Fachverband Gas Wärme (FGW) : Fernwärme: Ausbau und Dekarbonisierung kommen

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Aufbruchstimmung lag auf der Veranstaltung der Fernwärmebranche, die am 23. und 24. September 2021 in Pamhagen im burgenländischen Seewinkel getagt hat, in der Luft. Zum 16. Mal veranstaltete der Fachverband Gas Wärme (FGW) die Fernwärmetage – die Informations- und Arbeitstagung für die Fernwärmebranche. Und noch nie wurden so viele Aussteller und Teilnehmer gezählt wie heuer. Hintergrund ist der jüngste Beschluss zum Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), der den Rückstau beim Fernwärmeausbau aufhebt. In den kommenden Jahren sollen mehr als 150 Projekte, die zum Teil seit zehn Jahren auf Umsetzung warten, realisiert werden. „Dies ist ein Meilenstein der Energiewende“, betont Gerhard Fida, Obmann-Stellvertreter des Fachverbands Gas Wärme und Geschäftsführer der Wiener Netze.

CO2-neutral bis 2040

Die Fernwärme wird nicht nur weiter ausgebaut, sie wird auch immer grüner. Schon heute stammen 50 Prozent der eingesetzten Energieträger aus Erneuerbaren. „Unser Ziel ist die Dekarbonisierung der Fernwärme bis 2040“, so Fida. Dabei setzen Österreichs Fernwärmeanbieter immer stärker auf die Nutzung von Abwärme – etwa von Produktionsbetrieben – die ohnehin vorhanden ist, und sonst ungenutzt verpuffen würde. Auch Geothermie ist als Energieträger für die Fernwärme stark im Kommen. Der Erdgasanteil an der Fernwärme soll schrittweise durch klimaneutrales Grünes Gas ersetzt werden. Fernwärme ist also angewandte Sektorkopplung – das Zusammenspiel von Energieträgern und -technologien wird dabei laufend optimiert.

Gutes Klima für die Städte

Jürgen Schneider, Leiter der Sektion „Klima und Energie“ im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, präsentierte die Eckpunkte des neuen Energiegesetzes samt Investitionsplan. „Dekarbonisierte Fernwärme als klimafreundliches Heizsystem ist wesentlicher Baustein für die Wärmewende im Gebäudesektor“, sagte Schneider. Der Ausbau wird in den kommenden Jahren massiv gefördert, um insbesondere die Dekarbonisierung der Städte voranzutreiben. Heute nutzt mehr als eine Million Haushalte in Österreich Fernwärme, und rund 50 der 100 größten Städte Österreichs werden mit Fernwärme versorgt. Nach Berechnungen des FGW könnten bis 2050 rund 50 Prozent mehr Fernwärmekunden versorgt werden.

Appell von Klimaaktivistin Rogenhofer

Special Guest der heurigen Fernwärmetage war Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolksbegehrens. Sie wurde eingeladen, ihr aktuelles Buch „Ändert sich nichts, ändert sich alles“ samt Lösungsvorschlägen gegen die drohende Klimakatastrophe im Rahmen der Fernwärmetage zu präsentieren. „Fernwärme hat extrem viel Potenzial, wenn sie nachhaltig und erneuerbar ist, weil dann so viele Haushalte mit guter erneuerbarer Wärme versorgt werden können“, erklärt Rogenhofer. Gerade in Ballungsräumen sei es sehr sinnvoll auf dekarbonisierte Fernwärme zu setzen. Insgesamt müssten gute Wärmekonzepte regional ausgearbeitet werden.

Aus der Schweiz war Daniela Decurtins, Direktorin des Verbands der Schweizerischen Gasindustrie, zugeschaltet. Sie sprach über das eidgenössische Klimaschutzgesetz, das eine stufenweise Anhebung der CO2-Abgabe gefordert hatte. Die Schweizer Bevölkerung lehnte dies aber mit 51,6 Prozent ab. Die Lehre daraus: Die Bevölkerung muss bei großen Veränderungen mitgenommen werden.

Bereichssprecher für Fernwärme im FGW‚ Alexander Wallisch von der Wien Energie, unterstrich daher, wie wichtig es sei, die Menschen in Österreich bei der Energiewende mitzunehmen und dabei mit Augenmaß, ohne Bürokratisierung und Überregulierung vorzugehen.