Future Waste : Österreichs Recyclingwirtschaft rüstet sich für die Abfälle der Energiewende

Die Abfallwirtschaft beschäftigt sich schon lange mit den möglichen Abfällen der Zukunft.

Die Abfallwirtschaft beschäftigt sich schon lange mit den möglichen Abfällen der Zukunft.

- © Adobe Stock/HADAPI

Jedes Produkt wird irgendwann zu Abfall. Die Energie- und Mobilitätswende der letzten Jahrzehnte hat innovative Produkte hervorgebracht, die in Zukunft recycelt werden müssen: Photovoltaikanlagen, Rotorblätter von Windkraftanlagen und Lithium-Ionen-Batterien aus Elektroautos. Diese auch als „Future Waste“ bezeichneten Abfälle fallen anfangs in geringen Mengen an und spielen zunächst keine große Rolle. Am Ende des Produktlebenszyklus muss die Abfallwirtschaft jedoch vorbereitet sein und geeignete Recyclingverfahren bereitstellen, denn jeder Abfall enthält wertvolle, oft kritische Rohstoffe.

Lithium-Ionen-Batterien, die seit den 1990er Jahren auf dem Markt sind, haben eine Lebensdauer von etwa zehn Jahren und fallen bisher in überschaubaren Mengen an. Zukünftige Abfälle, zum Beispiel aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen, werden jedoch in deutlich größeren Mengen anfallen und neue Recyclingverfahren und Sammelsysteme erfordern.

Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe, erklärt: „Die Abfallwirtschaft beschäftigt sich schon lange mit den möglichen Abfällen der Zukunft. Wir analysieren Materialzusammensetzungen, passen die Sammelinfrastruktur an und investieren in neue Anlagen."

VOEB Präsidentin Gaby Jüly

Alte PV-Anlagen werden zu 90 Prozent verwertet

Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz hat sich Österreich das Ziel gesetzt, bis 2030 bilanziell 100 Prozent sauberen Strom zu produzieren. Der Ausbau von Photovoltaikanlagen boomt, allein in Österreich ist die PV-Leistung bis 2022 um 36 Prozent gestiegen. PV-Anlagen bestehen aus dem Halbleitermetall Silizium und können bereits heute zu 90 Prozent recycelt werden. Dabei werden wertvolle Metalle wie Kupfer, Silber und Blei zurückgewonnen.

Bis 2050 werden rund 64.000 Tonnen PV-Module erwartet

Laut Bundesabfallwirtschaftsplan 2024 machen die gesammelten Photovoltaikmodule derzeit nur 0,01 Prozent der Kategorie Elektro- und Elektronikaltgeräte aus. Bis 2050 wird eine Menge von rund 64.000 Tonnen erwartet. Prof. Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben warnt: "Die Energiewende bringt neue Herausforderungen, insbesondere für PV-Module, die aufgrund von Produktionsfehlern oder Witterungseinflüssen vorzeitig recycelt werden müssen."

Prof. Roland Pomberger, Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben

Windkraftanlagen: 918.000 Tonnen neuer Abfall

Im Jahr 2022 waren in Österreich rund 1.366 Windkraftanlagen installiert. Diese haben eine Lebensdauer von rund 25 Jahren. Bis 2050 werden rund 7,4 Millionen Tonnen Material anfallen, das größte Abfallaufkommen wird mit 918.000 Tonnen im Jahr 2068 erwartet. Besonders schwierig ist das Recycling der Rotorblätter, die aus einem widerstandsfähigen Materialmix bestehen.

Mobilitätswende: Österreich braucht eigene Recyclinganlagen

Lithium-Ionen-Batterien, die seit den 1990er Jahren auf dem Markt sind, werden durch die Elektromobilität in großen Mengen anfallen. Derzeit werden Batterien in Nachbarländern wie Deutschland recycelt, Österreich wird aufgrund steigender Mengen eigene Anlagen benötigen, um kritische Rohstoffe wie Kobalt zurückzugewinnen.

Die Menge an Lithium-Ionen-Batterien wächst nicht nur durch die Mobilitätswende. Ein Drittel des weltweiten Elektroschrotts besteht aus Kleingeräten wie Spielzeug und E-Zigaretten. Im Jahr 2022 werden weltweit rund 62 Millionen Tonnen Elektroschrott anfallen - ein Anstieg von 82 Prozent seit 2010.

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Brandgefährliche E-Vapes

Besonders problematisch sind E-Vapes, batteriebetriebene Zigaretten, die häufig im Restmüll landen und Brände verursachen können. Der Verband fordert daher ein Verbot von E-Vapes und die Einrichtung eines Fonds zur Finanzierung von Brandschutzmaßnahmen in Abfallwirtschaftsbetrieben.

Diese umfassenden Vorbereitungen der österreichischen Recyclingwirtschaft sind unerlässlich, um den zukünftigen Herausforderungen der Energie- und Mobilitätswende gerecht zu werden.