3. D-A-CH-Wasserstoff-Symposium an der HTL : Wiener Neustadt wird zum „Hydrogen Valley“

Vortragende Experten und Ehrengäste des 3. D-A-CH Wasserstoff-Symposiums an der HTL Wiener Neustadt, im September 2023

Vortragende Experten und Ehrengäste des 3. D-A-CH-Wasserstoff-Symposiums in der HTL Wiener Neustadt, bei dem wieder interessante und spannende Einblicke in die Wasserstoff-Thematik gegeben wurden.

- © HLK/ E. Herrmann

Der Organisator des 3. Deutsch-Österreichischen-Schweizerischen Wasserstoff-Symposiums, Prof. DI Gerald Stickler, kann zufrieden sein: Rund 160 Teilnehmer (m/w/d) folgten am 21. September 2023 der Einladung von Schulleiter DI Martin Lang in die HTL Wiener Neustadt bzw. waren online dabei.
Mag. Heinz Kerschbaumer von der Bildungsdirektion NÖ, Barbara Schedler Fischer von der Schweizer Botschaft und Thomas Mützelburg von der deutschen Botschaft würdigten in ihren Eröffnungsreden die Drei-Länder-Veranstaltung. Gleich zu Beginn wurde eine überraschende Nachricht verkündet.

114 Mio. Euro für H2-Projekt in Wr. Neustadt

Prof. DI Gerald Stickler und Ing. Hans Kogler (GF D-A-CH Hybrid Energy) präsentierten das Konzept für ein mehrphasiges Wasserstoffprojekt in Wiener Neustadt, das mit 114 Mio. Euro ausschließlich von privaten Investoren finanziert wird (also ohne staatliche Förderungen auskommt). Start der Umsetzung ist bereits im Oktober 2023.
Das erste Teilprojekt steht schon fest: Ein Wasserstoff Forschungs-Test- und Ausbildungs-Labor wird an der HTL Wiener Neustadt auf 1.400 m² errichtet!
Den Schülern (m/w/d) sollen die weltweit modernsten Labor-Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden.
An einer größeren, zu errichtenden, Testanlage werden u. a. die TU Wien und die Montanuniversität Leoben die Erzeugung von Grün-Wasserstoff aus verschiedenen Abfällen und biogenen Stoffen erforschen.
Ich möchte Wiener Neustadt zum Mekka der Wasserstoffwirtschaft weltweit machen. Unser Pilotprojekt „Hydrogen Valley Wiener Neustadt“ möchten wir mindestens 100 Mal weltweit duplizieren“, so der Projektleiter und Geschäftsführer der Deutsch-Österreichisch-Schweizerischen Gesellschaft für Wasserstoff (DACHGWA), Prof. Gerald Stickler. Damit hat er ein großes und tolles Etappenziel zur Etablierung des Energielieferanten Wasserstoff erreicht. Denn ohne Wasserstoff sei gar keine Energiewende möglich, erklärte Prof. Gerald Stickler schon heuer im exklusiven HLK-Interview.

H2-Projekte aus Bayern + Baden-Württemberg

Rainer Herold vom Verein H2-SÜD e.V. war online aus Deutschland zugeschaltet. Er präsentierte einige Wasserstoffprojekte aus Bayern und Baden-Württemberg, die veranschaulichten – auch bei unseren deutschen Nachbarn tut sich einiges in punkto Wasserstoff. Herold zeigte u.a. das Projekt einer Wasserstoff-Tankstelle und ein Wohnquartier mit 75 Einheiten, bei dem PV-Anlage, Geothermie, Wärmepumpe und Brennstoffzellen kombiniert wurden, wodurch dieses Gebäude energieautark ist. Die gemeinnützige Wasserstoff Initiative H2 Süd e.V. ist ein Netzwerk aus Experten zu nachhaltigen Energielösungen mit grünem Wasserstoff, das für Unternehmen, Politik, Wissenschaft und die Zivilgesellschaft mit Rat und Tat zur Verfügung steht.

