Power2heat in Neusiedl am See : Wasserstoff-Pilotanlage erweitert Energieknoten

Startschuss für Wasserstoff-Pilotanlage in Neusiedl am See, mit Marcus Keding (GF der Forschung Burgenland), Bernd Vogl (GF des Klima- und Energiefonds), Elisabeth Böhm (Bürgermeisterin Neusiedl am See), Leonhard Schneemann (Forschungslandesrat), Klaus Maras (GF der BE Energy), Mathias Schaffer, greenenergylab

Erfolgreiche Projektkooperation in Neusiedl am See ( v. l.): Marcus Keding (GF der Forschung Burgenland), Bernd Vogl (GF des Klima- und Energiefonds), Elisabeth Böhm (Bürgermeisterin Neusiedl am See), Leonhard Schneemann (Forschungslandesrat), Klaus Maras (GF der BE Energy), Mathias Schaffer (Obmann Green Energy Lab).

- © Landesmedienservice Burgenland

Vor rund zwei Jahren hat die Burgenland Energie in Neusiedl am See/Bgld. eine „Power2heat“-Anlage in Betrieb genommen.
Vom Windräder-Park Neusiedl am See wird erneuerbarer Strom verwendet, um damit Wärmepumpen zu betreiben. Die Energie der Hochleistungswärmepumpen wird dann über ein Fernwärmeleitungssystem an rund 1.000 Haushalte in Neusiedl am See verteilt. Sollte der Wind ausbleiben, werden Biomasse-Kessel aktiviert, die Wärme in Pufferspeicher liefern und mit dem Fernwärmenetz verbunden sind. Schon diese Anlagenkonzeption hat Vorzeigecharakter. Am 12. Juni 2023 folgte der Startschuss, damit der „Energieknoten“ in Neusiedl am See um eine weitere Facette bereichert wird. Im Rahmen zweier Forschungsprojekte und unter der federführenden Beteiligung der Forschung Burgenland wird die bestehende Anlage um eine Wasserstoff-Pilotanlage erweitert.

Die Wasserstoff-Pilotanlage

Die Wasserstoff-Pilotanlage in Neusiedl am See ist ein Schritt zur Umsetzung der regionalen Wasserstoffstrategie und setzt in diesem Setting (und auch in Kombination mit der Power2heat-Anlage) österreichweit neue Maßstäbe.
Bei dieser Wasserstoff-Pilotanlage steht weniger die H2-Produktion im Fokus, sondern vielmehr das Lernen.
Fällt überschüssiger Windstrom an, wird der Elektrolyseur in Betrieb gesetzt, der aus erneuerbarem Strom Wasser in seine Bestandteile aufspaltet (Wasserstoff + Sauerstoff). Die Wasserstoffproduktion beträgt 1,8 Nm³/h (Normkubikmeter pro Stunde). „Dabei fällt Abwärme mit einer Temperatur von 45° C an, die als Wärmequelle für die Wärmepumpen-Anlage genutzt werden kann. Der Wasserstoff wird in Gasflaschen – sogenannten Flaschenbündeln – zwischengespeichert. Von dort kann er in windstillen Zeiten mittels der Brennstoffzelle wieder rückverstromt werden“, erklärt Marcus Keding, Geschäftsführer der Forschung Burgenland. Zudem werde die Anlage – obwohl nur im Pilotmaßstab – voll in die Steuerung des Energieknotens eingebunden: „So wird garantiert, dass wir das Zusammenspiel und die Optimierung im Energieknoten erforschen und für größere Wasserstoffanlagen erproben können“.
Wasserstoff kann man nicht nur in Flaschen speichern, sondern auch unterirdisch, wie ein anderes, kürzlich in Betrieb gegangenes Projekt in Oberösterreich zeigt.
Die Wasserstoff-Projekte in Oberösterreich und im Burgenland haben eine Gemeinsamkeit: Beide wurden vom Klima-und Energiefonds gefördert.

