Maßnahmen-Katalog bei VÖK 40-Jahr-Feier : Klimaneutraler Wärmemarkt – aber wie?

Vorstände der VÖK (v.l.): Markus Scheffer (Vaillant), Christian Hofer (Hoval), Helmut Weinwurm (Bosch), Ernst Hutterer (Fröling), Erwin Stubenschrott (KWB), Elisabeth Berger (VÖK-GF))

Die VÖK-Vorstände (v. l.): Markus Scheffer (Vaillant), Christian Hofer (Hoval), Helmut Weinwurm (Bosch), Ernst Hutterer (Fröling), Erwin Stubenschrott (KWB), Elisabeth Berger (VÖK-GF).

- © A. Tempelmayr

Die Vereinigung Österreichischer Kessel- und Heizungsindustrie (VÖK) feierte ihr 40-jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung in Mondsee. Ein Anlass für einen kurzen Rückblick in eine bewegte Vergangenheit. Als Zeitzeugen berichten ehemalige und aktuelle Vertreter der Vereinigung über die letzten Jahrzehnte.
Dr. Rudolf Tuppa, Werner Windhager, Ing. Johann Linsberger und Dr. Elisabeth Berger erzählten, wie wichtig und schwierig die Etablierung einer Vereinigung unter den Mitbewerbern war. Und sie berichteten, wie sich die Aufgaben von der technischen Normung zur Mitarbeit in der europäischen Gesetzgebung erweiterten, welche Rolle die VÖK bei der Entwicklung der Energiesparmesse hatte und wie sich der Technologiemix in Laufe der Jahrzehnte veränderte.

Technologievielfalt ist die Basis

Als Vertretung der österreichischen Heizungsbranche mit einem Gesamtumsatz von rund 3 Mrd. Euro in Österreich und 42.000 Mitarbeitenden unterstützt die VÖK die Ziele zur CO2-Reduktion im vollen Ausmaß. Die Mitglieder der VÖK bieten die langjährig erprobte Technologie dazu und gemeinsam mit dem Fachhandwerk sei es schaffbar, einen Weg zu einem klimaneutralen Wärmemarkt umzusetzen.
Die VÖK ist davon überzeugt, dass Technologievielfalt die Basis für einen klimaneutralen Wärmemarkt ist. Das Rennen um die Wärmewende bzw. der Umbau des heutigen Wärmemarktes in eine zukünftige Variante benötige aber Zeit und Ressourcen. Und nicht in jedem Fall ist der schnellstmögliche Umbau auf ein neues Heizungssystem auch die ökologischste, die wirtschaftlichste und vor allem die sozial verträglichste Lösung.
Private Haushalte und Dienstleister in der EU sind mit rd. 40 % die größten Energieverbraucher und damit kommt diesen Sektoren eine hohe Bedeutung bei der Erreichung der Klimaziele zu.
Oberste Priorität müsse hier die Vermeidung von Treibhausgas Emissionen durch Reduktion des Energieverbrauches haben. Dabei dürfe nicht nur der Endenergieverbrauch im Gebäude betrachtet werden - für die tatsächlich emittierten Treibhausgase müsse ebenfalls die Vorkette mitbetrachtet sein. Im Sommer und in der Übergangszeit steht zwar ausreichend erneuerbarer Strom zur Verfügung. Im Winter ist das nicht so - der erforderliche Strom muss teilweise zugekauft werden. Nur Holz steht ganzjährig als erneuerbarer Brennstoff CO2 neutral zur Verfügung.
Der Gebäudesektor ist auch eine sehr heterogene Gruppe. Dennoch verfolgt die Europäische Kommission einen „all-electric“- und „one-technology“-Ansatz: Kraftwerke sollen zentral Strom produzieren und die Abwärme im Winter als Fernwärme auskoppeln. Wo Fernwärme nicht machbar ist, soll eine Wärmepumpe installiert werden (Anm.d. Red.: Bei Wärmepumpen stehen durch die aktuelle Novellierung der F-Gase-VO der EU für Hersteller, das installierende Handwerk und für Nutzer markante und wesentliche Änderungen bevor). Mit welcher erneuerbaren Energie diese Kraftwerke betrieben werden sollen, ist aber ungeklärt.
Im Gebäudesektor müsse bei der Wahl der effizientesten Technologie neben dem Standort, der sicheren Verfügbarkeit der benötigten Energie im Winter auch zwischen Neubau und Bestand, zwischen Einfamilienhaus, großvolumigen Wohnbau und Dienstleistungsgebäuden unterschieden werden und der optimale Technologiemix vom Fachmann gemeinsam mit den Nutzern ermittelt werden.

Zur 40-Jahr-Feier der VÖK trafen die Geschäftsführer der letzten 40 Jahre zusammen (v. l.): Elisabeth Berger (VÖK GF aktuell) Johann Linsberger, Werner Windhager, Rudolf Tuppa, Sandra König (Moderatorin).
Zur 40-Jahr-Feier der VÖK trafen die Geschäftsführer der letzten 40 Jahre zusammen (v. l.): Elisabeth Berger (VÖK GF aktuell) Johann Linsberger, Werner Windhager, Rudolf Tuppa, Sandra König (Moderatorin). - © A. Tempelmayr

Maßnahmen für klimaneutralen Wärmemarkt aus VÖK-Sicht

1. Einsatz von erneuerbarer Energie im Gebäudebereich. Im Winter sind erneuerbare Energien aber nicht ausreichend verfügbar. Hier muss laut VÖK mit einem optimalen Technologiemix Abhilfe geschaffen werden. Dabei sollten auch Hybrid-Heizungen – also die Erweiterung des bestehenden Holzkessels oder Brennwertkessels um z.B. eine Wärmepumpe - durch finanzielle Anreize gefördert werden.
2. Die Erzeugung von Fernwärme muss laut VÖK zuerst dekarbonisiert und erst dann weiter ausgebaut werden. Eine Absichtserklärung wie „qualitätsgesichert“ reduziere keine Emissionen.
3. Effiziente Heizsysteme mit möglichst geringem Energieverbrauch, welcher durch eine thermische Teilsanierung und Einbindung aller dezentralen Produktionskapazitäten wie Photovoltaik, Brennstoffzellen und Solarthermie erzielt wird. Optimal dimensionierte Heizsysteme sind günstiger in der Anschaffung und sichern einen wirtschaftlichen Betrieb.
4. Versorgungssicherheit: Damit diese gewährleistet ist, müsse eine Mindestreserve als Vorrat in Österreich von allen Energiehändlern gehalten werden und die Produktion von erneuerbarer Energie forciert werden (Biobrennstoffe fest, flüssig, gasförmig und Wasserstoff).
5. Leistbarkeit: Der Wettbewerb unter den Energie-Händlern und -trägern inklusive Strom wird laut VÖK für faire Preise und die Vielfalt für Versorgungssicherheit sorgen. Der Preis für erneuerbaren Strom müsse von der Preisbildung für fossilen bzw. atomaren Strom entkoppelt werden, indem langfristige Verträge zu Herstellkosten plus Marge zu attraktiven Preisen abgeschlossen werden können.
6. Planbarkeit: Die Bürger müssen bereit sein, ihr Geld in ihre Heizungsanlage zu investieren. Dafür braucht es langfristige finanzielle Anreize, die das Vertrauen in ökonomisch sinnvolle Lösungen wieder herstellen. Das Fachhandwerk muss wieder die zentrale Anlaufstelle für Beratung, Planung und Umsetzung werden, die Verantwortung für die Umsetzung liegt letztlich immer bei den Profis (m/w/d).