Studie von BOKU und ÖVGW : Trinkwasserversorgung trotz Extremwetter gesichert

Trink-Wasser ist für die Österreicher und die Wirtschaft essenziell

Die gesamte Wirtschaft und alle Österreicher (m/w/d) sind von einer funktionierenden Trinkwasserversorgung abhängig.

- © HLK/ E. Herrmann

Im Rahmen einer Studienreihe, die von der der BOKU Wien seit dem Jahr 2015 zum Thema „Wasserversorgung und Versorgungssicherheit“ regelmäßig durchgeführt wird, beleuchtete Studienautor DI Dr. Roman Neunteufel (BOKU Wien) das Vorjahr in Hinblick auf die voranschreitenden klimatischen Veränderungen. Am 04. September 2024 wurde die Studie „Extremwetterlagen und Stand der Wasserversorgungssicherheit im Jahr 2023“, die im Auftrag der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) erfolgte, vorgestellt. Wasserversorgungsunternehmen haben an der Umfrage teilgenommen, diese unterstützt, und wichtige Daten bzw. Informationen geliefert.

Infrastruktur-Maßnahmen wirken, aber...

Das Jahr 2023 war in Österreich das wärmste Jahr seit Messbeginn im Jahr 1768. Es war geprägt von Hitzewellen und Trockenperioden im Sommer, die von mehreren Starkregenereignissen mit überdurchschnittlichen Regenmengen durchbrochen wurden. Hitzeperioden, Starkregenereignisse und der Rückgang von Schnee wirken sich negativ auf die Grundwasserneubildung aus, das zu einem deutlichen Rückgang der Wasser-Ressourcenverfügbarkeit führen kann. Bei der aktuellen Studie galt das Hauptaugenmerk der Frage, inwieweit die Extremwetterlagen Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit mit Trinkwasser haben.
Generell kann festgehalten werden, dass die Versorgungssicherheit unter den Umfrageteilnehmern, trotz der Extremwettersituationen des Jahres 2023 auf sehr hohem Niveau ist. Nur bei zwei Wasserversorgungsunternehmen kam es zu Einschränkungen bei der Versorgung mit Trinkwasser durch Verkeimungen in Folge von Starkniederschlägen und Überflutungen“, sagt Studienautor DI Dr. Roman Neunteufel.
Die infrastrukturellen Maßnahmen, wie der Ausbau von Leitungsverbindungen zwischen Wasserversorgern, die Erschließung weiterer Ressourcen, Reinvestitionen in bestehende Anlagen und der Ausbau von Speicherkapazitäten haben somit ihre positive Wirkung gezeigt.
Die größten Herausforderungen für die Zukunft werden von den Wasserversorgern aber gar nicht vorrangig in den zunehmenden Extremwetterlagen gesehen, sondern weiterhin in der Alterung der Infrastruktur und im Investitionsbedarf sowie in der Einhaltung neuer, strenger werdender Vorgaben“, so Studienautor Neunteufel. In Richtung Klimawandel bemerkte Roman Neunteufel: „Bildlich gesprochen ist es nicht fünf Minuten vor 12, sondern bereits fünf Minuten nach 12, um zumindest noch das globale 2° C Ziel zu erreichen.“

Forderungen der ÖVGW

Die Österreichischen Trinkwasserversorger haben die Ausnahmesituation hinsichtlich Trockenheit und Dürre in den vergangenen Jahren hervorragend bewältigt - die Versorgung mit 130 bis 140 Liter qualitativ hochwertigem Trinkwasser pro Person konnte jederzeit aufrechterhalten werden“, sagt ÖVGW-Präsident Ing. Wolfgang Nöstlinger, MSc MBA. Zum zukünftigen Erhalt der Versorgungssicherheit mit Trinkwasser müssen die infrastrukturellen Maßnahmen unbedingt weiter forciert werden. „Hier bedarf es weiterer Förderungen um durch Bund und Länder um den Austausch und die Erweiterung der alternden Infrastruktur voranzutreiben“, so ÖVGW-Präsident Nöstlinger.
Vor dem Hintergrund der weiteren Zunahme von Extremwetterereignissen an Häufigkeit und Intensität drängt die ÖVGW auf eine rasche Umsetzung der im Trinkwassersicherungsplan des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft geplanten Maßnahmen. „Vor allem die Erfassung der entnommenen Grundwassermengen sind für eine aussagekräftige Grundwasserbilanz von zentraler Bedeutung, um in Trockenzeiten optimale Maßnahmen setzen zu können. Für den bewussteren Umgang mit Trinkwasser hat die ÖVGW bereits Schritte gesetzt, wie etwa Erklärvideos, die auf unsertrinkwasser.at abrufbar sind“, so Nöstlinger und ergänzt: „Auch bedarf es unbedingt regelmäßige Krisenübungen für den Fall von Wassermangelsituation oder den Ausfall von Trinkwasserversorgungsanlagen im Zuge von Extremwetterereignissen. Bisher wurde erst eine Krisenübung seitens des Bundesministeriums durchgeführt.“

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DI Dr. Roman Neunteufel (li) und ÖVGW-Präsident Ing. Wolfgang Nöstlinger
DI Dr. Roman Neunteufel (li) und ÖVGW-Präsident Ing. Wolfgang Nöstlinger präsentierten die neue ÖVGW-Studie. - © ÖVGW/ Max Slovencik