Interview mit der Hargassner-Führung : Weitere „Nägel mit Köpfen“ erweitern Angebotsspektrum

Markus Hargassner, Anton Hargassner jr. und Anton Hofer (v. l.) vor dem neuen Hackschnitzel-Industrieheizkessel Magno, der mit dem EnergieGenie 2022 ausgezeichnet wurde.

Markus Hargassner, Anton Hargassner jr. und Anton Hofer (v. l.) vor dem neuen Hackschnitzel-Industrieheizkessel Magno, der mit dem EnergieGenie 2022 ausgezeichnet wurde

- © Bild: HLK/E. Herrmann

Seit der Firmengründung 1984 sieht sich das Familienunternehmen Hargassner als Pionier für umweltschonendes Heizen mit erneuerbarer Energie. Auf der Energiesparmesse in Wels konnte man selbst erleben, dass der oberösterreichische Hersteller weitere „Nägel mit Köpfen“ macht und sein Angebot im Bereich Erneuerbarer erweiterte. Spricht man damit auch neue Kundengruppen an? Wie steht es um die Lieferfähigkeit und -zeiten? Diese und weitere Fragen beantworten die beiden Hargassner-Geschäftsführer, Anton Hargassner jun. und Markus Hargassner, sowie Produktmanager Anton Hofer, die sich während der Energiesparmesse in Wels Zeit für ein Gespräch mit HLK-CR Eberhard Herrmann nahmen.

Dass sich Hargassner im Bereich Solarthermie engagiert ist ja noch eher neu – wieso dieses Engagement und was dürfen sich Kunden hier erwarten?

M. Hargassner: Solarthermie ist die optimale Ergänzung zu unserem Holzkessel- sowie Speicher-Angebot und unterstützt bei der Warmwasser- sowie Heizwasser-Versorgung. Wenn man unsere Lösungen kombiniert, profitiert man angesichts derzeitiger Energiepreise enorm. Für die Zukunft sehen wir hier ein großes Potenzial, sonst wären wir Ende 2020 ja nicht die Kooperation mit der Firma Thermosolar eingegangen. Wir bieten unseren Kunden damit verschiedene Kollektor- bzw. Aufbau-Varianten an, vom konventionellen Flachkollektor bis zum Vakuum-Kollektor in flacher Ausführung. Mit diesem Flach-Vakuum-Kollektor sind wir am Markt der einzige Hersteller. Dieser Kollektor eignet sich durch seine hohe Leistung besonders für den Einsatz zur Heizungsunterstützung und Prozesswärme. Aufgrund seiner Vakuum-Isolationstechnik kommt es auch bei niedrigen Betriebs-Temperaturen zu keiner Kondensatbildung im Kollektor. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass wir bei unseren Regelungen immer schon die Möglichkeit für die Integration der Solarthermie berücksichtigten.
Hofer: Bei unseren Kunden, den Installateuren, hat sich natürlich auch einiges geändert. Früher kauften Installateure direkt beim Solarhersteller. Heute bieten wir als Komplettanbieter alles an, was der Installateur für sein jeweiliges Heizungsprojekt benötigt – Kessel, Pufferspeicher, Frischwassermodul, Heizkreisgruppen und Solarthermie und das alles mit einer Regelung. Ein weiterer Vorteil ist, dass er bei uns immer nur einen Ansprechpartner hat.

Mit diesem Flach-Vakuum-Kollektor hat Hargassner derzeit ein Alleinstellungsmerkmal am Markt.
Mit diesem Flach-Vakuum-Kollektor hat Hargassner derzeit ein Alleinstellungsmerkmal am Markt - © Bild: Hargassner

Der neue Hackschnitzel-Großkessel Magno, für den es den EnergieGenie-Preis gab, ist am Messestand ja unübersehbar. Spricht Hargassner mit dieser neuen Kessel-Serie auch eine neue Kundenklientel an?

A. Hargassner: Die neue Magno-Großkessel-Serie bieten wir in verschiedenen Leistungsabstufungen im Bereich von 250 kW bis 2,5 MW an. Einige unserer Installateur-Kunden sind auch in Bereichen tätig, wo größere Heizleistungen erforderlich sind. Nachdem wir im Kaskadieren von Heizungsanlagen immer schon gut unterwegs sind, wurden von unseren Kunden auch Anlagen bis in den Megawatt-Bereich realisiert, noch bevor es die Magno-Baureihe überhaupt gab. Aber es stimmt auch, dass wir mit dem Magno neue Kundengruppen ansprechen können, vor allem im Gewerbe- und Industriebereich, die wir bisher noch nicht erreichten. Also z. B. Gärtnereien, die Sägeindustrie oder Tischlereibetriebe – eben all jene, für die vor allem der kostengünstige Brennstoff Hackschnitzel interessant ist und wo hohe Wärmeleistungen gefordert sind. Durch die Technik des Magno mit Unterschub- oder Vorschubrostfeuerung können nämlich unterschiedliche, auch mindere Brennstoff-Qualitäten eingesetzt werden – das macht ihn besonders interessant.
Hofer: Auch alle Fern- und Nahwärme-Netzbetreiber sind mit dem Magno sehr gut beraten und die erreichen wir jetzt. Da spielen uns natürlich auch die derzeitigen Energie-Diskussionen - „Raus aus Öl“ und Reduktion von russischem Gas - stark in die Hände.
M. Hargassner: Wir betreiben ja seit zirka zehn Jahren auch Biomasse-Anlagen im Prozesswärme-Bereich. Unsere dahingehende Kompetenz, die wir in Form entsprechender Anlagen zudem zig Mal exportieren konnten, kommt uns jetzt voll zugute.

