Wie man trotz Budgetlochs für Wachstum sorgen könnte : (Heizungs-)Förderung = regionale Wertschöpfung = Steuereinnahmen

Geld fürs Heizen, Brennertopf eines Pelletskaminofens

Branchenverbände appellieren, dass Förderungen für Heizungssanierung & PV-Ausbau die Wirtschaft ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen, und präsentieren Vorschläge für ein neues pragmatisches Fördermodell.

- © HLK/ E. Herrmann

Angesichts der notwendigen Budgetsanierung in Österreich benötigt eine kommende Regierung einen Balanceakt aus Konsolidierung und Wachstum – immerhin sprudeln (dringend notwendige) Steuereinnahmen nur dann, wenn die Wirtschaft läuft und in der Bevölkerung Zuversicht herrscht. Manche Branchenverbände befürchten aber im Hinblick auf die bekannt gewordenen, geplanten Förderungskürzungen, dass das eben nicht passieren könnte. Das Kalkül: Weniger (Heizungs-)Förderung = weniger regionale Wertschöpfung = weniger Arbeitsplätze = geringere Steuereinnahmen (dass es auch anders ginge, erfahren Sie weiter unten im Text).

Investitionsanreize = Energiesicherheit, Klimaschutz, Konjunkturmotor

Vor einem „kurzsichtigen Kaputtsparen der Energiewendewarnt der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) im Zusammenhang mit den präsentierten Details zum Budgetfahrplan von FPÖ und ÖVP. Die angekündigten Sparmaßnahmen, insbesondere jene, die auf die Beendigung klimafreundlicher Förderungen abzielen, torpedieren die Bereitstellung leistbarer Energie und die Förderung der Energieunabhängigkeit Österreichs, mit drastischen Konsequenzen für Haushalte und Unternehmen – so der EEÖ. Betroffen von den massiven Kürzungen sind insbesondere Förderprogramme für kleine PV-Anlagen in Haushalten, für den Heizungstausch auf erneuerbare Energie und für Elektromobilität, sowie die Forcierung des nicht motorisierten und öffentlichen Verkehrs. Zugleich kritisiert der EEÖ scharf, dass klimaschädliche Subventionen in Höhe von jährlich bis zu 5,7 Mrd. Euro bei den Einsparmaßnahmen nach aktuellem Plan der Koalitionsverhandler (m/w/d) offenbar keine Rolle spielen werden.
Trotz aller Budgetzwänge muss der Ausbau erneuerbarer Energie konsequent weiterverfolgt werden. Investitionsanreize im Bereich Erneuerbare Energie, ob für den Heizungstausch, die Stromerzeugung oder den Netzausbau, sind keine verlorenen Ausgaben, sondern machen sich vielfach bezahlt: Energiesicherheit, Klimaschutz, Konjunkturmotor“, sagt Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin des EEÖ.

Stop and Go bei Heizungstausch und PV für Unternehmen schädlich

Allein die Förderung für den dringend notwendigen Heizungstausch hat 2024 nicht nur CO2 eingespart, sondern auch mehr als 50.000 Arbeitsplätze abgesichert. Ein Wegfall der Förderungen brächte laut WKO allein bei Installateurbetrieben mindestens 5.000 Personen um ihren Arbeitsplatz. „Die hohen Fördersätze für den Heizungstausch sind nicht aus dem Nichts heraus entstanden, sondern weil man sich auf keinen klaren Ausstiegspfad aus fossilen Heizungen in einem Wärmegesetz verständigen konnte. Die ÖVP betonte damals, dass es besser sei, Anreize durch hohe Förderungen zu schaffen“, erinnert Prechtl-Grundnig.
Die Branche hatte schon damals auf die Rechtsunsicherheit bei Förderungen hingewiesen und für einen klaren Ausstiegspfad mit kontinuierlichen Förderbedingungen plädiert. „Wenn nun Förderungen wieder gekürzt werden, dann bringt dieser Zick-zack-Kurs eine absolute Verunsicherung für Haushalte und Unternehmen! Unter diesen Umständen muss ein klarer Ausstiegspfad umgehend wieder auf den Tisch und gesetzlich verankert werden!“

