine Kältemittelverbindung zwischen Außen- und Innengerät.

Wann genau und in welcher Leistungsbreite werden die neuen Aquarea Wärmepumpen-Reihen verfügbar sein?

Kerschbaum: Im April/Mai 2023 werden vorerst die einphasigen (230 V) Systeme der Aquarea K-Reihe (R32) mit 3 bis 9 kW Leistung sowie die Aquarea L-Reihe (R290) mit 5 bis 9 kW Leistung erhältlich sein. Im Laufe des Jahres werden weitere Leistungstypen und T-CAP-Lösungen folgen.
Mit unseren Großhandelspartnern – Schiessl, SHT, ÖAG, CeOPe, WP-Energie – werden wir in diesem Jahr entsprechende Kick-Off-Veranstaltungen durchführen, um allen Interessierten die neuen Aquarea Wärmepumpen der K- und L-Reihe im Detail vorzustellen.
Panasonic stellt die neuen Aquarea Luft-/Wasser-Wärmepumpen-Reihen auch auf der Fachmesse ISH in Frankfurt vor bzw. wir zeigen sie auch in unserem Showroom/ Trainingscenter in Biedermannsdorf.

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Vorher erwähnten Sie auch organisatorische Neuerungen – welche meinen Sie?

Kerschbaum: Mit den neu auf den Markt kommenden Aquarea Wärmepumpen-Serien gingen bzw. gehen auch organisatorische Änderungen einher. So wird unsere Produktionsstätte in Pilsen/Cz massiv ausgebaut. Bisher wurden dort unsere Hydro-Module produziert – mit dem vollendeten Ausbau werden auch die Außengeräte aus Tschechien kommen. Die Aquarea L-Reihe ist dann komplett „Made in Europe“.
2025 sollen rund 500.000 Wärmepumpen pro Jahr das tschechische Werk verlassen können. Danach folgt dort ein weiterer Produktionsausbau, der diese Stückzahl verdoppeln soll. Bis diese Ausbaukapazität erreicht ist, werden die Wärmepumpen natürlich in anderen Panasonic-Werken hergestellt.
Organisatorisch hat sich auch in Österreich sehr viel getan. Nachdem wir massiv gewachsen sind und schon lange nicht mehr eine reine Vertriebsgesellschaft sind, haben wir unsere Organisation sukzessive neu strukturiert bzw. angepasst. Mittlerweile haben wir nicht nur eine eigene Marketingabteilung und Schulungsräumlichkeiten, sondern z. B. auch eigene Trainer, die sich um die Qualifikation unserer Fachhandwerkspartner bemühen. Außerdem hat Panasonic Ende 2022 angekündigt, den Airconditioning-Teil von Systemair erwerben zu wollen – damit würde der Produktionsstandort Europa weiter aufgewertet werden; das hätte natürlich auch Auswirkungen auf Panasonic Österreich.

Dass Panasonic den Airconditioning-Teil von Systemair übernehmen möchte, ist für manche neu – was könnte das konkret bedeuten?

Kerschbaum: Zum Airconditioning-Teil zählen unter anderem Systemair- sowie Tecnair-Werke in Frankreich und Italien, wo vor allem Kaltwassersätze, Groß-Wärmepumpen und Fan-Coils hergestellt werden. Mit dem Tecnair-Portfolio sind auch ein paar technische „Spezialitäten“ dabei, die aber gut zu Panasonic passen. Ich nehme an, dass im ersten Quartal 2023 alle formalen Angelegenheiten dieser Übernahme im Detail abgehandelt sein könnten.
Sollten diese Unternehmensteile zukünftig zu Panasonic zählen, würde das in absehbarer Zukunft bedeuten, dass unser Produktangebot wächst und neue Anwendungsbereiche erschlossen werden könnten - man braucht z. B. nur an die vielen Einsatzmöglichkeiten von leistungsstarken, reversiblen (Luft-/Wasser) Kaltwassersätzen zum Heizen denken. Das ist auch von der Investitionskostenseite her für viele Investoren und Planer interessant.
Derzeit können wir durch unsere VRF-Lösungen zwar viele größere Projekte abdecken, ab einem gewissen Leistungsvolumen sind aber Groß-Wärmepumpen bzw. Kaltwassersätze vielleicht die bessere Wahl. Und diese Bereiche könnten wir durch den Zukauf der Systemair-Lösungen besser abdecken.

