Erneuerbare Energien Studie : Trend zum Energiesparen abgenommen

Gerhard Marterbauer (Deloitte Österreich), Nina Hampl (WU Wien) und Michael Strebl (Wien Energie) präsentierten die Erneuerbare Energien Studie (v.l.).
- © fotobyhoferWenn Planer, Installateure, Kälte-Klimatechniker (m/w/d), Fachinteressierte wissen möchten, was ihre potenziellen Kunden in punkto Energiesparen und Klimaschutz bewegt, sollten sie weiterlesen.
Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage unter rund 1.000 Befragten wird jährlich die Einstellung der Österreicher zu erneuerbaren Energien erhoben. Die zehnte Ausgabe von WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie, die am 23. Jänner 2025 präsentiert wurde, zeigt: Die österreichische Bevölkerung erkennt den Klimawandel als das drängendste Problem der nächsten Jahrzehnte. Aber sie ist seltener bereit, aktiv individuelle Energiesparmaßnahmen umzusetzen. Auch erneuerbare Energieprojekte im eigenen Umfeld werden kritischer gesehen.
Liebling Photovoltaik
„Die Umfrageergebnisse zeigen eine sinkende Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte. Die beliebteste Technologie bleibt Photovoltaik, hier ist die Zustimmung für Freiflächen-Photovoltaik im Jahresvergleich sogar leicht gestiegen. Die Zustimmungswerte bei der Windkraft liegen aber weiterhin unter zwei Drittel“, hält Nina Hampl, Studienautorin von der WU Wien, fest.
Das Interesse Eigenstrom durch Photovoltaik zu produzieren, bleibt hoch. Fast ein Drittel der Befragten gibt an, dass eine Photovoltaik-Anlage am eigenen Haus oder Wohngebäude installiert ist. Auch der Wille zur Optimierung der eigenen Systeme ist gegeben: So ist der Anteil an Befragten, bei denen neben einer Photovoltaikanlage auch ein Stromspeicher installiert ist, auf 39 % gestiegen.
Strom sparen – bitte andere, aber bei Wärme geht was
Der Trend zum Energiesparen ist nach dem Anstieg in den vergangenen beiden Jahren mittlerweile gesunken. Lediglich 40 % der Befragten erklären sich dazu bereit, ihren Stromverbrauch durch eine Verhaltensänderung zu reduzieren, nur noch 32 % senken die Raumtemperatur. Zum Vergleich: 2022 lagen diese Werte noch bei 52 % und 45 %.
Andererseits nimmt die Wärmewende laut Studie langsam Fahrt auf: Während der Bestand an Ölheizungen stetig zurückgeht, steigt die Zahl an Luft-/Wasser-Wärmepumpen kontinuierlich. Zwei Drittel des Raumwärmebedarfs werden bereits durch umweltschonende Heizsysteme gedeckt. Von den 1.157 Befragten nutzen 29 % Nah- und Fernwärme für Heizung und Warmwasser; 15 % heizen mit Holz, fast 14 % haben Wärmepumpen in Verwendung, 6 % nutzen Strom zur Wärmebereitstellung. 32 % der Befragten heizen mit Gas + Öl. Interessant: 2 % wissen nicht, womit ihr Gebäude beheizt wird (bzw. haben „Weiß ich nicht“ angegeben).
Energiegemeinschaften: Ja, bitte
Der Wille, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen, ist in der Bevölkerung verankert. So kann sich ein Viertel der Befragten eine finanzielle Beteiligung an einem Projekt zur Nutzung erneuerbarer Energien vorstellen, rund die Hälfte der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer könnte sich vorstellen, sich einer Energiegemeinschaft anzuschließen. „Die Bereitschaft der Bevölkerung zur lokalen Produktion und weniger Abhängigkeit ist da, das zeigt auch die anhaltende Nachfrage nach Energiegemeinschaften und Beteiligungsprojekten. Für einen spürbaren Schritt nach vorne braucht es einen wirksamen Mix aus Anreizen, Information und Engagement aller Stakeholder“, betont Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
E-Auto-Nachfrage sinkt
Während die Wärmewende langsam voranschreitet, wird die Mobilitätswende ausgebremst. Das Kaufinteresse an E-Autos hat weiter abgenommen. Vor allem die teuren Anschaffungskosten (82 %) und vermeintlich geringen Reichweiten (78 %) wirken auf viele abschreckend. „Die hohen Autopreise sind vor allem angesichts der anhaltenden Teuerung ein zentraler Faktor, warum der E-Auto-Markt nicht in die Gänge kommt. Zwar gibt es mittlerweile ein breiteres Angebot, gerade im preiswerteren Segment muss sich aber noch mehr tun. Ansonsten wird die E-Mobilität in Österreich weiterhin nur ein Nischenthema bleiben“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.
Deutliche Diskrepanz von Absichten und Verhalten
Die Bevölkerung jedenfalls zeigt sich für weitere klimapolitische Maßnahmen offen: 53 % sind der Meinung, dass die zukünftige Bundesregierung mehr Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs in Haushalten, Unternehmen und öffentlichen Gebäuden setzen sollte. Über zwei Drittel sprechen sich auch für mehr Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser aus. Zusammenfassend zeigen die Studienergebnisse eine Diskrepanz in der Bevölkerung. „Während die Österreicherinnen und Österreicher dem Klimawandel mittlerweile sehr große Bedeutung zurechnen und viele die Auswirkungen bereits spüren, gehen die Akzeptanzwerte für erneuerbare Energieprojekte zurück. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Menschen können erneuerbare Energietechnologien grundsätzlich gutheißen und deren positiven Beitrag zum Klimaschutz sehen, aber erneuerbaren Energieprojekten skeptisch gegenüberstehen. Faktenbasierte Bewusstseinsbildung kann einen Beitrag leisten, diese Diskrepanz aufzulösen“, so Nina Hampl abschließend.
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