Messaktion „PrimaBüroKlima“ : Erstmals Raumluft in 100 Büros gecheckt

Im Rahmen der Initiative „PrimaBüroKlima“ wurde einige Raumluft-Parameter in 100 Büros Wien, Niederösterreich und dem Burgenland gemessen.
- © HLK/ E. HerrmannDie Qualität des Raumklimas in Büro- und Arbeitsräumen hat einen erheblichen Einfluss auf Produktivität, Gesundheit und die Anzahl der Krankmeldungen. Trotz dieser Bedeutung wird das Raumklima in Büros häufig vernachlässigt, was nicht nur die Zufriedenheit am Arbeitsplatz mindert, sondern auch gesundheitliche Probleme (Erkältungen, Kopfschmerzen, trockene Haus, Office-Eye-Syndrom,…) mit sich bringen kann.
Erstmalige Messaktion in 100 Büros
Im Rahmen der Initiative „PrimaBüroKlima“ wurden in Zusammenarbeit der unabhängigen Plattform MeineRaumluft.at mit OETI (Institut für Ökologie, Technik und Innovation GmbH) kostenfreie und anonyme Messungen der Raumluftqualität in Büroräumen angeboten. Unternehmen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland konnten sich für die Messaktion der Raumluftqualität anmelden. Das Pilotprojekt war auf 100 Büroräume beschränkt.
Die Messungen fanden durch geschultes Technikpersonal von 16.04.2024 bis 17.06.2024 statt. Dabei wurden folgende Werte erhoben: Relative Luftfeuchtigkeit, TVOC (Gesamtkonzentration der flüchtigen, organischen Verbindungen), Formaldehyd und Feinstaub. Auch die Mitarbeitenden in den Büros wurden nach ihrem individuellen Empfinden der Raumluftbedingungen befragt. Kürzlich wurden die Ergebnisse vorgestellt, die für die Bürolandschaft in ganz Österreich von Bedeutung sind.
Relative Luftfeuchtigkeit
Die ideale Luftfeuchtigkeit in Innenräumen wird mit 40 % - 60 % angesehen. Liegt der Wert dauerhaft darunter, ist die Luft zu trocken und es kann zu Reizung der Atemwege, austrocknen der Schleimhäute und trockenen Augen führen. Vor allem in der Heizsaison kommt es zu niedrigen Luftfeuchtigkeitswerten. Ist der Wert dauerhaft darüber, ist die Gefahr der Schimmelbildung gegeben. Die Messungen in den 100 Büros ergaben, dass in rund 25 % der Büros die Luft zu trocken war. Berücksichtigt man den Messzeitraum (April bis Juni), ist das ein relativ hoher Wert. Dies deckt sich auch mit Aussagen der Mitarbeitenden, da jede/r Fünfte angegeben hat, unter Reizungen der Augen und/oder Atemwege zu leiden.
Schadstoffe TVOC/ Formaldehyd
In 15 % der Büros wurde eine hygienisch auffällige Konzentration flüchtiger organischer Verbindungen (TVOC) gemessen. Diese stammen oft von Farben, Möbeln oder Reinigungsmitteln.
Bei 6 % der Büros war sogar eine bedenkliche Situation (500 - 1000 μg/m³) für die Mitarbeitenden durch TVOC gegeben.
Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme gehören zu den häufigsten Beschwerden der Mitarbeitenden.
Auch auf Formaldehyd wurde gemessen – hier gab es keine auffälligen Werte, jedoch bleibt Formaldehyd in vielen Möbeln ein potenzieller Schadstoff.
Feinstaub
Durch offene oder schlecht dichtende Fenster sowie Rückstände an der Kleidung können Feinstaubpartikel von außen in die Büroräume dringen. Innen können Drucker und Kopierer die Feinstaubbelastung erhöhen.
Erfreulich waren die Messergebnisse – in allen untersuchten Büros lagen die Feinstaubwerte im Rahmen der Vorschriften.
Cocktail-Effekt
Das unsichtbare Risiko Luftschadstoffe werden meist einzeln untersucht, doch häufig treten sie in Mischungen auf. Dieser sogenannte Cocktail-Effekt beschreibt, dass die gleichzeitige Anwesenheit mehrerer Schadstoffe - auch wenn sie einzeln betrachtet unbedenklich erscheinen - die gesundheitliche Belastung für den Körper erheblich erhöhen kann. Die gleichzeitige Belastung durch TVOC, Feinstaub und Formaldehyd könnte die negativen Effekte auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeitenden verstärken.
Peter Skala von „MeineRaumluft.at“ fordert daher eine ganzheitliche Bewertung der Luftqualität: „Die Risikobewertung einzelner Schadstoffe greift zu kurz. Der Cocktail-Effekt in Büros sollte viel stärker erforscht und beachtet werden.“ Die Initiative ruft Unternehmen und Gesundheitsforschung dazu auf, die Gesamtheit der Belastungen im Innenraum ernst zu nehmen und ihre Auswirkungen breit zu kommunizieren.
Fazit
Die Mess-Ergebnisse zeigen, dass die Luftqualität in vielen Büros in Österreich passt, aber auch bei vielen optimiert werden muss. Denn 72 % der befragten Mitarbeitenden leiden unter Symptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder gereizten Atemwegen - Beschwerden, die auf schlechte Raumluft zurückzuführen sein können. Eine ganzheitliche Bewertung der Schadstoffbelastungen könnte hier Abhilfe schaffen und langfristig die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden sichern.
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