Europäischer Emissionshandel ETS 1/ ETS 2 : Gesunkene CO2-Emissionen in Europa

Die CO2-Emissionen aller am EU-ETS 1 teilnehmenden Anlagen verringerten sich 2023 um 17 % - damit fielen diese um etwa 48 % geringer aus, als 2005.
- © HLK/ E. HerrmannDer Europäische Emissionshandel (EU-ETS 1) umfasst die Emissionen der energieintensiven Industrie, der Energiewirtschaft und des innereuropäischen Luftverkehrs. Die Emissionen aller am EU-ETS 1 teilnehmenden Anlagen (in den 27 EU Mitgliedstaaten und Island, Liechtenstein, Norwegen) gingen 2023 deutlich runter: Nach Angaben der Europäischen Kommission sanken die Emissionen im Jahr 2023 um 17 % auf rund 1,09 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent. Der europaweite Emissionsrückgang im EU-ETS 1 beträgt etwa 48 % gegenüber dem ersten Jahr des Emissionshandels 2005. Die Emissionen haben sich in 18 Jahren also nahezu halbiert.
Emissionsrückgang am Beispiel Deutschland
Am Beispiel Deutschland wird klar, dass die sinkenden CO2-Emissionen zum Teil der rückläufigen Industrie-Produktion geschuldet sind, was aus vielerlei Gründen (Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Know-how-Verlust,….) suboptimal ist.
Im Jahr 2023 emittierten die vom EU-ETS 1 erfassten 1.725 stationären Anlagen in Deutschland rund 289 Mio. Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente (CO₂-Äq). Das entspricht einer Minderung (gegenüber 2022) von etwa 18 % und ist der größte Rückgang seit der Einrichtung des EU-ETS 1 im Jahr 2005. Die Emissionen der Energieanlagen sanken um 22 %, in den Industriesektoren gingen sie um 10 % zurück. Dies berichtet die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA).
Dirk Messner, Präsident des deutschen Umweltbundesamtes, sagt: „Der erhebliche Rückgang der Emissionen im Energiesektor ist ein großer Schritt zur Erreichung unserer Klimaschutzziele. Das liegt vor allem am Ausbau erneuerbarer Energien und dem Rückgang der Kohleverstromung. Hieran hat der Emissionshandel einen wichtigen Anteil. Im Industriesektor hingegen sind die sinkenden Emissionen vor allem auf die rückläufige Produktionsentwicklung aufgrund von Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zurückzuführen. Wir müssen daher auf eine konsequente Transformationsstrategie für unsere Industrie setzen, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit mit ambitioniertem Klimaschutz vereint.“
Neues Emissionshandelssystem kommt 2027
Im Jahr 2023 wurde ein neues, separates Emissionshandelssystem geschaffen, das vom bestehenden EU-ETS 1 getrennt sein wird. Das Emissionshandelssystem 2 (ETS 2) umfasst Gebäude, Straßenverkehr und andere Sektoren (hauptsächlich kleine Industrien, die nicht unter das bestehende EU-EHS fallen) und soll 2027 anlaufen.
Bisher reichten die Emissionsreduktionen in diesen Sektoren nicht aus, um die EU auf einen festen Weg in Richtung ihres Ziels der Klimaneutralität bis 2050 zu bringen. Der durch das ETS 2 festgelegte CO2-Preis soll einen Marktanreiz für Investitionen in Gebäudesanierungen und emissionsarme Mobilität bieten. Wer heute schon emissionsarm unterwegs sein möchte, kann auf Elektro-Fahrzeuge setzen oder äußerst emissionsarme Treibstoffe nutzen, wie z. B. den grünen Dieselkraftstoff HVO 100, der vielerorts in Europa (auch in Österreich) bereits getankt werden kann.
Wenn ETS 2 im Jahr 2027 funktionsfähig ist, dann sind z. B. die Kraftstoff-Lieferanten verpflichtet, ihre Emissionen zu überwachen und zu melden. Diese Unternehmen werden im Rahmen des ETS 2 reguliert, was bedeutet, dass sie ausreichende Zertifikate zur Deckung ihrer Emissionen abgeben müssen. Regulierte Unternehmen werden diese Zertifikate bei Auktionen erwerben. Die ETS 2-Obergrenze soll die Emissionen bis 2030 um 42 % gegenüber dem Stand von 2005 senken.
Alle Emissionszertifikate im ETS2 werden versteigert, und ein Teil der Einnahmen wird zur Unterstützung schutzbedürftiger Haushalte und Kleinstunternehmen über einen speziellen Klima-Sozialfonds (SCF) verwendet. Die Mitgliedstaaten werden verpflichtet, die verbleibenden Einnahmen aus dem ETS2 für Klimaschutz- und Sozialmaßnahmen zu verwenden, und sie werden darüber berichten, wie diese Gelder ausgegeben werden.
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