Heißzeit : Heiße Debatte: Was das Wort des Jahres mit dem Klimawandel zu tun hat

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© Andreas Edelmann - stock.adobe.com

Nein, es geht hier nicht um Oida, das österreichische Jugendwort des Jahres. Die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache kürte nun in Wiesbaden den Begriff Heißzeit zum Wort des Jahres 2018. Entgegen dem Irrglauben vieler beschreibt das Wort nicht nur die heißen Sommermonate, sondern eines der gravierendsten globalen Phänomene des frühen 21. Jahrhunderts: Den Klimawandel.

Pendant zur Eiszeit

Der Begriff kommt nicht von irgendwo, sondern ist das Gegenstück zum Eiszeitalter, auch Eiszeit genannt. Von einer Eiszeit ist dann zu sprechen, wenn sowohl Nordhalbkugel, als auch Südhalbkugel zu weitläufig vergletschert sind. Nach dieser Definition befindet sich die Erde nun seit rund 2,7 Jahren in einem Eiszeitalter.

Derzeit befinden wir uns im quartären Eiszeitalter. Dabei handelt es sich weder um das erste, noch um das letzte Eiszeitalter, sondern um einen normalen Abschnitt der Erdgeschichte. Aus dem Eiszeitalter könnte aber rasch eine Heißzeit werden.

Heißzeit rückt näher

Eine kürzlich veröffentlichte Studie im wissenschaftlichen Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, kurz PNAS, zeigt wie schnell eine Heißzeit Realität werden könnte. Die Forscher beschreiben dabei das Anthropozän, das Zeitalter, in dem wir gerade leben. In dieser Bezeichnung wird anerkannt, dass der Mensch einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf Biologie, Geologie und Atmosphäre ist.

Im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung hat sich die globale Temperatur bereits um ein Grad erhöht. Auch wenn die Pariser Klimaziele erreicht und die Erwärmung au zwei Grad begrenzt wird, ist mit Folgen der Veränderungen im Klimasystem zu rechnen. Einige Folgen sind bereits spürbar. Der extrem lange und trockene Sommer in Europa stellte Landwirtschaft und Wasserversorger vor neue Herausforderungen.

Domino des Klimawandels

Pro Jahrzehnt steigt die Temperatur um etwa 0,17 Grad an. Zu beachten sind außerdem natürliche Rückkopplungsprozesse, von denen einige mit den sogenannten Kippelementen im Erdsystem verknüpft sind. Durch das Überschreiten kritischer Schwellen könnten diese in fundamental andersartige Zustände versetzt werden. Die Rückkopplungen könnten z.B. Kohlenstoffspeicher in Kohlenstoffquellen verwandeln, die in einer entsprechend wärmeren Welt unkontrolliert Emissionen freisetzen würden.

Der PNAS-Studie zufolge führt eine Heißzeit zu einer globalen Erwärmung um etwa vier bis fünf Grad Celsius, wodurch der Meeresspiegel um zehn bis 60 Meter ansteigen würde. Dadurch sind vor allem die auftauenden Permafrostböden in Russland, die sich erwärmenden Methanhydrate auf dem Meeresboden und der Amazonas-Regenwald gefährdet. Es handelt sich dabei um sogenannte Kippelemente, die, fällt eines, eine Kettenreaktion auslösen. Wie bei Dominosteinen ist es schwierig oder sogar unmöglich, diese Kettenreaktion zu stoppen.

Energie ist CO2-Schleuder

Laut der Europäischen Umweltagentur stammen rund 78 Prozent der in der EU verursachten Treibhausgasemissionen aus dem Energie-Sektor. Weitere 10,1 Prozent kommen aus der Landwirtschaft und 8,7 Prozent entstehen bei industriellen Prozessen. Im Jahr 2016 deckten die erneuerbaren Energien 29,6 Prozent des gesamten Bruttostromverbrauchs der EU. Immer noch werden EU-weit vor allem fossile Brennstoffe für die Energieerzeugung genutzt, wodurch der hohe Ausstoß an Treibhausgasemissionen des Energie-Sektors erklärt werden kann.

In der Wärme und Kälteerzeugung decken die Erneuerbaren rund 19 Prozent des Energieverbrauchs. Vor allem in der Dienstleistungsbranche und im Bausektor wächst der Anteil der erneuerbaren Wärme- und Kälteerzeuger.

Forscher warnt ausdrücklich

„Die Treibhausgasemissionen aus Industrie und Landwirtschaft bringen unser Klima und letztlich das ganze Erdsystem aus dem Gleichgewicht. Im Zentrum stehen hier vor allem die Kippelemente in der globalen Umwelt, die sich – sobald ein bestimmtes Belastungsniveau einmal überschritten ist – grundlegend, schnell und möglicherweise irreversibel verändern könnten. Gewisse Kaskaden solcher Ereignisse könnten das gesamte Erdsystem in eine neue Betriebsweise kippen“, sagt Hans Joachim Schellnhuber, amtierender Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Seit 25 Jahren forscht Schellnhuber an den Folgen des Klimawandels. Bereits zu Beginn seiner Karriere warnte er ausdrücklich vor diesen.

„Was wir derzeit noch nicht wissen, ist, ob das Klimasystem sicher bei etwa zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau ‚geparkt‘ werden kann, wie es das Pariser Abkommen vorsieht. Oder ob es, einmal so weit angestoßen, weiter abrutschen würde in ein dauerhaftes Supertreibhaus-Klima. Die Forschung muss sich daran machen, dieses Risiko schnellstmöglich besser abzuschätzen.“

Um die Einhaltung der Klimaziele und den Ausbau der Erneuerbaren ging es auch bei der Weltklimakonferenz. Die Staaten sollten eigentlich ein Regelwerk erstellen, dass vorgibt welche Maßnahmen die Mitgliedstaaten durchsetzen müssen. Konkrete und vor allem ambitionierte Ergebnisse gingen aus der COP24 jedoch nicht hervor. Wird sich nicht an das Pariser Klimaabkommen gehalten, könnte die Heißzeit noch viel schneller auf uns zukommen, als bisher angenommen.