Hydrogen for fuels

DI Markus Mayer von Swagelok Austria, der u.a. schon 2006 bei der Realisierung eines Wasserstoff-Projektes für einen skandinavischen Energieriesen mit dabei war, freute sich, dass nun endlich mehr Bewegung beim Thema Wasserstoff Einzug hält.
Mayer berichtete von einigen H2-Projekten, wie z. B. Tankstellen, und gab seine Einschätzung für weitere Einsatzmöglichkeiten ab.
Für besondere Freude sorgte bei den HTL-Schülern (m/w/d), dass Swagelok Austria ein Wasserstoff-Auto nach Wiener Neustadt mitbrachte, das getestet werden konnte.

Schüler der HTL Wiener Neustadt mit Professor Gerald Stickler.
Schüler der HTL-Klasse 3yenz mit „ihrem“ Professor, DI Gerald Stickler. - © HLK/ E. Herrmann

Kompakte Wasserstoffspeicher

Uwe Pahl von Ambartec Deutschland präsentierte den Teilnehmern (m/w/d) einen kompakten Wasserstoffspeicher mit HyCS-Technologie. Im Kern besteht die HyCS-Technologie aus der Reduktion und Oxidation von Eisen (Fe): Bei der Speicherbeladung wird das Eisenoxid durch den zugeführten Wasserstoff reduziert. Wasserdampf wird abgegeben und kann erneut in der Elektrolyse genutzt werden. Bei der Entladung wird am Nutzungsort Wasserdampf zugeführt, der auch aus dem Abgas einer Rückverstromungseinheit kommen kann. Dadurch oxidiert das Fe und H₂ wird zur Verfügung gestellt. Der Vorteil der Wasserstoffspeicher mit HyCS-Technik besteht laut Pahl nicht nur in der Kompaktheit bei gleichzeitig hoher H2-Speicherkapazität, sondern vor allem auch darin, dass Genehmigungen damit wesentlich einfacher erreicht werden können. Denn die von Ambartec schon bald in verschiedenen Größen lieferbaren Wasserstoff-Speicher (20-Fuß-Container-Variante: 2024) für Schiffe, Züge, und stationäre Anlagen arbeiten mit Niederdruck (Anm.d.Red.: Ein geologisches Wasserstoffspeicher-Projekt ging heuer in Österreich in Betrieb).

Wasserstoff-Flugzeug

Matteo Costan und Markus Metzler von der ETH Zürich stellten „Cellsius“ vor. Der Verein Cellsius und die Studenten (m/w/d) der ETH Zürich widmen sich dabei nichts Geringerem als der Zukunft der Aviatik. So wurde beim „Projekt e-Sling“ von 2020 bis 2022 ein Elektroflugzeug mit eigens entworfener Leistungselektronik und modularem Batteriesystem entwickelt.
Beim aktuellen „Projekt H2“ wird an einem Wasserstoff-Antriebsstrang für eine Schweizer Lightwing AC4 geforscht und gearbeitet! Costan und Metzler lieferten interessante wie tiefe Einblicke in das spannende Entwicklungsprojekt.

Grauer, Grüner, Türkiser Wasserstoff

Dr. Johann Gruber Schmidt von der GS Gruber Schmidt GmbH ist im Bereich der Projektierung, Auslegung, Abwicklung und Inbetriebnahme von mobilen sowie stationären Wasserstoff-Anlagen tätig und berichtete über verschiedene Verfahren zur Herstellung und Speicherung. Er war einige Jahre „Tag und Nacht“ im burgenländischen Güssing im Einsatz und beschäftigt sich u.a. auch mit der Methan-Pyrolyse.
Neben konventioneller Dampfreformierung mit Wassergas-Shift (Grauer Wasserstoff) und Elektrolyse (Grüner Wasserstoff, wenn die Energiequelle „grün“ ist) stellt die Methan-Pyrolyse (Türkiser Wasserstoff) eine dritte Option zur Erzeugung von Wasserstoff dar, wobei kein CO2 entsteht bzw. bei Verwendung von Methan aus biogenen Quellen (anstelle von Erdgas) sogar negative CO2-Emissionen möglich sind.
Gruber Schmidt reihte sich in die Reihe derer ein, die an diesem Tag beim 3. D-A-CH-Wasserstoff-Symposium gleichsam interessante wie spannende Einblicke in die Wasserstoff-Thematik gaben, die endlich (auch hierzulande) anläuft.