Offener Brief der PV-Branche

Arbeitsplätze stehen auch mit der geplanten Abschaffung der (sehr unbürokratischen) Mehrwertsteuerbefreiung für kleine Photovoltaik-Anlagen auf dem Spiel. Statt sie – wie ohnehin geplant – bis Ende des Jahres sukzessive auslaufen zu lassen, könnte die Förderung evtl. schon Ende Jänner 2025 aufgehoben werden. Aus diesem Grund hat der Bundesverband Photovoltaic Austria einen offenen Brief an die Regierungsverhandler Herbert Kickl (FPÖ) und Christian Stocker (ÖVP) verfasst.
Darin liest man u. a.: „Eine solide Budgetsanierung ist zweifellos wichtig, darf jedoch nicht auf Kosten jener stattfinden, die sich mit PV-Anlagen unabhängiger machen wollen und zu Lasten der klein- und mittelständischen Handwerksbetriebe gehen. Die angekündigte Wiedereinführung der Steuer für PV-Anlagen bremst Investitionen, gefährdet Arbeitsplätze und schädigt so den Wirtschaftsstandort Österreich“. Herbert Paierl (Vorstandsvorsitzender) und Vera Immitzer (Geschäftsführerin) vom Bundesverband Photovoltaic Austria in Richtung Kickl und Stocker: „Wir appellieren an Sie als Verantwortliche, das Vertrauen in die Politik wieder zu stärken und die geplante Wiedereinführung von Steuern auf kleine PV-Anlagen ernsthaft zu überdenken.

VÖK: Förderanreize zur Heizungsmodernisierung sinnvoll

Die Vereinigung Österreichischer Heizungs- und Kesselindustrie (VÖK) setzt sich einmal mehr bei den politisch Verantwortlichen für eine Fortsetzung der Förderanreize für die Heizungsmodernisierung ein, die aus mehreren Gründen sinnvoll sei (wie Sie hier erfahren). In der Aussendung erinnert die VÖK die politischen Verantwortlichen im Land auch daran, dass das, was vor der Wahl galt, auch nach der Wahl gelten sollte. „Alle politischen Parteien haben Förderanreize für die Heizungsmodernisierung befürwortet. Grundsätzlich wären die Fördermittel auch bis 2027 geplant gewesen – allerdings kam es in der Woche vor Weihnachten zu einem nie dagewesenen Ansturm auf die Fördertöpfe, sodass diese in kürzester Zeit leergeräumt waren“, betont VÖK-Präsident Helmut Weinwurm. Der Heizungstausch kurbelt auch die heimische Wirtschaft an – genau das, was auch die kommende Regierung (budgetär) dringend braucht.

Zukunftsforum SHL Vorschläge für neue Heizungsförderungen

Die Beendigung der Förderprogramme („Sanierungsbonus“ und „Raus aus Öl und Gas“) Ende 2024 wirkt sich für alle Akteure negativ aus, mahnt das Zukunftsforum SHL in einer Aussendung. Die Österreicher (m/w/d), die heimische Wärmeindustrie und Österreichs Installateure (m/w/d) benötigen vor allem eines: Planungs- und Rechtssicherheit. Der positive Effekt der Förderungen lässt sich nicht abstreiten: Sie haben über eine Milliarde Euro regionale Wertschöpfung ausgelöst und stellen die Arbeitsplätze von Installations- und Gebäudetechnikern sowie Elektrotechnikern in Österreich sicher. Fehlende Förderungen schaden hingegen dem Wirtschaftsstandort und bedrohen die Beschäftigung zahlreicher Österreicher (m/w/d).
Das Zukunftsforum SHL setzt sich seit seinem Bestehen für Heizungsmodernisierungen ein, hat dabei jedoch immer Zielgenauigkeit bei den Förderungen eingefordert. Die budgetäre Lage Österreichs erlaube keine Förderaktionen nach dem Gießkannenprinzip, sondern verlangt nach einem langfristigen, pragmatischen Fördermodell, welches laufend evaluiert werden müsste, so das Zukunftsforum SHL (ein Zusammenschluss von Österreichs Installateuren, der Österreichischen Vereinigung des Sanitär- und Heizungsgroßhandels sowie von vielen renommierten Unternehmen der Branche).
Die Wärmebranche mitsamt den Installateuren (m/w/d) sind diejenigen, welche die Heizungsmodernisierungen in die Praxis umsetzen. Entsprechend bringt das Zukunftsforum SHL in einer Aussendung folgende Vorschläge für ein zielorientiertes Fördersystem zur Heizungssanierung ein:

