Die Forscher Markus Preißinger und Peter Kepplinger der FH Vorarlberg beschäftigen sich intensiv mit neuen Technologien, die den Umstieg auf erneuerbare Energien erleichtern sollen. Im Interview mit HLK erklären die Experten wie die Zukunft des Dampfkraftprozesses aussieht und wie ein smarter Boiler zukünftig Energie sparen soll.
HLK: Herr Preißinger, Sie haben den Großteil ihrer bisherigen Laufbahn mit der Forschung an Dampfkraftprozessen verbracht. Womit haben Sie sich dabei genau beschäftigt?
Preißinger: Ich habe schon in meiner Studienzeit begonnen mich mit dem Dampfkraftprozess zu beschäftigen. Mein Forschungsthema war damals der Organic Rankine Cycle, ein Dampfkraftprozess, der auf organischen Arbeitsmedien statt auf Wasser basiert. Mein damaliger Chef hat sich sehr für das Thema interessiert und wollte eine neue Art der Energieversorgung einrichten, da zu dieser Zeit die Öl- und Gaspreise immer weiter anstiegen. Das Problem daran war jedoch, dass rund 800 Grad benötigt werden um aus Dampf Strom gewinnen zu können. Eine andere Möglichkeit ist es deshalb industrielle Abwärme zu verwenden, aber auch diese erreicht nur eine Temperatur von rund 400 Grad. Deshalb sind wir nun die gesamte Pubchem, eine Datenbank für Chemikalien, durchgegangen und haben nach geeigneten Stoffen gesucht. Dabei kommen ungefähr zehn Chemikalien in Frage.
HLK: Ist das System des Organik Rankine Cycles realisierbar?
Preißinger: Definitiv. Wir befinden uns jetzt bereits an einem Punkt an dem wir die Technologie umsetzen könnten. Wir wollen alle weg von Kohle, Gas und Öl und darum müssen diese Energieträger zukünftig ersetzt werden. Da kommen Geothermie und industrielle Abwärme ins Spiel. Diese Mittel müssen einfach sinnvoll genutzt werden. Natürlich nutzt man die Abwärme am besten direkt um sie ins Fernwärmenetz einzuspeisen. Doch wenn das nicht möglich ist, hat es durchaus Sinn aus den gegebenen Mitteln Strom zu produzieren. Sie müssen sich vorstellen, dass Fabriken rund um die Uhr Wärme produzieren, die dann einfach ungenützt bleibt. Nutzt man die Wärme aber für die Stromproduktion, so können erneuerbare Energiequellen unterstützt und deren fehlende Flexibilität ausgeglichen werden.
HLK: Aber warum wird das System dann noch nicht längst verwendet?
Kepplinger: Weil es ganz einfach noch nicht wirtschaftlich genug ist. Die Gas- und Ölpreise sind derzeit so niedrig, dass der Organic Rankine Cycle sich in keiner Weise rentiert. Zudem sind auch die Strompreise derzeit sehr günstig, sodass sich die aufwendige Stromproduktion mit dem Dampfkraftprozess noch nicht lohnt. Das gleiche Problem haben wir auch bei unserem smarten Boiler.
HLK: Was genau ist denn ein smarter Boiler?
Kepplinger: Ein normaler Boiler heizt nachts das Wasser auf und lässt es über den Tag wieder abkühlen, ganz egal ob und wann Warmwasser benötigt wird. Unser Boiler wird an das Verhalten der Benutzer angepasst. Das heißt er berechnet die Zeiten, an denen Warmwasser benötigt wird und erwärmt das Wasser nur dann, wenn es gebraucht wird. Auch hier ist die Technologie schon ausgereift, aber noch nicht wirtschaftlich genug. Sobald die Preise von Öl und Gas jedoch wieder ansteigen oder es stärkere Sanktionen bei den CO2-Ausstößen gibt, wird sich das System durchsetzen und dann sind wir gewappnet.
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