Wasserstoff, Piloprojekt, im Burgenland, mit Bgm. Elisabeth Böhm (Neusiedl am See), Mag. Klaus Maras (GF von BE Energy) und LR Dr. Leonhard Schneemann (Landesrat für Wirtschaft und Forschung)
LAbg. Bgm. Elisabeth Böhm (Neusiedl am See), Mag. Klaus Maras (GF von BE Energy) und LR Dr. Leonhard Schneemann (Landesrat für Wirtschaft und Forschung) bei den Wasserstoff-Flaschen (v. l.). - © Landesmedienservice Burgenland

Konkret zeigen, wie es geht

Der Klima-und Energiefonds fördert klimawirksame Projekte und Initiativen, um die Energie- und Mobilitätswende nachhaltig voranzutreiben. „Dabei setzen wir auf die Arbeit mit Modell- und Vorzeigeprojekten, in denen ganz konkret gezeigt wird, wie die neue Energie- und Mobilitätswelt auf Basis erneuerbarer Energietechnologien funktioniert“, erläutert Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Neusiedl bringe mit diesem Projekt und diesen Anlagen buchstäblich frischen Wind in das regionale Energiesystem, so Vogl weiter: „Aber nicht nur das. Das Projekt zeigt, wie in Österreich Strom aus erneuerbaren Energieträgern für unterschiedliche Zwecke verwendet werden kann und wie die Energiezukunft funktionieren wird. Wollen wir unsere Klimaziele bis 2040 erreichen, dann brauchen wir systemische Veränderungen, wie sie hier in Neusiedl bereits zu sehen sind“.

Burgenland ist Vorreiter bei erneuerbarer Energie

Durch die Inbetriebnahme der Pilotanlage erfolgt ein weiterer Schritt zur Umsetzung der burgenländischen Klima- und Energiestrategie. Denn wir haben einen umfassenden ,Fahrplan‘, wie dieses Ziel erreicht werden soll“, erklärt der für Forschung zuständige burgenländische Landesrat Leonhard Schneemann. Das Burgenland sei schon in den 1990-er Jahren Vorreiter bei der erneuerbaren Energie gewesen. Mangels fossiler Energievorkommnisse wurden damals die ersten Windräder in Österreich installiert. Heute setze man zusätzlich auf den massiven Ausbau der Photovoltaik. „Die grüne Transformation wurde im Burgenland also bereits eingeleitet. Wir haben uns als Landesregierung ein klares Ziel gesetzt: Einerseits die Klimaneutralität bis 2030, andererseits die Energieautarkie. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Beteiligten, eine Beschleunigung der Verfahren und den Mut, Pionierarbeit zu leisten. Wir müssen die Potenziale, die Sonnen- und Windkraft bieten, umfassend nutzen. Dazu gehört die Möglichkeit ‚grünen Wasserstoff‘ zu produzieren. Diese Pilotanlage ermöglicht hier eine Forcierung. Sie ist auch ein erster Schritt, sommerliche Energieüberschüsse in den Winter zu überführen und ein bedeutender Startschuss für die Umsetzung der Wasserstoffstrategie im Burgenland“, so Schneemann.

Wichtiges Puzzleteil des Energieknotens Neusiedl

Für den Geschäftsführer der BE Energy GmbH, Klaus Maras, stellt die Wasserstoff-Pilotanlage ein wichtiges Puzzleteil zur Erweiterung des Energieknotens Neusiedl am See dar: „Durch die intelligente Verknüpfung von Windstrom, Fernwärme und Wasserstoff schafft die Sektorkopplungsanlage eine vielseitige und zukunftsfähige Energieinfrastruktur, die einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des Burgenlands leistet. Im Burgenland in hohem Ausmaß vorhandenen erneuerbaren Strom in andere Energiesektoren zu bringen ist ein strategisches Ziel unseres Unternehmens“. Mit der vorhandenen Anlage könne man für die Umsetzung dieser Strategie wertvolle Erkenntnisse gewinnen.

