Aktuelle Creditreform Studie : Unternehmensinsolvenzen in Europa

Flaggen von europäischen Staaten

Creditreform untersuchte das Insolvenzgeschehen in 17 Ländern Westeuropas und auch in Osteuropa im Jahr 2023 – die Ergebnisse sind ernüchternd.

- © European Union/ Georges Boulougouris

Eine Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung, die im Mai 2024 veröffentlicht wurde, listet die Insolvenzzahlen in West- und Osteuropa im Jahr 2023 auf.
Das Insolvenzgeschehen im vergangenen Jahr stand im Zeichen der Rezession. Inflation, Zinsen, Energiekosten und auch die Nachwehen von Corona haben viele Unternehmen massiv belastet. Jetzt sehen wir die Auswirkungen auch deutlich in den Zahlen“, fasst Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung in Neuss, die Entwicklung des Jahres 2023 zusammen.

Insolvenz-Ranking von 17 Ländern

Im Jahr 2023 wurden in 17 Staaten Westeuropas 169.496 Unternehmensinsolvenzen registriert. Dieser Wert liegt um 20,9 % über dem Vorjahresstand (140.168 Fälle).
2023 wurden in Westeuropa so viele Insolvenzen gezählt wie zuletzt 2016. Die verschärften Finanzierungsbedingungen strapazieren die Reserven der Unternehmen deutlich. Die Zentralbank (EZB) dämpfte mit Zinserhöhungen die Inflation, aber auch Konsum und Investitionen. So konnten die Unternehmen kaum Erträge erwirtschaften“, erläutert Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer von Creditreform Österreich.
In den meisten der untersuchten 17 Staaten Westeuropas stiegen die Insolvenzzahlen.
Besonders stark war der Anstieg in den Niederlanden (+54,9 %) und in Frankreich (+35,6 %).
In Schweden, Irland, Finnland, Norwegen und Deutschland stiegen die Insolvenzfälle um mehr als 20 %.
In Österreich stiegen die Unternehmensinsolvenzen 2023 um +11,7 %.
Rückläufige Insolvenzzahlen
gab es dagegen in Dänemark, Luxemburg, Spanien und Portugal.

Unternehmensinsolvenzen in 17 Ländern Westeuropas in den Jahren 2022 und 2023
© Creditreform

Handel und Baugewerbe dominieren

In allen Hauptwirtschaftsbereichen stiegen die Insolvenzzahlen zweistellig an. Besonders stark war der Anstieg im Handel (+24,8 %) und im Bausektor (+21,7 %), moderater war er im Dienstleistungsgewerbe (+16,2 %). Im „Verarbeitenden Gewerbe“ beschleunigte sich das Insolvenzgeschehen- der Zuwachs (+19,8 %) war höher als im Jahr zuvor. Gleichwohl liegen die Zahlen im „Verarbeitenden Gewerbe“ noch knapp unter dem Wert des Jahres 2019.
Mit mehr als 68.000 Insolvenzen allein im Dienstleistungsgewerbe und gut 52.000 Fällen im Handel wird das Insolvenzgeschehen in Europa vorrangig von diesen beiden Wirtschaftssektoren geprägt. Als Belastung für die Unternehmen erwiesen sich die Konsumzurückhaltung infolge der Inflation und das hohe Zinsniveau“, erklärt Insolvenzexperte Gerhard Weinhofer. Geopolitische Spannungen hätten zudem die Unsicherheit verstärkt und die Konjunktur gebremst.

65.000 Unternehmensinsolvenzen in Osteuropa

Auch in Osteuropa stiegen die Insolvenzzahlen, wobei weitgehend Ungarn für den Anstieg von rund 8 % verantwortlich war. Insgesamt wurden 2023 in Osteuropa fast 65.000 Unternehmensinsolvenzen registriert – im Jahr zuvor waren es gut 60.000 Fälle.
In sechs von zwölf untersuchten Ländern gingen die Fallzahlen zurück. Die größten Rückgänge gab es in Kroatien (-22,3 %) und in Lettland (-21,2 %).
Einen Anstieg verzeichneten neben Ungarn auch Estland, die Slowakei, Serbien und Tschechien.

Ausblick 2024

2024 wird eine Fortsetzung der schlechten Wirtschaftslage des vergangenen Jahres, die zu einer weiteren Zunahme der Insolvenzen führen wird. Zudem liefert die Finanzkrise 2009 einen Ausblick für die Insolvenzentwicklung der kommenden Jahre. Trotz wirtschaftlicher Erholung blieben die Zahlen damals für lange Zeit auf einem hohen Niveau“, erläutert Patrik-Ludwig Hantzsch.

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