FGW erinnert an die Befüllung der Gasspeicher : Österreich braucht einen Plan

Österreich-Karte mit Speicher und Leitungen für Erdgas

Österreich braucht auch einen Plan für die Beschaffung von möglichst günstigem Gas, um die Gasspeicher für den nächsten Winter wieder aufzufüllen. Die Politik ist gefragt.

- © mit KI generiert/ Image Creator in Bing

Österreich braucht viele Pläne, um die Wirtschaft oder den Wohnungsbau am Laufen zu halten oder ins Laufen zu bringen. Ein weiterer Plan wäre/ ist: Wie beschafft man günstiges Gas? Denn nach dem Winter ist vor dem nächsten Winter. „Aus Versorgungssicherheitsgründen muss es jetzt vorrangiges Ziel sein, die österreichischen Gasspeicher rasch wieder zu befüllen und das zu möglichst günstigen Preisen“, sagt Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbands Gas Wärme (FGW). Mock ist hoffnungsvoll und zählt dabei „auch auf die tatkräftige Unterstützung der Politik“. Denn Gas im Sommer zu kaufen und für den nächsten Winter einzuspeichern ist auf Grund der derzeitigen Preissituation für Unternehmen wenig wirtschaftlich. Ein Grund für diesen Effekt sind die sehr starren Speicherfüllzielvorgaben der EU. Darin ist festgelegt, wie hoch der Speicherfüllstand pro Land bis zu einem fixen Termin sein muss. Handelsunternehmen befeuern Spekulationen an der Börse – das hat die Sommergaspreise steigen lassen

Neue Abhängigkeiten?

Mittlerweile ist Österreich zu einem der teuersten Gas-Handelsplätze in Europa geworden. Ohne Meerzugang und damit ohne Möglichkeit direkt auf Lieferungen von Flüssiggas (LNG) zugreifen zu können, ist Österreich an drei mögliche Importrouten via Pipelines gebunden: an Deutschland, Italien und die Ukraine-Leitung über die Slowakei. Über letztere kommt seit Jahresbeginn aber kein Gas mehr.
Europa dürfe sich im Vertrauen auf Flüssiggas (LNG) aber nicht in neue Abhängigkeiten begeben, meint man seitens des FGW. Amerika ist mittlerweile der mit Abstand größte LNG-Lieferant für die EU. Mit den jüngsten US-Sanktionen gegen russische Banken und einem beginnenden Handelskrieg mit Europa zeigt Amerika, dass es gewillt ist, seine Marktmacht politisch durchzusetzen. Michael Mock: „Der Begriff Gasdiversifizierung sollte daher ernst genommen werden.“ Anstatt Transportwege Richtung Osten zu kappen, sollte die Diversifizierung der Versorgung der Kern der europäischen Energiestrategie sein: Also bestehende Potenziale in Europa selbst zu heben, Gasimporte über eine größere Anzahl an Vorlieferanten zu streuen und vorhandene Gastransportinfrastrukturen zu nutzen.

Sinkende Gasspeicherfüllstände

Weil die Gaswirtschaft ihre Arbeit gewissenhaft erledigt hat und über große Gasspeicher verfügt, die gut gefüllt waren, ist Österreich gut durch den vergangenen Winter gekommen.
Der Füllstand der Gasspeicher liegt in Österreich aktuell unter 45 % – und er wird weiter fallen. Die Speicher werden heuer auch deutlich stärker entleert werden als in beiden Wintern zuvor. Der Grund: Gaskraftwerke mussten in den vergangenen Monaten eingesetzt werden, um die wenigen Wind- und Sonnenstunden auszugleichen. Außerdem führten die hohen Strompreise auf dem europäischen Markt zu einer starken Entleerung der heimischen Gasspeicher ins Ausland, insbesondere in Richtung Italien.

Geeignete Maßnahmen setzen

Auf den angekündigten Durchleitungsstopp hatte die Gasbranche vergangenes Jahr richtig reagiert und Vorbereitungen für ein tatsächliches Ende der Gaslieferungen aus dem Osten getroffen. In Hinblick auf die Rahmenbedingungen sei jetzt aber auch die Politik gefragt, teilt man seitens des Fachverbands Gas Wärme mit und fordert das Setzen geeigneter Maßnahmen:

• Heben heimischer Gaspotenziale: Rasche Verabschiedung des Erneuerbaren Gase Gesetzes sowie Commitment der Politik zur Erdgasförderung in Österreich – auch über die aktuelle Legislaturperiode hinaus.

• Einsatz auf europäischer Ebene für eine bessere Regelung der Speichervorgaben.

• Schaffen positiver Anreize zur Einspeicherung und Buchung von Transportkapazitäten.

• Initiativen zur raschen Wiederaufnahme der Gasimporte über den Gasverteiler in Baumgarten/ NÖ.

Mit dem Blick in die jüngste Vergangenheit müssen wir den Blick für die Zukunft schärfen: Wir brauchen weitblickende Entscheidungen, um unseren Standort und Lebensstandard zu schützen“, sagt Mock abschließend.

1 x wöchentlich Meldungen aus der HLK-Branche - abonnieren Sie unseren kostenlosen HLK-Newsletter
Hier geht’s zur Anmeldung!