VÖK & Installateur-Innung : Technologieoffenheit und Energieneutralität gefordert

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© VÖK/Bundesinnung

Bei der Pressekonferenz am 15. Februar 2021 freute sich die Vereinigung Österreichischer Kessellieferanten (VÖK) nicht nur über das neue Mitglied (die Bundesinnung der Installateure), sondern ging vor allem auf die derzeitige Förderpraxis in Österreich beim Heizungstausch bzw. die Energie-/Klimastrategie der Bundesregierung ein.

Klimastrategie nur mit Heizungsbranche

Mag. Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender der VÖK, stellte klar, dass die Herausforderungen für Energieeffizienz und den Klimawandel nur gemeinsam mit der Heizungsbranche gelöst werden kann und freut sich über die Bundesinnung der Installateure als neues Mitglied: „Wir verlassen hier bewusst die bisherige Linie und wollen uns in Zukunft breiter aufstellen, um die größte Herausforderung der Energiewende gemeinsam zu meistern: Die Energieeffizienz, also die Reduktion des Energieeinsatzes“.

Immerhin soll nach den Plänen der Bundesländer bis 2050 eine Reduktion um 80 Prozent bzw. nach der neuen Linie der Bundesregierung bis 2040 eine völlige Dekarbonisierung aller Sektoren erfolgen.

Dieser Kraftakt sei nicht mehr mit einer einfachen Verschiebung der Emissionen vom Gebäudebestand in den Energiesektor und damit den ETS der EU machbar. Die Umstellung auf Fernwärme werde dafür auch nicht ausreichen.

„Aus unserer Sicht braucht es hier eine völlige Technologieoffenheit gegenüber allen verfügbaren Systeme und massive Unterstützung zur Entwicklung neuer Lösungen für alle Aggregatzustände der verschiedenen Energieträger und darunter verstehen wir ganz besonders auch e-Gas oder „grünes Gas“, Holz in allen Stückelungen, e-Liquids, Wärmepumpen und die Nutzung von Solarenergie.

Österreicher l(i)eben Technologieoffenheit

„Die Bürger leben diese Technologieoffenheit wie wir auch in unserer Absatzstatistik 2020 in Zahlen kommuniziert haben: Ca. 30 Prozent haben sich für eine Wärmepumpe entschieden, 14 Prozent für eine Holzheizung, 52 Prozent für ein Gasgerät – überwiegend Brennwertgeräte - und nur noch 3 Prozent für einen Ölkessel. Leider ist die Solarthermie noch immer rückläufig und scheint der Photovoltaik am Dach den Vortritt zu geben“, erläutert Weinwurm.

Von der öffentlichen Hand vermisst man diese Technologieoffenheit.

Der Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker (Installateure), KR Ing. Michael Mattes, meint dazu u. a.: „Derzeit rechnet man sich mit politischen Konversionsfaktoren manche Technologien schön: Fernwärme aus echter Abwärme hat im dicht verbauten städtischen Gebiet selbstverständlich seine Berechtigung – warum diese aber im Vergleich zu Gasbrennwertgeräten nur mit einem Zehntel der THG-Werte berechnet wird, obwohl jedes Mal Gas als Brennstoff eingesetzt wird, ist nicht verständlich. Noch unverständlicher ist es, wenn es dann an diese Fernwärme auch noch einen Anschlusszwang gibt, wie z.B. in Salzburg und Teilen Wiens“.

Sicherheit gegen Blackout-Gefahr

Mattes ortet noch einen weiteren, schwerwiegenden Grund, der für die Technologieoffenheit und Energieneutralität spricht: „Im Winter ist Strom bekanntlich knapp und überwiegend nicht aus erneuerbaren Quellen zu decken – schon gar nicht nachts. Wenn der Strombedarf durch vermehrten Einsatz in allen Sektoren massiv steigt, dann schrammen wir das nächste Mal nicht mehr knapp an einem Blackout vorbei, sondern direkt hinein. Gerade im Winter ist eine Diversifizierung dringend erforderlich – der Technologien und der Energieträger! Hier sollten wir auf Hybridsysteme setzen und zum Beispiel die derzeit beliebte Luftwärmepumpe mit einem Kessel kombinieren“. Das würde auch die Stromnetze im Winter entlasten.

Wärme dezentral bereitstellen

„Um dem zunehmenden Sicherheitsthema in der Wärmeversorgung gerecht zu werden, müssen wir auf kleine dezentrale Einheiten setzten. Die Wärmeproduktion direkt vor Ort im konditionierten Bereich ist zudem auch noch die effizienteste, da keinerlei Wärmeverluste eintreten – weder bei Zuleitungen noch bei Steigleitungen. Dabei möchte ich hier mal festhalten, dass bei den in der Bauordnung seit neuesten vorgeschrieben zentralen Hausanlagen je drei Wohnungen ca. ein Tonne CO2 zusätzlich emittiert werden – also Energieverschwendung per Gesetz vorgeschrieben wird. Wir Installateure wünschen uns ganz dringend mehr technischen Sachverstand und weniger Ideologie in der Haustechnik.“

Mehr Realitätssinn und Förderung beim Heizungstausch

Der Installateur- Landesinnungsmeister von Salzburg, Andreas Rotter, wünscht sich mehr und bessere Förderungsanreize für die Österreicher (m/w/d) beim Heizungstausch.

„Nach den vielen Vorschriften der letzten Monate erscheint es uns als ganz besonders wichtig, dass die Bevölkerung durch Anreize von der Politik animiert wird und nicht durch Vorschriften gezwungen wird. Man kann nicht die Hälfte des Heizungsbestandes durch Zwang tauschen! Das sind immerhin rund 1,5 Millionen mit fossilen Energieträgern betriebene Anlagen, und trotz vieler und großzügiger Förderungen muss der Bürger immer noch das Gros der Anlagenerneuerung selbst zahlen“.

Auch die soziale Situation und die persönliche Lebensplanung der Bewohner sei unbedingt zu berücksichtigen.

„Der Bund und die Länder bieten zwar eine ganze Reihe an Förderungen für den Umstieg auf „erneuerbare“ Technologien. Dazu muss man aber grundsätzlich festhalten, dass die aktuell am Markt verfügbaren Technologien fast alle sowohl mit erneuerbaren Energien als auch mit herkömmlicher Energie betrieben werden können. Gasthermen können mit Erdgas oder mit grünem Gas betrieben werden; Wärmepumpen mit Solarstrom oder Atomstrom. Der Unterschied liegt nicht in der Technologie, sondern im Energieträger. Was bei der Technologie jedoch einen enormen Unterschied macht, ist die Effizienz - also der Energieverbrauch“. Hier mache sich auch gutes Fachhandwerk vom Installateur bemerkbar: „Die Auswahl der Technologie, die richtige Dimensionierung laut Heizlastberechnung, die korrekte Einregulierung und das passende Wärmeabgabesystem - da braucht es das Know-how von uns Installateuren. Dieses umfassende Wissen stellen wir unser Kunden in der Beratung vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen gerne zur Verfügung“, so Rotter.

„Es wäre somit höchst wichtig, dass neben dem Umstieg auf Holzheizungen und Wärmepumpen auch der Umstieg auf ein effizientes Brennwertgerät oder Hybridgerät, das mit grünem Gas betrieben werden kann, gewürdigt wird. Wenn man schon keine Förderungen schaffen will, dann sollte man zumindest attraktive steuerliche Absetzbeträge für Wohnungs- und Hauseigentümer schaffen“.