Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach : Wie es um Österreichs Trinkwasserversorgung in Hitzeperioden bestellt ist

++ THEMENBILD ++ Blick auf einen ausgetrockneten Nebenarm des Neusiedler Sees am Dienstag, 21. Juni 2022, bei Illmitz.

Der tiefe Pegelstand am Neusiedlersee verunsichert die Gemüter, wenn es um Trinkwasserversorgung geht.

- © Bild: APA/NINA KORNBERGER

In Italien, Slovenien, Spanien, etc. besteht aktuell akute Wasserknappheit - der Notstand wurde bereits in vielen Regionen ausgerufen und es kommt vermehrt zu Trinkwasserrationierungen. Da momentan im Umland durch Hitzeperioden von Trinkwasserknappheit die Rede ist, äußerst sich nun die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). Mit einleitenden Worten möchte ÖVGW-Vizepräsident Wolfgang Nöstlinger beruhigen:

Ing. Wolfgang Nöstlinger, MSc MBA, ÖVGW
Ing. Wolfgang Nöstlinger, MSc MBA - © Bild: dualpixel/Martin Seifried
Unsere Wasserspeicher sind gut gefüllt, die Trinkwasserversorgung ist gesichert.
Wolfgang Nöstlinger

Trinkwasserspeicher sind gefüllt.

- © Bild: ÖVGW

Vorkehrungen für Hitzewellen wurden bereits getroffen

Durch den Klimawandel mehren sich auch in Österreich die Hitze-Rekordjahre. Die Wasserversorger haben bereits seit dem intensiven Trockenjahr 2003 Vorkehrungen getroffen, dass die Trinkwasserversorgung auch in längeren Trockenperioden aufrechterhalten werden kann.
Wolfgang Nöstlinger meint weiter, die Trinkwasserversorgung von der österreichischen Bevölkerung sei gesichert, mitunter weil Österreich ein wasserreiches Land sei und er ergänzt:

Wir haben außerdem ein sehr gutes Wasserleitungsnetz, das nicht mit anderen Ländern, wo es derzeit Einschränkungen in der Wasserversorgung gibt, vergleichbar ist.
Wolfgang Nöstlinger

Investition in Leitungsnetze und Verbundleitungen gibt Sicherheit

Das österreichische Wasserleitungsnetz wird erweitert und laufend modernisiert, zusätzliche Quellen wurden erschlossen. Zwischen den einzelnen Trinkwasserversorgern wurden Verbundleitungen gebaut. Im Notfall kann dadurch Trinkwasser von Nachbargemeinden bezogen werden. Regionen mit geringen Grundwasserressourcen haben sich mit Fernleitungen Partner aus Gebieten mit großen Ressourcen geschaffen.

Niedrige Gewässerpegelstände bedeuten keine Trinkwasserknappheit

Nöstlinger spricht die derzeitige Situation am Neusiedlersee an, der einen sehr niedrigen Wasserstand hat, sowie auch austrocknende Schotterteiche etwa bei Wiener Neustadt.

Trinkwasserspeicher sind gef?llt.
© Bild: ÖVGW
Es gibt keine unmittelbare Auswirkung niedriger Pegelstände auf das Trinkwasser, das zuhause aus Ihrem Wasserhahn kommt. Die Brunnen der Wasserversorgung liegen tiefer, unsere Grundwasserkörper haben ausreichend Reserven.
Wolfgang Nöstlinger

Natürlich, so Nöstlinger weiter, hänge die Menge des verfügbaren Trinkwassers vom Grundwasser ab. In vielen Regionen Österreichs gäbe es aber auch in Hitzezeiten genügend Grundwasser, in den Quellen der Berge ebenso.

Das Grundwasser füllt sich normalerweise im Herbst und Winter durch ausreichend Niederschläge wieder auf.
Wolfgang Nöstlinger

Beruhigen heißt nicht gleich zum Verschwenden aufrufen

Einige Regionen in Österreich sind von den langen Trockenheitsperioden stärker betroffen, etwa das Burgenland, die Südsteiermark und Teile Kärntens. In einigen Gemeinden in Kärnten, zum Beispiel in Feldkirchen, gibt es Vorsichtsmaßnahmen. Die Bevölkerung wird aufgerufen, Wasser zu sparen.

Ich appelliere an die Menschen, sich an die Vorgaben ihrer Gemeinden zur sorgsamen Nutzung des Wassers zu halten. In Hitzezeiten muss die Wiese im Garten nicht unbedingt gegossen werden. Wenn der Rasen einmal gelb ist, macht das auch nichts.
Wolfgang Nöstlinger

Forderung: Gesetzliche Verankerung für den Vorrang der Trinkwasserversorgung

Nöstlinger fordert, den Vorrang für Trinkwasserversorgung in Krisenzeiten gesetzlich zu verankern. Gerade Hitze- und Trockenzeiten würden zeigen, wie wichtig es sei, der Wasserversorgung der österreichischen Haushalte Vorrang einzuräumen.

Wir fordern, dass es in längeren Trockenperioden automatisch einen Vorrang für die Trinkwasserversorgung vor der Wasserentnahme durch Industrie und Landwirtschaft gibt.
Wolfgang Nöstlinger

Es sei wichtig, so Nöstlinger weiter, dass der Wasserbedarf für die österreichische Bevölkerung immer gedeckt sei. Dies seien 130 Liter Wasser pro Tag und Person. Damit Wasser zum Trinken, Kochen, Duschen und Waschen zur Verfügung stehe und auch die WC-Spülung funktioniere.

Bereits im Mai, war dies Thema einer SPÖ-Presskonferenz. Die rechtliche Sicherstellung des Vorranges der Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung wurde dabei u.a. mit Argumenten rund um eine mögliche Grundwasserknappheit in östlichen Regionen Österreichs und dem Verweis auf eine Studie zu Grundwasserressourcen bis 2050 untermauert (https://www.ots.at/presseausse...).

Die österreichische Wasserversorgung: Fakten und Zahlen

  • 81.000 km lang ist das österreichische Wasserleitungsnetz. Die Erde könnte damit entlang des Äquators zweimal umwickelt werden.
  • 8.900 Brunnen und Quellen
  • 7.300 Wasserspeicher
  • 130 Liter Wasser werden pro Tag und Person aus dem Wasserhahn entnommen. Davon werden nur 4 Liter für Trinken und Kochen verwendet.
  • 4.700 Liter beträgt der sogenannte virtuelle Fußabdruck pro Tag. Das ist der Wasserverbrauch, den man nicht sofort sieht, etwa für die Produktion von Lebensmitteln oder Kleidung. Das entspricht ca. 30 Badewannen, die mit jeweils 150 Liter gefüllt sind.

Zur ÖVGW

Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) ist die Interessenvertretung der österreichischen Trinkwasserversorger. Sie vertritt über Kooperationen mit Landesverbänden mehr als 1.500 Trinkwasserversorger. Diese beliefern circa 80 % der zentral versorgten Bevölkerung mit Trinkwasser.

Anm. der Redaktion: interessieren Sie die Themen Hygiene, Rechtssicherheit, Effizienz und Digitalisierung in der Wassertechnik? Dann sollten Sie nicht scheuen, das erst kürzlich geführte Interview mit Herrn Zoran Jelen, Geschäftsführer der Techem Wassertechnik GmbH und CSO der Techem Messtechnik GmbH, zu lesen.

Hier kommen Sie zum Fachartikel: https://hlk.co.at/heizung/hygi...