Photovoltaik : PV-Ausbau (für die Energiewende) wird in die Schranken gewiesen

Gro?fl?chige Photovoltaikanlagen in den Bergen sind aus der Sicht der Naturfreunde weder notwendig noch technisch sinnvoll.

Großflächige Photovoltaikanlagen in den Bergen sind aus der Sicht der Naturfreunde weder notwendig noch technisch sinnvoll.

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Österreich ist im Bereich Flächenverbauung seit langem Europameister und verbaut jeden Tag ca. 17 Fußballfelder. In den Bergen sind es vor allem Tourismus, Verkehr und die Energiewirtschaft, die ihre Infrastruktur weiter und weiter ausbreiten. Ursprüngliche Natur und Kulturlandschaften gehen dementsprechend mehr und mehr verloren.

Grüne Energiequellen, vor allem Photovoltaik resp. Solarthermie, haben in den letzten Monaten einen regelrechten Sprung in den Absatzzahlen erreicht. Doch mit dem ansteigenden Interesse an erneuerbarer Energie wird auch die Diskussion angefacht, welche Flächen für diese Art der Energiegewinnung genutzt werden dürfen bzw. sollen. Hier hört man immer wieder den Satz: „Bergwelten eignen sich sehr gut, um Strom mit Photovoltaikanlagen zu produzieren.“ Aber stimmt das wirklich?

Naturfreunde Österreich melden sich zu Wort.

Zu diesem wichtigen Thema haben die Naturfreunde Österreich ein Positionspapier erarbeitet, in welchem die Forderung nach klaren Regeln für den alpinen Raum in Österreich laut wird. Andreas Schieder, Vorsitzender der Naturfreunde Österreich, meint dazu:

Eine ungehemmte, kaum koordinierte Inanspruchnahme großer Freiflächen zur Erreichung der ausgegebenen Ziele sehen wir somit sehr kritisch.
Andreas Schieder

Bei der Etablierung von neuen PV-Anlagen in Berggebieten müssten aus seiner und der Sicht seiner Kollegen Erfordernisse des Biodiversitätsschutzes, Landschaftsschutzes und der Flächenversiegelung speziell beachtet und in den Genehmigungsverfahren entsprechend beurteilt und berücksichtigt werden.

Beim Bau großer Anlagen in der Bergwelt muss immer auch mitgedacht werden, dass in jenen Berggebieten eine Infrastruktur geschaffen werden muss, um

  1. die Anlage zu errichten,
  2. den Strom aus den häufig entlegenen Gebieten für die EndverbraucherInnen erschließen zu können und
  3. anfallende Wartungsarbeiten im Sinne notwendiger Zufahrten zu der Anlage möglich zu machen.

In die sehr sensible Berglandschaft ist so gleich mehrmals ein starker Eingriff notwendig.
Aus Sicht der Naturfreunde sind großflächige Photovoltaikanlagen in den Bergen daher weder notwendig noch technisch sinnvoll. Gerald Plattner, Bundesreferent für Umwelt- und Naturschutz, ergänzt

    Die Naturfreunde Österreich rufen dazu auf, Flächen zu nutzen, die im Nahbereich von bereits verbauten Bereichen mit vorhandener Infrastruktur liegen.
    Gerald Plattner

    Plattner meint überdies, strenge Schutzgebiete und Gebirgsflächen ab einer Seehöhe von 1000 m müssten Tabuzonen für Photovoltaikanlagen größer als 100 m² und Umweltverträglichkeitsprüfungen in allen geschützten Gebieten Standard sein. Generell fordere man eine UVP-Prüfpflicht für Projekte ab einer Photovoltaik-Fläche von 5000 m² und ab 2 ha auf bereits versiegelten Flächen.

    Wenn man das technisch verfügbare, für das Ausbauziel von 11 Terawattstunden bis 2030 ausreichende Potential auf Gebäudeflächen heranzieht, bekommt die Diskussion eine spannende Dynamik. Auch wollen ab 2030 entlang von Auto- und Eisenbahnstrecken prioritäre Flächen für Photovoltaikanlagen festgelegt werden.

    Alles mit Maß und Ziel also!

    Dem ungebremsten PV-Ausbau-Trend wollen hier gewisse Schranken zugewiesen werden. Und dies scheint wichtig, da die Energiewende konsistent und nachhaltig umgesetzt gehört. Kurzsichtigen oder rein an monetären Zielen festgemachten Agenden diverser EVUs möchte ruhig ein Denkanstoß gegeben werden. Alles mit Maß und vor allem mit holistischem Ziel!

    Das gesamte Positionspapier „Photovoltaik und Solarthermie speziell unter Beachtung des alpinen Raums in Österreich“ liegt offen und kann unter umwelt.naturfreunde.at heruntergeladen werden.