Fernwärme : Graz verpflichtet zum Fernwärme-Umstieg

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Die Stadt Graz will bis 2025 weitere 25.000 Haushalte an das Fernwärmenetz anschließen. Derzeit sind rund 75.000 Haushalte von insgesamt etwa 150.000 angeschlossen. "Wir wollen die Emissionen in der Stadt in den Griff bekommen", sagte Bürgermeister Siegfried Nagl am Freitag bei einer Pressekonferenz. Neue Verordnungsgebiete sollen daher in der kommenden Gemeinderatssitzung beschlossen werden.

Seit 2012 existieren zwei, seit 2013 elf weitere Verordnungsbereiche, nun kommen 41 neue Gebiete hinzu, wo die Stadt mit behördlicher Anweisung eine Umstellung bei Bestandsbauten einfordert - inklusive Fristen und Förderungen. Bisher setzte man hauptsächlich auf Freiwilligkeit, sagte Nagl, aber mit der geplanten neuen Verordnung kommen Aufträge für die Bewohner. "Das ist ein Signal von uns: Jeder muss mittun."

Stadtplanungsvorstand Bernhard Inninger schilderte den Ablauf: Sobald die Verordnung beschlossen ist, kann die Baubehörde zehn Jahre lang Bescheide mit der Verpflichtung zur Umstellung ausschicken. Manche werden die Aufforderung schon im ersten Jahr bekommen, andere vielleicht erst im zehnten. Jedem Eigentümer wird eine Frist für die Umstellung gewährt, diese könne bis zu 15 Jahre sein. Damit soll jedem genug Zeit gegeben werden. Die 41 neuen Gebiete umfassen 346 Bestandshäuser, die auf etwa 66 Hektar Fläche stehen. Die Gebiete sind diesmal in der gesamten Stadt verteilt.

Erste Bescheide werden positiv aufgenommen

Die Verordnung von 2012 hat 195 Bestandshäuser, jene von 2013 exakt 182 betroffen. Einige der Eigentümer haben bereits ihre Bescheide bekommen, es gab dabei kaum Einsprüche, sagte Inninger. Die Entwicklung der Fernwärme-Anschlüsse in Graz hat sich seit 2007 stark gesteigert, denn damals waren es "nur" 35.000 Haushalte. Von 2007 bis 2019 wurden laut Energie Graz knapp 130 Millionen Euro investiert, bis 2025 sollen es weitere 70 Millionen Euro sein. Im Vorjahr seien rund 3.800 Haushalte neu angeschlossen worden.

Die Investitionen würden sich auch in der Feinstaubbilanz niederschlagen. Die Werte hätten sich nicht nur durch günstige Wetterlagen sondern auch wegen der vermehrten Umstellung auf Fernwärme verbessert, sind sich Nagl und Umweltamtsvorstand Werner Prutsch sicher. Umweltstadträtin Judith Schwentner (Grüne) nannte den Fernwärmeausbau "das größte Klimaschutzprojekt der Stadt Graz" und lobte, dass dabei "alle an einem Strang ziehen". Der Ausbau sei ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.

Die Grazer Fernwärme wird zwar immer noch zu einem Großteil vom Kraftwerkspark Mellach bezogen - der diesbezügliche Vertrag mit dem Verbund läuft mit Ende dieser Heizsaison aus -, aber in den vergangenen Jahren wurde der Anteil an alternativen Wärmequellen von fünf auf 25 Prozent gesteigert. Hinzu gekommen sind die Wärmegewinnung mit dem Projekt Helios sowie mit der Abwärme der Sappi Gratkorn. Geplant ist nach wie vor eine Wärmgewinnung mit dem Projekt "Big Solar", das durch eine Insolvenz und Rechtsfragen ins Schleudern geraten war. Die Energie Steiermark halte aber laut Nagl am Projekt fest und wolle es redimensioniert realisieren. "Es sind da aber noch viele Fragen zu lösen", sagte der Bürgermeister. In Planung ist auch die Nutzung von Abwärme der Grazer Kläranlage in Gössendorf südlich der Landeshauptstadt. (apa/red)