Strompreis : Kunden mit niedrigen Stromverbräuchen zahlen mehr

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Eine Analyse des Tarifexperten Verivox zeigt: Haushalte mit geringem Stromverbrauch zahlen deutlich mehr. Die meisten Stromtarife bestehen aus einem festen monatlichen Grundpreis, der unabhängig vom Verbrauch fällig wird, und einem Arbeitspreis pro verbrauchter Kilowattstunde. Der Fünf-Jahres-Vergleich zeigt: Der feste Grundpreis, der immer fällig wird, ist für alle Verbrauchstufen um etwa 25 Prozent angestiegen. Der Arbeitspreis pro Kilowattstunde ist hingegen nur um rund fünf Prozent gestiegen.

Das heißt: Je mehr Strom ein Haushalt verbraucht, desto geringer fällt die Steigerungsrate aus, da der teure Grundpreis weniger ins Gewicht fällt. Das wird anhand der Auswertung verschiedener Verbrauchsstufen in der Grundversorgung deutlich. Aktuell wird rund ein Drittel der deutschen Haushalte zu den Bedingungen der Grundversorgung beliefert.

Ein-Personen-Haushalte haben stärksten Strompreisanstieg

Bei einem Ein-Personen-Haushalt ohne elektrische Warmwasserbereitung beträgt der Arbeitspreis im örtlichen Grundversorgungstarif heute im deutschen Durchschnitt 28,20 Cent pro Kilowattstunde. Anfang 2013 lag dieser Preis noch bei 26,98 Cent pro Kilowattstunde. Das entspricht einem Preisanstieg von rund 5 Prozent.

Der durchschnittliche Grundpreis hingegen ist im gleichen Zeitraum von jährlichen 86,35 Euro auf heute 108,12 Euro gestiegen. Das entspricht einer Erhöhung von rund 25 Prozent. Heute zahlt ein Single-Haushalt damit etwa 531 Euro für Strom – 8,2 Prozent mehr als noch im Januar 2013.

Je größer der Verbrauch, desto geringer die Teuerung

Der Anstieg der Grundkosten fällt weniger ins Gewicht, je höher der Verbrauch ist: Bei einem Jahresverbrauch von 6.000 Kilowattstunden stiegen die Gesamtkosten seit Januar 2013 nur um 5,6 Prozent. Noch deutlicher wird das Phänomen bei einem sehr hohen Stromverbrauch von 10.000 Kilowattstunden, wie ihn Familien mit stromintensiven Installationen wie etwa Sauna oder Swimmingpool ihn aufweisen. Hier stiegen die Stromkosten von 2.868 Euro im Januar 2013 auf heute 2.933 Euro gerade einmal um 2,3 Prozent.

Der Hauptgrund für diese Entwicklung sind die Gebühren der Stromnetzbetreiber, die rund ein Viertel des Strompreises ausmachen. Sie geben den Trend vor, den Grundpreis stärker zu erhöhen als den Arbeitspreis, wie eine weitere Auswertung zeigt. Die Grundkosten der Netzbetreiber sind in den letzten fünf Jahren um 62 Prozent gestiegen, während die Arbeitspreise nur um drei Prozent gestiegen sind. Entsprechend ist die Preisentwicklung die verschiedenen Verbrauchsstufen: Die Netzgebühren der Geringabnehmer stiegen seit 2013 um rund 22 Prozent, während die Preise für Großabnehmer nur um sieben Prozent zulegten.

„Als Grund wird angegeben, dass so die Kosten gerechter verteilt werden würden. Eigenheimbesitzer, die selbst Strom produzieren und weniger Kilowattstunden aus dem Netz beziehen, sollen über den Grundpreis mit in die Pflicht genommen werden“, sagt Mathias Köster-Niechziol, Energieexperte bei Verivox. „Doch gleichzeitig werden dadurch Haushalte mit geringen Verbräuchen gegenüber Großverbrauchern benachteiligt.“