  • Das Fördersystem sollte degressiv gestaltet werden. Das bedeutet, dass die Fördersätze jährlich reduziert werden - sprich: Wer frühzeitig auf erneuerbare Systeme umsteigt, wird folglich höher belohnt.
  • Das aktuelle Fördersystem unterscheidet nicht nach dem Anlagenalter. Es muss jedoch das Ziel sein, die ältesten fossil beheizten Heizanlagen auszutauschen, da sie am meisten CO2 produzieren. Dementsprechend ist eine Abstufung der Fördersummen nach Anlagenalter sinnvoll – z. B. ein erhöhter Fördersatz für Anlagen ab einem Betriebsalter von mind. 15 Jahren.
  • Es benötigt einen klaren Zeitplan sowie flankierende Reformen im Miet- und Wohnrecht sowie Steuerrecht. Die EU-Gebäuderichtlinie wird nicht durch das Gießkannenprinzip zu erfüllen sein, es benötigt umfassende gesetzliche Anpassungen. Ohne langfristige Planbarkeit gibt es keine Sicherheit für die österreichische Wirtschaft und die Bürger (m/w/d).
  • Als Minimallösung sollte die Mehrwertsteuer auf Sanierungsvorhaben entfallen, dies wäre auch ohne hohen administrativen Aufwand realisierbar.
  • Das Zukunftsforum SHL unterstützt das Förderprogramm „Sauber Heizen für Alle“ vollumfänglich. Einkommensschwache Haushalte benötigen staatliche Unterstützung, um sich eine Heizungssanierung leisten zu können und sie so vor Energiearmut zu bewahren. Allerdings kann die Förderzusage der KPC von Banken oft nicht als Sicherheit bewertet werden. Es ist daher notwendig, die Förderzusage so zu gestalten, dass die Banken sie problemlos anerkennen können. Dadurch können alle einkommensschwachen Haushalte von dem Förderprogramm profitieren.
  • Die Industrie sollte bei politischen Entscheidungen mit einbezogen werden. Ohne Planungssicherheit verliert sie gegenüber der internationalen Konkurrenz, obwohl die österreichische Wärmeindustrie eine große Rolle für den Wirtschaftsstandort Österreich spielt. Ebenso sollten die Installateure (m/w/d) mit einbezogen werden, denn sie sind es, welche die Bedürfnisse der Kunden (m/w/d) kennen und die Heizungssanierungen umsetzen.

In der Aussendung steht abschließend: „Das Zukunftsforum SHL hofft auf eine schnelle Lösung hinsichtlich der Förderungen. Bevor das Erneuerbare-Wärme-Paket verabschiedet wurde, sind aufgrund fehlender Planungssicherheit kaum Heizungssanierungen durchgeführt worden. So ein Szenario darf sich nicht wiederholen. Der Austausch von fossil betriebenen Heizanlagen fördert den Wirtschaftsstandort und verringert Energiearmut. Sollte auch eine blau-schwarze Regierung nicht zeitnah zusammenkommen oder Neuwahlen notwendig sein, benötigt es eine vernünftige Übergangslösung für die „Sanierungsoffensive“ und „Raus aus Öl und Gas“. Ansonsten verbleiben nur Verlierer: Österreichs Bürger:innen und ihre Wärmewirtschaft verlangen nach Sicherheit, die ihnen fraglos zusteht“.

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