Heizungstausch : Erst dämmen, dann zukunftsfitte Wärmeerzeuger einbauen

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Eine Studie der Arbeiterkammer Niederösterreich soll zeigen, was der Heizungstausch wirklich kostet.

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Beim klimafitten Heizen und Sanieren geht es laut AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser um drei entscheidende Fragen: Was kostet eine effiziente thermische Sanierung inklusive Heizungstausch wirklich? Welche Förderungen müsste es dafür geben und wie kommen wir zu genügend Fachkräften, die das auch umsetzen können?. Diese stellte er beim Dialogforum „Klimafittes Heizen & Sanieren“ in St. Pölten in den Raum.

Aus diesem Grund hat die AK Niederösterreich bei der Johannes Kepler Universität Linz eine Studie in Auftrag gegeben, die alle finanziellen Auswirkungen des Heizungstausches inklusive Photovoltaik, Dämmung, Sanierung etc. untersucht.

  • "Wie kommen wir zu genügend Fachkräften, die das auch umsetzen können?"

    AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser

Zwei Drittel Heizkostenersparnis durch Wärmedämmung

Johannes Lindorfer von Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz präsentierte die wichtigsten Ergebnisse der Studie. 11 Prozent aller Treibhausemissionen in Österreich kommen aus dem Gebäudesektor. Hier gilt zunächst Energie einsparen und den Rest möglichst durch Erneuerbare zu decken. „Das heißt, Einfamilien- oder Mehrfamilienhäuser müssen thermisch saniert werden. Dann müssen Wärmepumpen, Fernwärme und andere zukunftsfitte Wärmeerzeuger eingebaut werden“, so Lindorfer.

Allein die Wärmedämmung eines Hauses bringt im Schnitt ein Minus an Heizbedarf von 60 bis 70 Prozent. Beim Wohnhäusern liegen die Investitionskosten für Wärmedämmung bei 60.000 Euro (Einfamilienhaus) bis 180.000 Euro (mehrgeschossige Mehrfamilienhaus).

Stefan Schleicher von der Universität Graz wies in seinem Vortrag auf die enormen Möglichkeiten von Geothermie und Photovoltaik hin. Sogenannte „Anergienetze“, also Niedertemperaturnetze, könnten mit Hilfe von Tiefensonden im Winter zum Heizen und im Sommer zum Kühlen genutzt werden. Und intelligentes Energiemanagement kann durch richtige zeitliche Staffelung zu enormen Energieeinsparungen führen.

Die wenigsten Menschen wissen, wofür die verschiedenen Energieträger eigentlich genutzt werden. 17 Prozent gehen bei Transport oder Umwandlung verloren, 27 Prozent werden für Mobilität verwendet, ein Fünftel wird innerhalb von Gebäuden genutzt, Industrie und Energie verbrauchen 24 Prozent und die gesamte Beleuchtung und Elektronik benötigt nur 11 Prozent des gesamten Energieverbrauchs, so Schleicher, der darauf hinwies, dass das „Merit-Order-Prinzip“, das im vergangenen Jahr zu weit überhöhten Strompreisen geführt habe, völlig überholt sei und völlig neu gestaltet werden müsse. „Auch die derzeit sehr hohe Inflation ist deutlich von den gestiegenen Energiepreisen getrieben“, so Schleicher.

Ruf nach leicht zugänglichen Förderungen

In der anschließenden Podiumsdiskussion wies Lukas Tupy, Verkaufsleiter Österreich bei Ochsner Wärmepumpen, auf die vielfältigen Möglichkeiten von Wärmepumpen hin. Es gelte aber, sich vor einem Einbau von Expert:innen beraten zu lassen.

„Die Zeit der billigen Energie ist vorbei, Energie wird in Zukunft immer wertvoller“, so Johannes Lindorfer. Förderungen der öffentlichen Hand sollten möglichst niederschwellig angeboten werden. Mario Medlitsch, Geschäftsführer der EVN Energieservices, betonte die Wichtigkeit von leicht zugänglichen Beratungsangeboten. Außerdem müssten leistungsfähige Leitungen zur Verfügung stehen, damit die Energie dort ist, wo sie gebraucht wird.

„Wir brauchen dringend einen Umbau der Energieunternehmen von Versorgern zu Energiedienstleistern. Wir brauchen langfristige Kredite mit garantierten niedrigen Zinsen, um diesen Umbau zu finanzieren. Und wir brauchen eine Reform der Energiepreise in Richtung Unabhängigkeit von Energiespekulationen“, so Stefan Schleicher.