Ideal für Gewerbe- und Industriebetriebe, Gastronomie, Hotellerie oder Fern-/Nah-Heizwerke – die mit Hackschnitzel betriebenen Industriekessel „Magno“ (250 kW bis 2,5 MW).
Ideal für Gewerbe- und Industriebetriebe, Gastronomie, Hotellerie oder Fern-/Nah-Heizwerke – die mit Hackschnitzel betriebenen Industriekessel „Magno“ (250 kW bis 2,5 MW) - © Bild: Hargassner

Vorher erwähnten Sie die derzeitigen Energie-Diskussionen – äußern sich diese bei Hargassner in Form verstärkter Anfragen?

A. Hargasser: Wir sind mit unserem breiten Programm bei Holzheizungen stark auf den Sanierungsbereich fokussiert. Und der läuft sehr gut für uns. Aber auch die Energie-Diskussion im Zuge der Russland-Ukraine-Krise spüren wir in Form verstärkter Anfragen, vor allem im großen Leistungsbereich. Ob aus all diesen Anfragen dann auch ein Auftrag folgt, wird sich erst zeigen.
Hofer
: Durch die steigenden Energiepreise wird jetzt auch der Brennstoff Holz wieder mehr wertgeschätzt, was sich in Summe gesehen positiv auswirkt, z. B. in Form von mehr Durchforstung und mehr Kapazitäten.

Wie sieht es aktuell mit der Lieferfähigkeit und den Lieferzeiten für Kunden aus?

A. Hargassner: Unsere Produktion läuft derzeit auf Hochtouren und wir sind aktuell in allen Bereichen lieferfähig. Bei Hackgut- und Stückholz-Kesseln sind wir relativ rasch lieferfähig, bei Pellets-Kesseln dauert es im Vergleich dazu etwas länger. Die große Frage, die nicht nur uns als Hersteller beschäftigt, ist: Bekommen wir in der nächsten Zeit genug Material geliefert? Das kann einem momentan niemand mit Sicherheit beantworten! Das weiß man erst dann, wenn es wirklich angekommen ist und man die Verpackung öffnet.
M. Hargassner: Wir haben überall entsprechende Mengen bestellt. Außerdem haben wir umgesetzt, dass sich das Lager nicht in rollender Weise quasi auf der Straße befindet, sondern bei uns vor Ort.
Hofer: Die Lieferzeit des Herstellers ist eine Frage – ob der jeweilige Installateur dann auch die entsprechende Arbeitskapazität hat, ist die andere. Dieser „Flaschenhals“ beschäftigt derzeit die ganze Branche sehr stark.

Wie entwickelt sich der Biomasse-Markt außerhalb Österreichs?

A. Hargassner: Da hängt es natürlich stark davon ab, ob schon eine entsprechende Infrastruktur vorhanden ist, oder nicht. Damit meine ich z. B., ob es im betreffenden Land eine entsprechende Pellets-Produktion und/oder Tank-Fahrzeuge gibt, oder nicht. Fehlt diese Infrastruktur oder muss erst aufgebaut werden, ist es für uns natürlich schwierig, hier einen Pelletskessel zu verkaufen.
Hofer: Bei Hackschnitzeln ist es einfacher. Das erleben wir gerade beim Magno. Die vielen Rückmeldungen, die wir dazu aus verschiedenen Exportländern erfahren, überraschen und freuen uns sehr.

Hargassner übernahm ja Ende 2020 die Firma Gilles. Nicht immer verlaufen Übernahmen reibungslos. Wie lief es in Ihrem Fall?

M. Hargassner: Das familiengeführte Unternehmen Hargassner hat sich sehr um die Integration der Gilles Mitarbeiter in die neue Familie bemüht. Das kann man mit ruhigem Gewissen behaupten.
A. Hargassner: Es war sehr viel Arbeit und Kommunikation notwendig. Erfreulicherweise ist der überwiegende Großteil der Gilles Mitarbeiter geblieben. Aber bei keiner Übernahme ist auszuschließen, dass einzelne Mitarbeiter den neuen Weg nicht gemeinsam gehen möchten, wie das leider auch geschehen ist. Dass wir binnen eines Jahres gemeinsam die neue Magno-Baureihe entwickeln und auf die Energiesparmesse bringen konnten, beweist wohl am besten, dass man von einer sehr gelungenen Fusion sprechen kann

Am Messestand zur Energiesparmesse wurde das vielseitige Programm von Hargassner präsentiert (wie hier z. B. die Nano Pelletsheizung)

- © Bild: Hargassner

Anm. d. Red.: Das Interview erschien zuerst in der Printausgabe der HLK 5/2022 (Seiten 18 + 19).

Weitere Infos zu Hargassner unter: www.hargassner.at