Dialogforum Bau : Klare und einfachere Bauregeln gefordert

Baurecht Baustandards Dialogforum Bau
© Austrian Standards

Rund 140 Experten (m/w) aus Bauwirtschaft, Recht, Architektur, Ziviltechnik und Wissenschaft sowie Vertreter von Bund, Ländern und Gemeinden waren der Einladung von Bundesinnung Bau der WKO und Austrian Standards gefolgt, um das Themenfeld Baurecht und Standstandards am 28. November in Wien umfassend zu diskutieren.

Videobotschaften von politischer Seite

Einigkeit hinsichtlich der Bedeutung klarer und einfacher Bauregeln besteht auch unter manchen Vertretern politischer Fraktionen, wie die Video-Grußbotschaften zeigten: So sagte WKÖ-Generalsekretär Abg.z.NR Karlheinz Kopf (ÖVP): „Deregulierung und Vereinfachung sind heute wesentliche Voraussetzungen für Effizienz in der Wirtschaft, aber auch im öffentlichen Bereich. Praxisgerechte Standards und Normen stellen sicher, dass unser modernes Leben nach einheitlichen Vorgaben funktioniert.“

Die Wiener Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) richtete aus: „Unser gemeinsames Ziel ist es, das Zusammenspiel von Bauregeln so effizient wie möglich zu gestalten.“

Oberösterreichs LH-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ), u.a. zuständig für Baurecht, begrüßte die Initiative von Austrian Standards: „Jede Vorschrift und jede Norm soll auch am Prüfstand der Realitäten Bestand haben.“

Forderung: Gesetze und Normen müssen eindeutig, widerspruchsfrei, lesbar sein

„Ausführende Unternehmen sind mit zahlreichen Gesetzen, Vorschriften, Bauregeln und Normen konfrontiert. Diese in ihrer Summe im Baualltag zu bewältigen, ist eine große Herausforderung – vor allem im Hinblick auf leistbares Bauen und Wohnen“, zeigte DI Dr. Rainer Pawlick, Innungsmeister der Landesinnung Bau Wien, auf. Er forderte daher eindringlich, Normen, Gesetze, Vorschriften, Richtlinien etc. gut aufeinander abzustimmen und eindeutig sowie widerspruchsfrei zu formulieren. „Vorschriften müssen gut lesbar sein - schließlich müssen sie ja auch von Handwerkern und Ausführenden verstanden werden. Auch Doppelgleisigkeiten gilt es stets zu vermeiden", so Pawlick.

Eine genaue Analyse der Schnittstellen bei Bauregeln und in weiterer Folge eine Optimierung der Normen und Baustandards war eines der wesentlichen Anliegen der Teilnehmer der Jahrestagung. Univ.Prof. Dr. Barbara Leitl-Staudinger vom Institut für Verwaltungsrecht und Verwaltungslehre der Johannes-Kepler-Universität Linz, dazu: „Es geht um eine Beschränkung auf das Grundsätzliche. Die Vollziehung muss den Deregulierungsgedanken mittragen.“

Gesetzgeber gefragt: Haftungsthemen und Rechtssicherheit

Von den Teilnehmern der Jahrestagung wurde vor allem die große volkswirtschaftliche Bedeutung unterstrichen, die eine Optimierung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Bautätigkeit hat. Komplizierte Rechtsvorschriften verlangsamen nicht nur den Neubau, sondern wirken auch im Bereich der Sanierung als starke Bremser.

Risiken berge auch das Thema „Stand der Technik“ in sich: So herrschte bei zahlreichen Teilnehmenden Unklarheit darüber, welche Regeln bei einer Bestandssanierung eingehalten werden müssen. Der Wunsch an den Gesetzgeber lautet, klar zu differenzieren, welche Maßnahmen am neuesten Stand der Technik tatsächlich gesetzt werden müssen. DI Erich Kern von der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, NÖ und Burgenland: „Es gilt, das Machbare vom Notwendigen zu unterscheiden.“

Da Capo für Jahrestagung

Die Jahrestagung für Baurecht und Baustandards ist ein Meilenstein im laufenden Diskussionsprozess des Dialogforums Bau Österreich. Als Vertreter der Initiatoren kündigte Austrian-Standards-Präsident Univ.Prof. DDr. Walter Barfuß an, dass die Jahrestagung wiederholt werden soll.

Gleichzeitig läuft auch die Online-Diskussion auf der Plattform Dialogforum Bau weiter. „Ich lade alle betroffenen Kreise dazu ein, die Möglichkeit zu nutzen, ihr Wissen und ihre Interessen einzubringen“, betonte Barfuß: „Das Entscheidende für den Erfolg des Dialogforums ist die Zusammenarbeit, die Beteiligung von möglichst vielen Betroffenen und Interessierten. Angesichts der komplexen Rahmenbedingungen ist diese Aufgabe nur gemeinsam zu bewältigen.“