Fernkälte : Fernkältezentrale Stubenring mit 15 MW Gesamtleistung geht in Betrieb

Foto-Medientermin Fernkältezentrale Stubenring; © Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer, 07.07.22

Eröffnung der Fernkältezentrale Stubenring - v.l.n.r.: Michael Strebl (Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung), Lucia Grabetz (Stv. Bezirksvorsteherin Innere Stadt), Peter Hanke (Stadtrat)

- © Bild: Wien Energie/Christian Hofer

Der vergangene Juni war der viertwärmste Juni der Messgeschichte, in Wien kletterte die Temperatur an 12 Tagen über 30 Grad Celsius. Die Zahl der Hitzetage hat sich in Wien in den letzten 30 Jahren verdoppelt. Der Bedarf an Klimatisierung nimmt stark zu, deshalb baut Wien Energie bereits seit 15 Jahren Fernkälte als effiziente und klimaschonende Alternative aus. Aktuell versorgt Wien Energie 180 Gebäude mit einer Leistung von 200 Megawatt mit Kälte aus hocheffizienten Kältemaschinen. Das spart 50 Prozent CO2 und 70 Prozent Energie im Vergleich zu herkömmlicher Klimatisierung. Bis 2030 soll die Leistung auf 350 Megawatt ausgebaut werden, das spart umgerechnet 100.000 herkömmliche einzelne Klimageräte.
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke erklärt, die steigenden Temperaturen seien unmittelbare Folgen der Klimakrise, die wir alle spüren. Fernkälte sei insbesondere in dichtverbauten Gebieten ein wichtiger Baustein, um die Stadt Wien auch in Zukunft lebenswert zu halten.

Bis 2030 wollen wir eine flächendeckende Versorgungsmöglichkeit in der Innenstadt schaffen und zur Fernkälte-Hauptstadt Europas werden.
Peter Hanke

Mit der heurigen Hauptsaison nimmt auch eine neue Fernkältezentrale von Wien Energie ihre Arbeit auf. Seit 2020 wird an der Fernkältezentrale Stubenring in der Alten Post gearbeitet, die nun nach einigen Monaten Probebetrieb mit Hilfe des Donaukanals und Kältemaschinen mit einer Gesamtleistung von 15 Megawatt Gebäude mit einer Fläche von etwa 300.000 Quadratmetern kühlen kann.
Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung, meint, die Fernkältezentrale Stubenring sei ein wichtiger Meilenstein für den weiteren Ausbau, sie versorge nicht nur neue KundInnen in der Umgebung, sondern ermögliche auch den Zusammenschluss des Fernkältenetzes in den nächsten Jahren.

Im Kellergeschoß der alten Post befindet sich die fertiggestellte Fernkälte-Anlage der Wienenergie
Im Kellergeschoß der alten Post befindet sich die fertiggestellte Fernkälte-Anlage der Wien Energie. - © Bild: Wien Energie / Johannes Zinner
Bis 2027 investieren wir rund 90 Millionen Euro in die umweltfreundliche Kälteversorgung, um die Stadt für die Wienerinnen und Wiener zukunftsfit zu machen.
Michael Strebl

Die Alte Post mit Büros, Co-Working und Fitness ist der erste Kunde der neuen Zentrale, auch das benachbarte Universitätsarchiv sowie ein Hotel sind schon angeschlossen. Demnächst sollen Museen, Gewerbekomplexe und weitere Hotels in der Umgebung folgen. Der Standort Stubenring ist auch strategisch wichtig, denn bis 2025 will Wien Energie den „Ringschluss“ der Fernkälte um die Innere Stadt schaffen.

Im Kellergeschoß der alten Post befindet sich die fertiggestellte Fernkälte-Anlage der Wienenergie
Standort Stubenring, im Kellergeschoß der alten Post befindet sich die fertiggestellte Fernkälte-Anlage der Wien Energie. - © Bild: Wien Energie / Johannes Zinner

Das Wiener Fernkältenetz wächst weiter

Auch über die Innenstadt hinaus wird die Fernkälte ausgebaut, etwa im Nordbahnviertel in Wien-Leopoldau oder im 9. Bezirk rund um den Althangrund. Besonders im letzten Jahr konnte Wien Energie die Zahl der versorgten KundInnen stark ausbauen und das Fernkältenetz um knapp fünf Kilometer auf gut 24 Kilometer verlängern. Bis 2030 soll das Kältenetz auf knapp 50 Kilometer wachsen, also verdoppelt werden. Wien Energie hat derzeit 21 Kältestandorte in Betrieb, davon sieben Fernkältezentralen mit Fernkältenetz und 14 dezentrale Kältelösungen direkt bei KundInnen. Zu den KundInnen zählen zahlreiche öffentliche Gebäude wie das Allgemeine Krankenhaus Wien, das Rathaus und die Universität Wien, Büro- und Gewerbestandorte wie der Austria Campus oder Meinl am Graben, zahlreiche Hotels sowie mehrere hundert Privatwohnungen. Der Zuwachs an Fernkälte-Nutzer beträgt jedes Jahr 10 bis 15 Prozent.

Wie entsteht und funktioniert Fernkälte?

In Form von kaltem Wasser wird in eigenen Zentralen mit hocheffizienten Kältemaschinen Fernkälte erzeugt. Als Antriebsenergie wird neben Strom zu einem großen Teil Wärme verwendet (im Sommer ist das vor allem Abwärme aus den Müllverbrennungsanlagen). Das auf ca. 5-6 Grad Celsius abgekühlte Wasser wird anschließend über ein eigenes Fernkältenetz, ein Rohrleitungssystem, direkt zu den Abnehmern transportiert und mittels der hauseigenen Kühlsysteme in den Gebäuden verteilt. Das Wasser nimmt dort die Wärme aus dem Gebäude auf und transportiert diese ab. Die Rückkühlung erfolgt ebenfalls zentral, etwa über Flusswasser oder das Fernwärmenetz. Das reduziert künstliche Hitzeinseln durch die heiße Abluft von Klein-Anlagen in der Stadt.

Im Kellergeschoß der alten Post befindet sich die fertiggestellte Fernkälte-Anlage der Wienenergie
Gekühltes Wasser wird in ein Fernkältenetz eingespeist und zu den Endverbrauchern transportiert. - © Bild: Wien Energie / Johannes Zinner

Eckdaten Fernkältezentrale Stubenring

  • Kälteleistung: 13 Megawatt Kältemaschinen, 2 Megawatt „Free Cooling“

  • 4 Turbo-Kältemaschinen, 1 „Free Cooling“

  • Rückkühlung über Donaukanal

  • kann 300.000 Quadratmeter Fläche kühlen

Eckdaten Fernkälte von Wien Energie

  • Kälteleistung: 200 Megawatt

  • Netzlänge: rd. 24 Kilometer

  • Versorgte Gebäude: 180

  • Anzahl Kältestandorte: 7 Fernkältezentrale mit Netz-Anschluss, 14 dezentrale Lösungen