Zusammenspiel des Energieknotens demonstrieren

Das Burgenland verfügt über große Mengen erneuerbaren Stroms. Dadurch entsteht ein großes Potenzial, die Dekarbonisierung anderer Energiesektoren wie Wärme und Mobilität zu unterstützen. Durch das Ineinandergreifen der Sektoren können Herausforderungen rund um Flexibilität und Speicherfähigkeit des produzierten Stroms begegnet werden. „Strom muss in der Sekunde verbraucht werden, in dem er produziert wird. Bei der Nutzung von Strom aus Sonne und Wind stellt sich dabei die Frage, wie der erzeugte Strom zum Zeitpunkt des Anfalls bestmöglich genutzt werden kann. Die gezielte Verbindung zwischen den Energiesektoren kann hier helfen, Optionen zur Zwischenspeicherung von erneuerbarem Strom zu erschließen“, erklärt Marcus Keding, Geschäftsführer Forschung Burgenland. In einem Energiesystem mit Fokus auf Solar- und Windenergie, wie es im Burgenland besteht, biete Wasserstoff auch das Potenzial, saisonale Schwankungen auszugleichen: „Um das Zusammenspiel eines Energieknotens in Echtbetrieb demonstrieren und erforschen zu können, wurde die bestehende Anlage um die Dimension Wasserstoff erweitert.“

Erfolgreiche Projektkooperation

Zwei Projekte, an der die Forschung Burgenland federführend beteiligt ist, docken hier an: Das Smart City Projekt „Hybrid DH Demo“ wurde in Zusammenarbeit mit der Initiative „Green Energy Lab“ abgewickelt und hat mit der bereits mehrfach ausgezeichneten Umsetzung „Power2heat“ die Stadt Neusiedl zu einem Best-Practice-Beispiel für ressourcenschonendes und nachhaltiges Energiemanagement gemacht.
Die Projektleitung hatte die 4ward Energy Research inne. Geschäftsführer Alois Kraußler zum Projektverlauf: „Das Smart City Projekt Hybrid DH Demo startete vor vier Jahren und wurde nun erfolgreich abgeschlossen. Für uns als Projektleitung gab es natürlich auch viele Hürden und Herausforderungen: Hier möchte ich dem Klima- und Energiefonds als Fördergeber danken, dass diese laufenden Anpassungen ermöglicht wurden“.
Das EFRE-Projekt „Sector Coupling for Renewables” ist ein Infrastrukturprojekt und unterstützt die Anschaffung der Wasserstoffpilotanlage. „Einzigartig machen dieses Projekt auch die Partner und vor allem Fördergeber. Nationale und EU-Fördermittel haben hier in einem guten Zusammenspiel Synergien geschaffen und es ermöglicht, Infrastruktur dort anzuschaffen, wo es sinnvoll ist. Das ermöglichte uns eine tatsächliche Umsetzung des Projektes und eine Demonstrationsanlage, an der wir forschen können“, so Marcus Keding.

Von der Forschung in die Umsetzung kommen

Das Erreichen der Klimaneutralität in Österreich bis 2040 ist auch erklärtes Ziel des Green Energy Labs, einer Forschungsinitiative für nachhaltige Energielösungen und Teil der österreichischen Innovationsoffensive „Vorzeigeregion Energie“ des Klima- und Energiefonds. „Im Kampf gegen den Klimawandel müssen wir bei nachhaltigen Energielösungen von der Forschung sehr rasch in die Umsetzung kommen. Das Green Energy Lab beschleunigt diesen Prozess – von der Ideenfindung über die Entwicklung der Lösungen bis hin zur Anwendung und Umsetzung. Die Nutzung von Überschussstrom aus der Windkraft für die Fernwärme in Neusiedl ist ein gelungenes Beispiel, hat sich im Betrieb bewährt und leistet einen wertvollen Beitrag zur Emissionsreduktion“, sagt Mathias Schaffer, Obmann und Sprecher des Vorstands von Green Energy Lab.