Im TV sah ich eine „Rechtsanwalt-Sendung“, bei der eine kaum arbeitende Wärmepumpe im Fokus stand. Kein Einzelfall, wie Sachverständige versicherten. Warum gibt es bei Wärmepumpen oft Probleme?

Kerschbaum: Die meisten Probleme bei der Installation von Wärmepumpen können entstehen, weil Wärmepumpen oft mit dem „Habitat“ einer Gastherme oder eines Ölkessels behandelt werden. Die Wärmepumpe braucht aber andere „Haltungsbedingungen“, hat andere Bedürfnisse. Eine Wärmepumpe in der Sanierung muss andere Kriterien erfüllen, als eine Wärmepumpe im Neubau. Meinen 45-Minuten-Vortrag zum Thema „Sanieren mit Wärmepumpen im Einfamilienhaus“ nenne ich daher auch „Die artgerechte Haltung von Wärmepumpen“.
Da erfährt man, was die Hydraulik können muss; welche Regelungskomponenten benötigt werden, wie es mit der Laufzeit aussehen sollte (und warum eine Nachtabsenkung gar nicht so optimal ist), warum ist es nicht sinnvoll, dass das Außengerät viel Sonnenlicht abbekommt (und was das für das Regelverhalten bedeutet). Wer eine reibungsfrei arbeitende Wärmepumpe installieren möchte, sollte über diese „Haltungsbedingungen“ Bescheid wissen bzw. unser Schulungsangebot nutzen.

„Eine Wärmepumpe braucht andere „Haltungsbedingungen“ als ein Öl- oder Gaskessel, ganz besonders bei Sanierungsprojekten – unser Schulungsangebot hilft auch hier weiter“, meint Roland Kerschbaum.
„Eine Wärmepumpe braucht andere „Haltungsbedingungen“ als ein Öl- oder Gaskessel, ganz besonders bei Sanierungsprojekten – unser Schulungsangebot hilft auch hier weiter“, meint Roland Kerschbaum. - © Bild: HLK/ E. Herrmann

Wie sieht das Schulungsangebot für Fachleute seitens Panasonic 2023 aus?

Kerschbaum:
Wir führen hier bei uns im Trainingscenter in Biedermannsdorf auch 2023 viele Schulungen vor Ort durch, aber auch etliche Online-Webinare. Im Februar und März ist die klassische Zeit, wo wir mit unserem Schulungsprogramm für unsere Kältetechnik-Fachpartner starten, damit sich diese mit den Produkt-Neuheiten auseinandersetzen können. Auch unser Großhandelspartner Schiessl bietet entsprechende Schulungen mit Panasonic-Inhalt an.
Ab April 2023 wird es für die neuen Wärmepumpen der Aquarea K- und L-Reihe und auch für das Kältemittel R290 entsprechende Schulungsangebote geben.
Alle Schulungen werden über unseren Panasonic-Pro-Club unter www.panasonicproclub.com ausgeschrieben bzw. ausgesendet. Dort können interessierte Fachleute alle Schulungsveranstaltungen einsehen. Und natürlich stehen wir nach Absprache wie bisher auch für individuelle Schulungen, also auch Inhouse/ beim Fachpartner vor Ort, zur Verfügung.

Fachleute können im Panasonic Pro-Club (www.panasonicproclub.com) alle Schulungsveranstaltungen einsehen, auch zu den neuen Wärmepumpen; das (hier ersichtliche) Trainingscenter befindet sich in Biedermannsdorf/NÖ.

- © Bild: HLK/E. Herrmann