Fachsymposium in der WOW : Energie, Wärme und Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet

Waldecker, Last, Windhager, ATEC, Pluggit, PAW, Eder, Spirotech

Collage der profunden Redner und rund 30 Fachjournalisten aus D und A, die in der World of Windhager mit den Potenzialen/ Möglichkeiten für eine nachhaltige Gebäudetechnik konfrontiert wurden.

- © BAUBILD, Falk

Die toll gestaltete Heiz- und Erlebniswelt beim Windhager-Hauptsitz in Seekirchen bei Salzburg – die World of Windhager (WOW) - bot den passenden Rahmen für das Fachsymposium rund um die Themen Energie, Wärme und Nachhaltigkeit, zu dem Windhager, das Pressebüro Waldecker, sowie die weiteren Partner der Veranstaltung (ATEC, PAW/Bachler, Pluggit, Spirotech/EDER) luden. Rund 30 Fachjournalisten aus Deutschland und Österreich folgten dem Ruf von Michaela Waldecker und Dieter Last (der moderierte). Durch die Vorträge/Redner an diesem Tag im Dezember 2022 wurden die Fachjournalisten mit vielen Daten/Fakten/Möglichkeiten/Potenzialen konfrontiert. Dabei wurde aufgezeigt, wie die nachhaltige Gebäudetechnik (von morgen) aussieht bzw. aussehen könnte. Viele unterschiedliche Bereiche wurden durch die Vortragenden behandelt. Genau diese spartenübergreifende Beteiligung der Referenten war ein großer Vorteil, zeigte sie doch die ganzheitliche Herangehensweise an die Thematik „Energie, Wärme & Nachhaltigkeit“ auf. Ein Faktum, das wichtig wäre bzw. ist, aber in den (tages-) politischen Diskursen derzeit kaum bis gar nicht zur Geltung kommt.

Energiepotenziale in der Wärme- und Haustechnik im Fokus

Stefan Gubi, Geschäftsführer von Windhager, stellte zukunftsträchtige Technologien und Strategien vor, mit denen sich die Klimawende beschleunigen lässt. Mit ein Grund, warum Windhager in Österreich ein neues Wärmepumpen-Werk mit einem Partner-Unternehmen errichtet, welche die bisher größte je getätigte Einzelinvestition des Familienunternehmens darstellt. Gubi wies aber auch darauf hin, dass Pellets- und Hackschnitzel-Heizanlagen in Europa einen wichtigen Teil der Energiewende darstellen können bzw. müssen. Die Biomasse-Anlagen des Unternehmens beweisen zudem, dass man damit auch sehr emissionsarm wärmen kann.
Vor knapp einem Jahr wurde das österr. Unternehmen EDER durch Spirotech übernommen. Bei einem Live-Interview zur Symbiose von Spirotech und EDER wurde erklärt, welch wichtige Rolle Druckhaltungslösungen und optimales Systemwasser für die Bereiche Heizung, Klima, Solar und Sanitär spielen. Sven Kittner (Spirotech) und Andreas Hofer (EDER) gingen dabei auf die Fragen der Fachjournalisten ein.
Dass sich mit einem automatischen hydraulischen Abgleich im Heizkreis bis zu 30 % Energie einsparen lassen (!), verdeutlichte der Vortrag von Verkaufsleiter Matthias Hofer und Andreas Alt (beide PAW). Denn je mehr Pumpen in einem Anlagensystem arbeiten, desto mehr können sie sich gegenseitig beeinflussen. Die HeatBloc-Lösungen von PAW können dies verhindern. Außerdem wies Hofer auf ein sehr praktisches Anlagen-Detail hin, nämlich die unter Druck tauschbaren Spindeln bei Kugelhähnen – sie können das Arbeitsleben von Fachleuten deutlich erleichtern und den Nutzern viel Ärger ersparen.
Das Potenzial der automatischen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung in der Gebäudetechnik zeigte Mag. Jochen Sattelberger, Vertriebsleiter bei Pluggit, in seinen Ausführungen auf. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung in einem Gebäude kann durch die Wärmerückgewinnung eine rund 10 %-ige Primärenergieeinsparung bringen!
Schließlich stellten Stefan Libor und Ansgar Engelmann die Neuausrichtung bei ATEC Abgastechnologie vor. Das deutsche Unternehmen, das Abgas-Anlagen (auch in Edelstahl) im Programm führt, hat sich weitere wirtschaftliche Standbeine geschaffen. Die neuen Tieftemperaturheizkörper
(für den kombinierten Einsatz mit Wärmepumpen im Bestand) und die neuen Wärmepumpen zeigen das auf. Für Fachleute sind auch die ATEC Schallschutz-Hauben interessant – damit wird der Lärm von Kälteaggregaten oder Wärmepumpen massiv reduziert. Außerdem wurde von ATEC kurz auf Produkte für den „methanol-ready“-Betrieb hingewiesen.

