Biogas : Raus aus fossilem Gas mit REPowerEU?

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© Bild: Guntar Feldmann - stock.adobe.co

Die Gasthematik gewinnt an Widerhall. Der österreichische Biomasse-Verband möchte bei der Veranstaltung „Raus aus fossilem Gas mit REPowerEU?“ am 2. Juni in der Wiener Urania Wege zum Ausstieg aus Erdgas aufzeigen. Dabei wird der Plan der EU-Kommission beleuchtet, sich von russischem Erdgas unabhängig zu machen. Während heimische Ressourcen bei REPowerEU eine eher untergeordnete Rolle spielen, hebt die Veranstaltung hervor, welche Möglichkeiten zur Überwindung der Energiekrise sie bieten. Der Forscher Christoph Strasser dürfte mit seinen fundierten Prognosen für Österreich auf EU-Ebene nicht wahrgenommen werden, wo doch gerade heimische Ressourcen in Österreich eine Strategie bieten. Es gilt überdies zu vermuten, dass ebensolche Ressourcen auch in anderen EU-Ländern Potenzial besitzen.

Auf EU-Ebene - REPowerEU

Mit dem Plan REPowerEU will die EU-Kommission die Nachfrage nach russischem Gas vor Jahresende um zwei Drittel verringern und sich bis 2030 deutlich unabhängiger von fossilen Brennstoffen machen. Hier stehen für die EU erneuerbare Energien im Sinne der Energiewende in Aussicht. Eine Verlagerung der Energieabhängigkeit von Russland in andere Regionen muss dadurch aber befürchtet werden. Außerdem steht ein Energiepaket der Bundesregierung, das auf Entlastung von Wirtschaft und Bevölkerung für fossile Energieträger fokussiert, im Widerspruch zu einer ökologischen Steuerreform. Damit könnte es für den Umstieg auf erneuerbare Energieträger hinderlich sein.

Eine Diversifizierung der Erdgaslieferungen, indem LNG(Flüssigerdgas) aus Katar, den USA oder Westafrika importiert wird, könnte - so zumindest im Sinne der EU mit REPowerEU - ebenfalls der Abhängigkeit von Russland entgegenwirken. Die politisch-ökonomischen Intentionen ausgeklammert, verschiebt sich damit in jedem Fall das Abhängigkeitsverhältnis, wenngleich es verteilt wird.

Daneben kursieren Vorschläge zur heimischen Schiefergasgewinnung mittels Fracking - eine wegen möglicher Auswirkungen auf die Umwelt sehr umstrittene Methode zur Gasgewinnung. Damit verbundene Gefahren für die Grundwasserbeschaffenheit und die Trinkwassergewinnung gilt es jedenfalls zu beachten.

Zudem soll die Produktion von Biomethan und Wasserstoff (auch mit Atomkraft) gesteigert werden. Aber nur einen kleinen Absatz widmet REPowerEU dem Ausbau der Produktion von Biomethan, wo doch gerade für Österreich hier ein großes Potenzial steckt, das genutzte werden möchte. Völlig außer Acht lässt die EU-Kommission die gewaltigen Potenziale der Holzenergie. Infolge der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sind die Holzvorräte der EU in den letzten 30 Jahren um mehr als 8 Milliarden Kubikmeter angewachsen – mehr als der Waldbestand Österreichs, Deutschlands und Frankreichs zusammen.

Auf Bundesebene - heimische Ressourcen für Biogas

Erst kürzlich meldet sich der Forscher Christoph Strasser vom Kompetenzzentrum Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH (BEST) zum Thema Biogas für Österreich zu Wort. Dieser errechnet bis 2050 ein Potential von vier Milliarden Kubikmeter Biogas, ausschließlich aus Reststoffen wie Waldrestholz oder Ernterückstände. Er möchte den Umstieg auf Grünes Gas gerade durch das große Potential an biogenen Reststoffen für Österreich als realistisch verstanden wissen. Seinen Berechnungen liegt eine Studie von 2019 zu Grunde, die für Österreich ein Gas-Potential primär auf Reststoffbasis von bis zu vier Milliarden Kubikmeter ausweist. Der Forscher unterstreicht dabei, es sei:

BILD zu OTS - Christoph Strasser vom Grazer Kompetenzzentrum Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH (BEST)
Christoph Strasser vom Grazer Kompetenzzentrum Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH (BEST) - © Bild: Allianz für Grünes Gas/Richard Tanzer
sichergestellt, dass ausschließlich Reststoffe wie Waldrestholz oder Ernterückstände verwendet werden und es zu keiner Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion kommt.
Christoph Strasser

Die tatsächliche Mobilisierung dieses Potenzials hängt von der Umsetzung einer Reihe von Maßnahmen ab. Die wichtigsten sind die Nutzung von Reststoffen und Abfällen aus allen Bereichen (Biotonne, biogener Anteil Restmüll, Klärschlamm, Gülle, Schlachtabfälle), die Aufrechterhaltung oder der Ausbau der Sägeindustrie in Österreich sowie die Nutzung von Grünlandbrachflächen bei gleichzeitiger Reduktion der Flächenversiegelung und Renaturierung von brachliegenden Gewerbe- und Industrieflächen.

Das aktuelle Energiesystem ist über Jahre entstanden und es braucht konkrete Pläne für die Zukunft. „Mittelfristig wird man sich überlegen müssen, wie der hochwertige Energieträger Grünes Gas am effizientesten eingesetzt werden soll“, sagt Strasser. Wichtige Einsatzbereiche für Grünes Gas sind in Zukunft die Hochtemperaturanwendungen in der Industrie und die Stromerzeugung zu Spitzenlast-Zeiten wie etwa im Winter, wenn zu wenig Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wind oder Wasser zur Verfügung steht.

In jedem Fall brauche es zunächst wirtschaftliche Rahmenbedingungen, damit Grün-Gas-Potenziale in Österreich gehoben und weitere moderne Anlagen für die Gaserzeugung gebaut werden können. Um eine zügige Umsetzung der Alternative Grün-Gas erreichen zu können, brauche es rasche verbindliche Rahmenbedingungen, also Gesetze und Verordnungen, die den Bau und den wirtschaftlichen Betrieb von Grüngas-Anlagen ermöglichen, ergänzt Strasser.

Podiumsdiskussion: Raus aus russischem Gas – aber wie?

Ob REPowerEU die richtigen Schwerpunkte setzt und welche Hebel wir in Österreich bewegen müssen, um uns aus der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu befreien, diskutieren EU-Abgeordnete mit ExpertInnen aus Bundesministerien, Forstwirtschaft, Umweltschutz und Energie am 2. Juni.
Man möchte jedenfalls erwarten, dass eine Synergie aus EU- und Bundesebene möglich wird. Da aktuell gewisse Diskrepanzen eklatant wirken, darf eine rege Diskussion erwartet werden.