FGW fordert Tätigwerden der Politik : Wie man Österreichs Gas-Importe aus Russland senken kann

Gas und Gasnetz für die Versorgung Österreichs

Um die Importabhängigkeit zur reduzieren, plädiert der FGW u. a. dafür, heimische Gas-Ressourcen zu nutzen und auch entsprechende Weichen für die Produktion erneuerbarer, CO2-neutraler Gase (Biomethan, Wasserstoff) zu stellen.

- © HLK/ E. Herrmann

Die Pläne Österreichs zur Abkoppelung von russischen Gasimporten wurden kürzlich aus EU-Kreisen in Brüssel kritisiert. Laut Österreichs Energie-Info-Portal ist der Anteil von Gas-Importen aus Russland für den österreichischen Gasmarkt zwar von 2022 auf 2023 gesunken, liegt aber immer noch bei einem Anteil von rund 74 % (03-2023).
Die zuständige österreichische Ministerin Leonore Gewessler kündigte diesbezüglich einen runden Tisch mit der Gaswirtschaft an. In einer Aussendung merkt der Fachverband Gas Wärme (FGW) an, dass man dieses Treffen gerne nutzen wird, um die Vorschläge der Gaswirtschaft mit der Ministerin zu diskutieren. Diesbezügliche Vorschläge und konkrete Maßnahmen sind vom FGW bereits vor mehr als einem Jahr präsentiert worden. Die Vorschläge der Gaswirtschaft:

1. Ausbau der Produktion von erneuerbaren Gasen und Steigerung der konventionellen Gasförderung in Österreich.

2. Gasinfrastruktur ausbauen, um Gas verstärkt aus anderen Quellen nach Österreich transportieren zu können.

3. Bekämpfung der EU-rechtswidrigen deutschen Gasspeicherumlage, um die Gaskosten für österreichische Endkunden zu reduzieren und die Bemühungen zur Diversifizierung der Gasversorgung nicht zu konterkarieren.

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Mehr österreichisches Gas fördern

FGW-Fachverbandsobmann DI Peter Weinelt plädiert dafür, heimische Gas-Ressourcen zu nutzen: „Die österreichische Produktion erneuerbarer, CO2-neutraler Gase wie Biomethan und Wasserstoff kann unmittelbar ausgebaut werden, um die Abhängigkeit von Gasimporten zu verringern.“ Doch genau da hake es: „Wir warten seit Jahren auf die entsprechenden Gesetze, damit das Grün-Gas-Potenzial in Österreich endlich gehoben werden kann. Im Strombereich gibt es schon jahrelang ein Marktprämienmodell, über das der Ökostromausbau vorangetrieben wird. Für Gas könnte genau das gleiche Modell kosteneffizient unter Nutzung bestehender Förderstrukturen herangezogen werden.“
Als Übergangslösung, bis Grüne Gase im entsprechenden Ausmaß vorhanden sind, wäre auch eine Ausweitung der konventionellen Gasförderung in Österreich zu überlegen, um die Abhängigkeiten von Russland zu reduzieren. Die Gaswirtschaft fordert aber vor allem die Schaffung von entsprechenden Rahmenbedingungen für eine kosteneffiziente Produktion von Wasserstoff und Biomethan zu wettbewerbsfähigen Preisen. Bei Biomethan und Wasserstoff gibt es nicht nur hierzulande viele Aktivitäten und Engagement, wovon zuletzt u. a. auch der Staatspreis Patent 2023 oder der weltweit erste geologische Wasserstoffspeicher zeugt.

Gasinfrastruktur ausbauen

Damit Österreich auch technisch in die Lage versetzt wird, größere Gasmengen aus nicht-russischen Quellen nach Österreich transportieren zu können, müsste auch die Gasinfrastruktur dringend ausgebaut werden. Aktuell ist das österreichische Gasfernleitungsnetz für Gastransporte von Ost nach West, beziehungsweise von Osten nach Süden ausgelegt.
Weinelt
: „Besonders relevant sind hier die Infrastrukturausbauten auf österreichischer Seite Richtung Deutschland (WAG Loop) und Richtung Slowenien (Entry Murfeld).“ Zudem fordern heimische Energieunternehmen eine länderübergreifende Abstimmung und entsprechendes Engagement auf politischer Ebene, damit auch in den vorgelagerten Netzen, wie Deutschland und Italien, entsprechende Ausbauten zur Verstärkung der Gastransportmöglichkeiten gemacht werden.

Deutsche Gaspreisumlage belastet österreichischen Gaspreis

Seit Oktober 2022 hebt Deutschland zum Zweck der Befüllung deutscher Gasspeicher eine Gasspeicherumlage ein. Allerdings wird die Umlage nicht nur über deutsche Endkunden eingehoben, sondern auch für Gasmengen an Grenzübergabepunkten, also nach Österreich. Dadurch werden Gas-Importe nach Österreich belastet, was laut FGW mit immensen Kosten für importierende Unternehmen und in weiterer Folge auch für Endkunden einhergeht.
Ab Juli verdreifacht Deutschland sogar noch seine Gasspeicherumlage auf 1,45 Euro/ MWh. Dadurch wird laut Berechnungen des Fachverbandes Gas Wärme die Kostenbelastung für Importe aus Deutschland auf rund 130 Mio. Euro pro Jahr steigen. Ein dem österr. Klimaministerium vorliegendes Rechtsgutachten bescheinigt laut FGW, dass diese deutsche Gasspeicherumlage unionsrechtswidrig ist und gegen die Grundverträge der europäischen Union verstößt.
Fachverbandsobmann Peter Weinelt appelliert aus diesem Grund dringend an die Politik, „verstärkt Druck in Richtung Europäischer Kommission gegen diese unionsrechtswidrige Gasspeicherumlage auszuüben, um die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen zu sichern, Arbeitsplätze zu schützen und um die Bemühungen zur Diversifizierung der Gasversorgung nicht zu gefährden.“

Infos über Gas

Gas und dessen Verteilernetze nehmen in der heimischen Energieversorgung eine wichtige Schlüsselrolle ein. Auch in Zukunft lässt sich (erneuerbares) Gas effizient und komfortabel fürs Heizen, die Warmwasserbereitung, Kälte- und Stromerzeugung oder als Kraftstoff für Autos einsetzen. Gas verbrennt ohne Feinstaub und Partikel und ist damit der emissionsärmste fossile Energieträger. Und Gas lässt sich in bestehenden natürlichen Speichern auch in großem Stil bevorraten.
Mit Biomethan (aus biogenen Reststoffen), synthetischem Methan (SNG) aus erneuerbaren Stromquellen oder Wasserstoff gibt es Gas auch in Form grüner Alternativen (Grün Gas).

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