Salzburger Heizungs-Hersteller in Notlage : Windhager Österreich stellt Insolvenzantrag

Der Salzburger Heizungs-Hersteller Windhager fuhr in eine Notlage und stellte am 05. Jänner einen Insolvenzantrag

Der Salzburger Heizungs-Hersteller Windhager fuhr in eine Notlage und stellte am 05. Jänner 2024 einen Insolvenzantrag.

- © HLK-Archiv/ E. Herrmann

Die Windhager Logistik GmbH hat am 05. Jänner 2024 beim Landesgericht Salzburg die Eröffnung eines Konkursverfahrens beantragt; für die Windhager Zentralheizung Technik GmbH und die Windhager Zentralheizung GmbH wurden ebenfalls am 05. Jänner 2024 jeweils beim Landesgericht Salzburg die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beantragt. Die Passiva sollen mehr als 63 Mio. Euro betragen, wie die Salzburger Nachrichten mit Verweis auf den KSV berichten.
Die Auslandsbeteiligungen Windhager Schweiz, Deutschland und Italien sind von diesen Anträgen nicht betroffen.
Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass das LG Salzburg als zuständiges Insolvenzgericht am 08. Jänner 2024 die Verfahren eröffnen wird.
Bereits laufende, intensive Verhandlungen mit Investoren konnten bis zum 05. Jänner 2024 nicht erfolgreich abgeschlossen werden, so Windhager Geschäftsführer Stefan Gubi, der zur derzeitigen Situation erläutert: „Wir setzen die Gespräche mit möglichen Investoren fort, um damit die Weiterführung der Unternehmen zu sichern. Wir bemühen uns, den weiteren Betrieb im Rahmen der insolvenzrechtlichen Gegebenheiten bestmöglich sicherzustellen.“

Über das Unternehmen

Der gelernte Schmied und Schlosser Anton Windhager legte 1921 in Seekirchen bei Salzburg den Grundstein für das Unternehmen Windhager, das in der Folge mit der Entwicklung und Produktion von Heizkesseln große Erfolge feiern konnte. Das Unternehmen mit seinen rund 450 Mitarbeitenden, drei ausländischen Niederlassungen und einem internationalen Partner-Netzwerk zählt zu Österreichs führenden Herstellern und ist stark exportorientiert (mit über 60 % Exportquote).
Windhager mit Hauptsitz in Seekirchen/Sbg. ist vor allem für seine Eigenentwicklungen von Pellets-, Scheitholz- und Hackschnitzelheizungen bekannt (früher auch Zentralheizungsherde und Ölheizungen). Das Unternehmen konnte immer wieder mit interessanten Innovationen aufwarten, wie z. B. dem revolutionären Hackgutkessel PuroWIN oder den 2023 erstmals vorgestellten Pelletskessels BioWIN Ultegra.
Zum 100-Jährigen Jubiläum (2021) eröffnete das Unternehmen in Seekirchen die „World of Windhager“ - eine Heizerlebniswelt kombiniert mit einem Genuss- und Eventbereich.
Im September 2022 folgte in Pinsdorf bei Gmunden der Spatenstich für ein 27.000 m² großes Produktions- und Entwicklungszentrum für Wärmepumpen, das Windhager gemeinsam mit dem Wärmepumpenspezialisten M-TEC auf Schiene brachte.

Gründe für die Insolvenz

Wer die HLK-Branche kennt, weiß, dass der Markt in den vergangenen drei Jahren verrücktspielte. Die Corona-Pandemie sorgte für eine verstärkte Investitionstätigkeit - die Nachfrage nach (Pellets-)Heizungen stieg stark an; der Ukraine-Russland Krieg 2022 heizte diesen Boom weiter an. Dann folgten Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Elektronik, starke Materialpreis-Erhöhungen. Die explodierenden Energie-Preise machten auch vor Pellets nicht halt und sorgten für deren massive Verteuerung. Die Konsumenten reagierten entsprechend verschreckt – die Nachfrage nach Pelletsheizsystemen brach regelrecht ein. Nicht nur in Österreich, sondern vor allem auch in Deutschland, dem Haupt-Exportmarkt von Windhager. In Deutschland wurde der massive Rückgang bei Pelletsheizungen durch das dortige GEG (bzw. „Heizungsgesetz“) zusätzlich verschärft, denn die Deutschen investierten vor allem in neue Öl- und Gasheizungen. Der Vergleich der Halbjahresbilanzen 2023 der Heizungsmärkte in D und A spiegelt die Situation bis zu einem gewissen Grad wieder (-50 % bei Pelletsheizungen).
In der Zeit der massiven Verkaufsrückgänge hatte Windhager aber zugleich die hohen Investitionen für den Bau der neuen Wärmepumpen-Produktionsstätte in Pinsdorf bei Gmunden zu stemmen. Offensichtlich war das zu viel auf einmal.
Im Frühjahr/Sommer 2024 soll(te) das neue WP-Werk seinen Betrieb aufnehmen. Durch den Insolvenzantrag ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, wie es mit dem WP-Werk weitergehen könnte. Natürlich stellt sich die Frage auch für die Windhager-Werke in Salzburg.
Für die Mitarbeitenden, die Partner des Unternehmens, das Land Salzburg und den Wirtschaftsstandort Österreich wäre es wünschenswert, wenn Windhager wieder Fahrt aufnehmen könnte.