Versorger freuen sich auf Sommer : Fernkälteabsatz wird angekurbelt

Absorptions-Kältemaschine, hier in einem Industrie-Betrieb installiert

Absorptions-Kältemaschinen (wie diese) wandeln Wärme bzw. Heißwasser in Kaltwasser um, das dann zur Gebäudekühlung oder für die Fernkälte genutzt werden kann.

- © HLK/ E. Herrmann

2024 wurde die 30-Grad-Marke in Österreich zum ersten Mal am 7. April geknackt. Möglicherweise ein Indiz dafür, wie es beim Fernkälteabsatz heuer weitergeht, nämlich mit einem weiter ansteigenden Absatz, wie im Vorjahr. Mit 204,6 Gigawattstunden (GWh) wurden 2023 um 8,6 % mehr Fernkälte an Kunden geliefert als 2022, berichtet der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW).

Mehr warme Phasen und FK-Ausbau

Wie das aktuelle Jahr klimatisch verlaufen wird, wird sich erst zeigen. 2023 jedenfalls ging als bisher wärmstes Jahr in die 256-jährigen Messgeschichte Österreichs ein, gleichauf mit 2018. Diese überdurchschnittlich warmen Phasen führten zu einem höheren Kühlbedarf. Hinzu kommt aber auch eine verstärkte Ausbau- und Anschlusstätigkeit der Fernwärmeversorger: Die Gesamtlänge des Fernkältenetzes in Österreich nahm 2023 um knapp 10 % zu und erreichte per 31. Dezember 2023 insgesamt 39,5 Kilometer.
Die installierte Fernkälteleistung stieg von 180,3 MW per 31. Dezember 2022 auf 186,2 MW per 31. Dezember 2023 – das bedeutet einen Leistungszuwachs von 3,3 %.
Der gestiegene Kühlenergiebedarf sowie die Ausbauinitiative der Unternehmen führten zu einem kräftig gestiegenen Fernkälteabsatz: Seit 2009 hat sich der Verkauf von Fernkälte auf dem österreichischen Markt jedenfalls von rund 25 GWh auf zuletzt knapp 205 GWh mehr als verachtfacht.

Kühles Wasser über Rohre transportiert: Fernkälte

Fernwärme wird im Sommer ebenso wie im Winter zur Wärmeversorgung und Warmwasseraufbereitung erzeugt und gleichzeitig zur Herstellung der umweltfreundlichen Fernkälte eingesetzt. Dieselben Energiequellen, die für die Erzeugung von Fernwärme benutzt werden, kann man auch als Antriebsenergie für Kältemaschinen verwenden. Sogenannte „Absorptions-Kältemaschinen“ nutzen Wärmepotenziale aus Industrie, KWK-Anlagen oder Abfallverbrennung, die das ganze Jahr zur Verfügung stehen. Wichtig ist, dass diese Wärme bzw. das Heißwasser konstant zur Verfügung steht, damit Absorber-Maschinen auf umweltfreundliche wie kostengünstige Art und Weise Kühlenergie in Form kalten Wassers liefern können. Nicht nur Fernkälte-Versorger nutzen die Vorteile der Absorptions-Kältemaschinen, sondern auch Industriebetriebe oder Thermen-Ressorts.
Wie bei der Fernwärme, werden die Objekte zentral mit Fernkälte versorgt (oder auch dezentral, dann wird eine Kältezentrale beim Verbraucher errichtet). Isolierte Rohre transportieren das auf 6° C gekühlte Wasser zum Kunden, mit etwa 16° C fließt es zur neuerlichen Abkühlung wieder zurück.

Linz und Wien in Österreich Vorreiter

Das Fernkältenetz in Österreich wird in den kommenden Jahren weiter ausgebaut: Mit einer Investition von 90 Mio. Euro bis 2027 werden allein in Wien Gebäude neu angeschlossen. Derzeit sind in der Bundeshauptstadt rund 200 Gebäude über 30 km Fernkälteleitungen an das Netz angeschlossen. Bis 2030 soll die Kapazität von derzeit rund 200 MW auf 370 MW Kühlleistung fast verdoppelt werden. Damit könnte dann eine Fläche von 7,3 km² (größer als der Wiener Prater) gekühlt werden.
Schon heute werden etwa die Universität Wien, das AKH, das Parlament sowie das Rathaus, die Österreichische Nationalbank oder die Wiener Staatsoper mit der umweltfreundlichen Kühltechnologie aus der Leitung gekühlt. Dazu kommen mehrere hundert Neubauwohnungen im Nordbahnviertel.
Der steigenden Anzahl an Hitzetagen und dem damit verbundenen Anstieg des Bedarfs an effizienten Klimatisierungs-Lösungen trägt auch die LINZ AG mit der Inbetriebnahme ihrer dritten Fernkälte-Zentrale zur Kälteerzeugung Rechnung. Diese befindet sich im neuen Gebäude der LINZ AG-Tochter LINZ Netz GmbH. Von der neuen Fernkälte-Zentrale profitiert bereits das WIFI OÖ. Künftig werden noch weitere umliegende Gebäude durch die neue Fernkälte-Zentrale gekühlt. Damit wächst die Anschlussleistung der LINZ AG auf mehr als 20 MW Fernkälte. Das bedeutet eine Steigerung von mehr als 70 % innerhalb der vergangenen drei Jahre.

Vorzeigeobjekt Hotel Sacher

Ab sofort versorgt die Fernkälte-Zentrale am Stubenring auch das berühmte Hotel Sacher in Wien mit umweltfreundlicher Fernkälte.
Durch den Anschluss an das Fernkältenetz spart das Wiener Traditionshotel künftig 70 Tonnen CO2 pro Jahr und wird gleichzeitig mit 1,4 MW Kälteleistung versorgt. Das entspricht in etwa der Leistung von 400 Klimageräten, um die Zimmer und Suiten des Hotel Sacher im Sommer zu kühlen.
Die Anbindung des 1832 gegründeten Hotel Sachers in Wien an das Fernkältenetz ist ein schönes Beispiel dafür, wie historische Bausubstanz und moderne Umwelttechnologie gemeinsam funktionieren.

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Hotel Sacher in Wien
Auch die Räumlichkeiten des bekannten Hotel Sacher in Wien werden nun mit Fernkälte versorgt. - © www.sacher.com