EVM Biogas-Anlage : Erneuerbares Gas Made in Austria

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Besuch bei Österreichs größter Biogasanlage EVM in Margarethen am Moos/NÖ (v.l.): Michael Mock, GF der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) und Stefan Malaschofsky, geschäftsführender Gesellschafter der EVM Energieversorgung Margarethen am Moos GmbH.

- © HLK/E. Herrmann

Österreich deckt den Großteil seines Gasbedarfs mit Erdgas aus Russland ab. Aber es geht auch anders. Eine Alternative zu importiertem fossilem Gas ist Biomethan.
Die Biogasanlage Margarethen am Moos wurde im Jahr 2005/2006 von Landwirten errichtet bzw. in Betrieb genommen und läuft noch immer. Die EVM Biogasanlage ist die größte Österreichs und zeigt, wie klimaneutrale Gasversorgung „Made in Austria“ funktioniert.
„Seit März 2019 läuft unsere Biogasaufbereitungsanlage auf Hochtouren. Unsere elf Mitarbeiter sind mit viel Herzblut dabei“, sagt Stefan Malaschofsky, geschäftsführender Gesellschafter der EVM Energieversorgung Margarethen am Moos GmbH.

Wie Erdgas, nur besser

Biomethan funktioniert wie Erdgas und ist zu 100 % erneuerbar. „Unser Biomethan ist physikalisch völlig ident mit Erdgas. Das bedeutet: Sämtliche Gasendgeräte können damit einwandfrei betrieben werden – vom Heizkessel zuhause, über das Erdgasauto, bis hin zur Industrieanlage“, sagt EVM-Betriebsleiter Michael Jungbauer.
In Österreichs größter Biogasanlage ist Bio-Mist drinnen, denn hier werden nur agrarische Reststoffe wie Zwischenfrüchte, Maisstroh, Festmist oder Gemüsereste, aber keine Lebensmittel vergoren. „Zu uns kommt der Abfall, der nicht in den Handel geht. Wir nehmen nur reine Produkte und kein Fleisch“, betont Malaschofsky.

Biogas, Strom, Treibstoff, Nahwärme

Bei der EVM-Anlage werden die agrarischen Reststoffe vergärt – bei diesem Prozess entsteht das Biogas.
Aktuell verarbeitet die Anlage rund 1.100 Normkubikmeter Rohbiogas pro Stunde. Davon wird der Großteil zu hochwertigem Biomethan aufbereitet und in das öffentliche EVN- Erdgasnetz eingespeist.
Ein Teil des Biogases wird für die öffentlich zugängliche, am EVM-Gelände gelegene, Tankstelle bereitgestellt, wo Erdgas (CNG)-Pkw und -Lkw tanken können.
Aktuell tanken in Margarethen am Moos bereits mehrere Gas-Lkw – das Treibstoff-Geschäft hat großes Potenzial: „Biogas kann in der Mobilität am besten eingesetzt werden. Wir sind billiger als Diesel“, sagt Malaschofsky. Jährlich könnten 3.328.800 Liter Diesel mit Biomethan aus Margareten am Moos ersetzt werden.
Auch die bei der Anlage anfallende Wärme wird voll genutzt. Ein Teil der Abwärme wird für den Eigenbedarf, insbesondere zur Beheizung der Fermenter, verwendet.
Seit 2015 wird in einer nahegelegenen, 100.000 Quadratmeter großen Paradeiser-Plantage, das bei der Biogas-Herstellung anfallende CO2
als Pflanzendünger und die Anlagenabwärme fürs Klima im Glashaus genützt.
Außerdem wird ein Teil des Biogases in einem BHKW (Blockheizkraftwerk) energetisch genutzt und in Ökostrom verwandelt.

Anreize fehlen

Durch den Russland-Ukraine-Konflikt rückt auch der Energieträger Gas und dessen Herkunft in den Fokus. Biogasanlagen wie jene in Margarethen am Moos veranschaulichen die Vorteile, die klimaneutrales Grünes Gas in bzw. aus Österreich schon jetzt bietet.
„Bereits 300 Biogasanlagen dieser Größe würden zum Beispiel schon ausreichen, um alle Gashaushalte zu 100 Prozent mit klimaneutralem Biomethan zu versorgen“, betont Malaschofsky. Voraussetzung dafür wäre natürlich, dass die gesamte Biogasmenge in Form von Biomethan ins Gasnetz eingespeist würde.
Warum nicht mehr Biogasanlagen in Österreich entstehen, ist schnell erklärt ‑ die entsprechenden Anreize seitens der heimischen Politik fehlen noch immer.
Voraussetzung für den Biogasausbau wäre ein gesetzlicher Rahmen in Form eines Grün-Gas-Gesetzes, das vergleichbar dem Ökostromgesetz ausgestaltet werden sollte und den Investoren und Betreibern Planungssicherheit gibt.

Enormes Potenzial

Experten der Johann-Kepler-Universität Linz, der Montanuniversität Leoben und Bioenergy2020+ haben errechnet, dass Österreich bis zu 50 % des Gasbedarfs allein mit heimischem Biogas deckten könnte, wie es in Margarethen hergestellt wird. „Zunächst sollte jetzt aber das riesige heimische Biogaspotenzial gehoben werden. Das schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Inland und vereint zudem Versorgungssicherheit und Klimaschutz“, betont Michael Mock, Geschäftsführer der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW).