Interview mit Zoran Jelen, Techem Wassertechnik : Hygiene, Rechtssicherheit, Effizienz und Digitalisierung in der Wassertechnik

Herr Zoran Jelen, Geschäftsführer der Techem Wassertechnik GmbH und CSO der Techem Messtechnik GmbH.

Herr Zoran Jelen, Geschäftsführer der Techem Wassertechnik GmbH und CSO der Techem Messtechnik GmbH.

- © Bild: Techem /Mathias Brabetz Photography

Die Techem Wassertechnik GmbH mit Sitz in Innsbruck wurde 1996 in Wels als eigenständige Gesellschaft gegründet. Sie ergänzt das Angebot der 1957 gegründeten Techem Messtechnik GmbH – ebenfalls mit Sitz in Innsbruck – um Lösungen rund um Trink- und Heizwasserqualität in Immobilien. Solche umfassen Korrosions- und Kalkschutz, Wassereinsparung und Heizwasseroptimierung in Gebäuden – angefangen von Beratung, Planung, Installation, Service und Wartung der gesamten Hauswassertechnik bis zu regelmäßigen technischen, mikrobakteriellen und Legionellen-Überprüfungen.

Herr Zoran Jelen, seit Sommer 2021 neuer Geschäftsführer der Techem Wassertechnik GmbH Österreich und CSO der Techem Messtechnik GmbH, verantwortet die Bereiche Vertrieb, Marketing und Kommunikation, Prozesse und Personal des Unternehmens. Zuvor war er als geschäftsführender Gesellschafter bei MediaMarkt tätig und wechselte von dort zu einer internationalen Unternehmensberatung. Dabei unterstützte er das Tankstellengeschäft für die OMV in Österreich – von Beratung über Coaching und Training.

In einem Interview befragt HLK-Redakteur Kristof Lutz den gebürtigen Slowenen u.a. zu den Themen Trinkwasser-Hygiene und Heizungswasseraufbereitung. Wie präsentiert sich ihm die Branche? Wie versteht er die Wichtigkeit von Heizungswasseraufbereitung für eine effiziente Heizleistung? Was hat er zur digitalen Energiewende in Gebäuden zu sagen? Diese und weitere Fragen können im Zuge des Interviews beantwortet werden.

Sie sind noch nicht so lange Geschäftsführer der Techem Wassertechnik. Wie präsentiert sich Ihnen die für Sie noch recht neue Branche der Wassertechnik im Vergleich zur vorherigen Branche, in der Sie tätig waren?

Jelen: Meine Aufgabe bei der Unternehmensberatung lag darin, durch Beratung, Coaching und Training das Tankstellengeschäft zu forcieren und auf maximale Energielieferung zu zielen. Bei Techem geht es jetzt darum, so ressourcenschonend wie möglich zu diversen Realisierungen zu kommen. Energie hat mich schon immer begleitet: Vor MediaMarkt war ich bei Internorm als Mitglied der Geschäftsleitung tätig und auch für den Vertrieb verantwortlich. In dieser Branche wird Energieeffizienz großgeschrieben. So gesehen könnte man sagen, das Thema Energie hat mich schon damals gepackt und nicht mehr losgelassen. Auch in der Elektrobranche – mit den Haushaltsgeräten, etc. – geht es klarerweise um Energieverbrauch und eben das Thema Energie.

Das Thema Energie ist Ihnen also wichtig, hat Sie stets begleitet und Sie sehen in der Wassertechnik in Form ressourcensparender Realisierung, wenn man einen Vergleich zu vorherigen Branchen ziehen möchte, ebendieses Thema mitschwingen.Wie stehen Sie nun, abseits des Energiethemas, zur Trinkwasser-Hygiene in Österreich? Ist mit dieser alles zum Besten bestellt?

Jelen: Hier ist sicher noch viel Optimierungspotenzial vorhanden. Laut Robert-Koch-Institut beläuft sich die 7-Tage-Inzidenz von Legionellen in Österreich auf 18-36 pro 100.000 Einwohner – die Dunkelziffern ausgenommen –, was klarerweise für die heutigen Möglichkeiten der Technik viel zu hoch ist. Um von diesen Zahlen näher zur Gebäudetechnik zu kommen: Ungefähr 10 % der Objekte, bei denen Techem Wasserproben entnimmt, haben einen Legionellenbefall, bei dem die Werte laut Labor im kritischen Bereich liegen. Aber speziell durch die Pandemie ist in den letzten zwei Jahren der Stellenwert von Hygiene extrem gestiegen: Viele Zielgruppen behandeln den Umgang mit Trinkwasser-Hygiene aktuell viel sensibler. Im Bereich der Hotellerie konnte Techem erkennen, dass die Pandemie unmittelbare oder indirekte Auswirkungen auf die Trinkwasser-Hygiene gehabt hat. Viele Hotelbetriebe waren über längere Zeit geschlossen – weshalb sich die Stillstandszeiten des Wassers in den Leitungen gehäuft haben, was unter Umständen zu einer Legionellen-Problematik geführt hat. Stichproben, die von Behörden im Zuge von Leitungsöffnungen genommen wurden, zeigten hier teilweise massive Belastungen. Das führte bei Techem zu einzelnen „Feuerwehraktionen“ und forderte diverse Sanierungsmaßnahmen. Weil wir für ebensolche Fälle Lösungen bringen, wurde wir punktuell als Unterstützung beigezogen: Techem war von der Sanierung bis hin zur ständigen Entnahme weiterer Trinkwasserproben, die in ein Labor gebracht und ausgewertet wurden, zuständig.

Wenn Sie von Sanierungsmaßnahmen sprechen, was meinen Sie da genau?

Jelen: Angefangen von Schwachstellenanalysen, bei denen sich unsere Spezialisten in den Heizräumen die Temperaturen anschauen, Totleitungen lokalisieren, fehlende Zirkulation aufdecken und Wasserproben an den Zapfstellen entnehmen, bietet Techem hier im ersten Schritt eine klare Bestandsaufnahme an. Anschließend werden die Daten mithilfe unseres Ampelsystems ausgewertet und den Immobilienbetreibern dahingehend entsprechende Sanierungsmaßnahmen empfohlen. Der Sanierungsumfang richtet sich also nach Bestand und Fehlerquellen sowie nach unserer Einschätzung und Empfehlung.

Der Wert dieses Service von Techem zur Legionellen-Prüfung, wenn diese nicht behördlich eingeleitet wurde, ergibt sich für Immobilienbetreiber demnach durch eine Bestandsaufnahme und ein Lösungsangebot, das zukünftige Belastungen verhindern soll?

Jelen: Die Rechtssicherheit ist hier ein wesentlicher Punkt. Unser Angebot deckt nicht nur Akutfälle ab, wenn es schon zu spät ist – wir bieten auch periodische Wasserprobenentnahmen für Hausverwaltungen an, die im Labor ausgewertet werden. Es geht hier hauptsächlich um die Dokumentation und die damit einhergehende Rechtssicherheit für die Immobilienbetreiber. Andererseits geht es aber auch um den Schutz der Gesundheit der Hausbewohner, für die der Immobilienbetreiber nicht nur rechtlich verantwortlich zeichnet.

Thema Heizungswasser: dieses als Medium, in dem sich Energieeffizienz sozusagen (mit-) konstituiert. Wo sehen Sie hier die Knackpunkte, bei denen man Effizienz optimieren kann und warum sollten sich Eigentümer oder Hausverwalter damit beschäftigen?

Jelen: Die Heizungswasseraufbereitung ist ganz wesentlich, da übliches Trinkwasser für die Einspeisung in den Heizungskreislauf ungeeignet ist. Wir reden hier von „Entmineralisierung“, um Ablagerungen im Heizungskreislauf verhindern respektive reduzieren zu können. Je nach Trinkwasserqualität spielt Kalk hier eine große Rolle: Die Ablagerung im Heizkreislauf führt zu einem verminderten Wärmeübertrag. Insofern der Heizkessel im Winter im Vollbetrieb läuft und ein verminderter Wärmeübertrag die gewünschte Leistung hemmt, wirkt sich dies auf die Energiekosten aus – 1mm Ablagerung fordert hierbei einen ungefähr 15 Prozent höheren Energiebedarf.
Andererseits spielen auch Ablagerungen aus organischem Wachstum in verschiedenen Temperaturbereichen eine erhebliche Rolle. Hier müssen wir wieder von einer Beeinträchtigung des Wärmeübertrages reden.
Außerdem ist Korrosions-Schutz ein wichtiges Thema in der Heiztechnik. Hier bereiten wir das Wasser bei der Erstbefüllung auf und lassen es im Labor auswerten. So können alle Vorgaben und Normen der Heizkesselhersteller erfüllt werden. Das ist ein weiterer wichtiger Punkt, der im Interesse des Immobilienbetreibers ist, da es hier um die Gewährleistung im Schadensfall geht.

Analog zum Trinkwasser-Thema von zuvor ließe sich hier neben rechtlicher Sicherheit und finanzieller Absicherung für den Immobilienbetreiber in erster Linie also ein Argument im Interesse der Hausbewohner schnüren – die Mehrkosten durch Wärmeverlust haben in der Regel nämlich diese zu tragen. Was denken Sie?

Jelen: Absolut! Ich denke gerade das Thema Heizungswasser ist für die nächsten Jahre ein Top-Thema, was auch uns alle betrifft. Aktuell muss man davon ausgehen, dass sich die Energiekosten innerhalb der nächsten 3-4 Jahre nach oben entwickeln – hier sehe ich großes Optimierungspotential.

Wenn Sie hier großes Optimierungspotential sehen, wie glauben Sie im Sinne von Techem hier einen Beitrag leisten zu können?

Jelen: Techem geht unter anderem auch in Form einer Info-Tour neue Wege bei der Aufklärungsarbeit zum Thema Trinkwasser-Hygiene und Heizungswasser-Optimierung.

Kommt diese Info-Tour mit dem von Techem bereits am 8. Juni angebotenen Webinar „Energiemanagement in Immobilien“ zusammen? Hier wurde ja definitiv auch versucht, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Jelen: Wir haben nun das erste Webinar durchgeführt und dafür sehr gutes Feedback erhalten. Bei dieser Info-Tour steigen wir nun aber noch tiefer in die Experten-Ebene ein: Beispielsweise haben wir die TIGEWOSI ins WIFI eingeladen, um sie durch unsere 20 wichtigsten Ansprechpartner für die erwähnten Themen zu sensibilisieren. Ein großes Thema ist hier auch die Trinkwasserhygiene unter Berücksichtigung von Klimawandel, Umweltkatastrophen, Überschwemmungen, etc. – abseits der Pandemie-Thematik.

„Ohne Digitalisierung keine Energiewende“ – dies liest sich auf der Website von Techem und Techem steht für die digitale Energiewende in Gebäuden. Was können Sie mir dazu berichten?

Jelen: Richtig, im Bereich der Digitalisierung der Wassertechnik gibt es Optimierungsbedarf. Vielleicht auch deswegen, weil man zu wenig auf mögliche Synergiemöglichkeiten mit der Messtechnik geschaut hat. Unser Ansatz bei Techem ist es, den großen Vorsprung, den die Messtechnik im Bereich der Digitalisierung hat, sukzessive auch für die Wassertechnik zu nutzen – die Messtechnik bietet der Wassertechnik hier die notwendige Infrastruktur. Dabei wollen wir Bereiche der Wassertechnik an die Systeme der Messtechnik anhängen, um den Hausverwaltungen in Kürze auf unserem neuen Portal – neben Heizkostenverbrauch und Monitoring – auch Daten für die Temperaturkontrolle, den Druck des Heizungswassers, usw. zur Verfügung zu stellen. Hier wollen wir den Hausverwaltungen eine permanente und vor allem komfortable Übersicht über Verbrauchswerte, den technischen Zustand von Anlagen bieten. Außerdem werden wir ein Frühwarnsystem für Heizwasserdruck-Verluste einrichten, um zu vermeiden, dass die Hausbewohner durch Druckverluste mangelnde Heizleistungen haben.
Wir nutzen sozusagen über die diversen Messgeräte vor Ort resp. auch über die Ressourcen der Funktechnik die technischen Voraussetzungen, um unsere Anlagen an diese Infrastruktur anhängen zu können. Die Digitalisierung hilft uns also, Energie – und damit Kosten sowie CO2 – einzusparen, indem mögliche Probleme frühzeitig antizipiert und verhindert werden.
Selbst dem zuvor angeklungenen Legionellen-Problem kann damit entgegengewirkt werden, insofern beispielsweise kritische Werte in Boilern registriert werden und ein frühzeitiges Intervenieren resp. eine Prophylaxe möglich wird.

Die Headline „Ohne Digitalisierung keine Energiewende“ wird, durch was Sie sagen, verständlich. Man wird nun auch meinen, für den Immobilienbetreiber liegt der Wert dieses Digitalisierungsangebotes klar auf der Hand. Einmal mehr im Sinne seiner Sicherheit bezüglich unnötiger Kosten und Recht wie im Sinne der Sicherheit der Bewohner, sei es vor dem Schutz von Mehrkosten oder ihrer Gesundheit.

Jelen: Absolut richtig! „Ohne Digitalisierung keine Energiewende" ist nicht nur eine Headline, sondern bei Techem vielmehr gelebte Realität und das, was uns antreibt.
Ich möchte gerne einen Punkt zum Thema Wasser ergänzen:

Für Techem bedeutet Wasser Lebenselixier und bildet die Grundlage für die Entwicklung des Unternehmens.

Dabei geht es konkret um das perfekte Zusammenspiel von Gesundheit, Rechtssicherheit und klimarelevanten Ressourcen, in dem Techem seine KundInnen optimal unterstützt.

Eine Schlussfrage hätte ich noch: Das Unternehmen Techem gliedert sich in die Bereiche Messtechnik und Wassertechnik – was über die Geschichte des Unternehmens klarer wird. Was Sie im Laufe unseres Gesprächs nun gesagt haben, impliziert aber geradezu eine Fusionierung dieser beiden Bereiche. Wie will Techem nun aus der Kundenperspektive heraus verstanden werden – zwei getrennte Unternehmensbereiche oder doch ein holistisches Konzept?

Jelen: Nach außen präsentieren wir uns nicht mehr als zwei Unternehmen. Klar sind wir im Inneren Wasser- und Messtechnik, aber in Zukunft wollen wir nach außen hin nur noch als Firma Techem auftreten. Diese Differenzierung im Sinne zweier getrennter Unternehmen will sich also dem Kunden gegenüber verlieren.

Anm. d. Red.:

Als Ergänzung gab Herr Jelen am Ende des Interviews noch bekannt, dass die Techem Wassertechnik GmbH derzeit auf MitarbeiterInnensuche ist und plant, die Anzahl der Beschäftigten im Laufe dieses Wirtschaftsjahres (am besten bereits bis zum Oktober 2022) zu erhöhen. Konkret werden MitarbeiterInnen im kaufmännischen und technischen Bereich im Alter von 50+ Jahren gesucht. Man würde sich dabei besonders freuen, Servicetechnikerinnen in der Wassertechnik einzustellen, wie er meint.

Näheres zu Techem finden Sie unter: https://www.techem.com/at/de

Die Gründe, warum Heizungswasseraufbereitung ein wichtiges Thema darstellt, werden im Interview erläutert.

- © Bild: Techem

Techem Kundendienst - Für Techem bedeutet Wasser Lebenselixier und bildet die Grundlage für die Entwicklung des Unternehmens.

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Rechtssicherheit ist ein wesentlicher Punkt, wenn es um Trinkwasserhygiene geht - Techem bietet periodische Legionellen-Prüfungen an.

- © Bild: Techem

Die entnommenen Wasserproben werden im Labor ausgewertet und es wird geprüft, ob beispielsweise für Legionellen kritische Werte vorliegen.

- © Bild: Techem