Nicht faktenbasierte Umwelt-/Klimaschutzpolitik

Ein denkwürdiger Höhepunkt war der letzte Vortrag des Tages von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz Josef Radermacher. Er ist Professor (em.) an der Universität Ulm/ Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung (FAW), Präsident des Senats der Wirtschaft e. V./ Bonn, Vizepräsident des Ökosozialen Forums Europa/ Wien, Mitglied im Österreichischen Rat für nachhaltige Entwicklung und Mitglied des Club of Rome. Radermacher zählt zu den geistigen Vätern der Global Marshall Plan Initiative und der zugrunde liegenden Zielvorstellung einer weltweiten ökosozialen Marktwirtschaft.
In seinem Vortrag ging Radermacher streng mit der seiner Meinung nach nicht faktenbasierten deutschen und europäischen Umwelt- und Klimaschutzpolitik ins Gericht und brachte andere Sichtweisen ein. Es werde so getan, als sei „Renewables only“ eine sinnvolle und wohlstandsbringende Strategie. Und zwar auch für Afrika. Mit Realismus betrachtet, habe diese Strategie aber vor allem die Wirkung, Afrika arm zu halten. Natürlich hilft auch das dem Klima. Aber diese Form von Klimaschutz widerspriche völlig der Agenda 2030 und den UN-Positionen zu dieser Frage. Die Afrikaner emittieren bisher pro Kopf kaum CO2 und haben das international akzeptierte Recht, ihre Pro-Kopf-Emissionen weiter zu erhöhen. Nicht überraschend sprechen die Afrikaner heute von der „Heuchelei des Nordens“, der schon immer pro Kopf sehr viele CO2-Emissionen erzeugt, nach wie vor sehr viele fossile Energieträger nutzt und aktuell wegen des gestörten Verhältnisses mit Russland am liebsten mehr Öl, Gas und Kohle aus Afrika importieren würde, während er den Afrikanern „Renewables only“ empfehle. Dass in Afrika aufgrund des enormen Bevölkerungszuwachses (von 1,2 Mrd. auf 2,4 Mrd. Menschen) in den nächsten 30 Jahren mehr gebaut werden wird, als in Europa in den letzten 100 Jahren zusammen, merkte Radermacher als Randnotiz an.

Franz Josef Radermacher
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz Josef Radermacher, Leiter FAW an der Uni Ulm und Mitglied des Club of Rome, ging in seinem genialen Vortrag streng mit der deutschen und europäischen Umwelt- und Klimaschutzpolitik ins Gericht und vermisst etliche Lösungsmöglichkeiten. - © HLK/ E. Herrmann

Lösungen für die Zukunft?

Zur derzeitigen Umwelt- und Klimaschutzpolitik in Europa und manchen Staaten meinte Dr. Franz Josef Radermacher, dass „hier derzeit Diskussionen geführt werden, die sich von den physikalischen Gegebenheiten entfernt haben“. Es zeigen sich eher quasi-religiöse Verankerungen. In der EU bzw. manchen Staaten werde beständig am Ausbau weiterer „Schildbürgerstreiche“ gearbeitet - das EU-Paket „Fit for 55“ (strengere Regeln für die Treibhausgasemissionen) sei so ein Beispiel. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (tritt mit Anfang 2023 in Deutschland in Kraft) sei ein weiteres Beispiel - hier wird die westliche Logik des Umweltschutzes auf andere Unternehmen in anderen Ländern „aufoktroyiert“ (ohne zu bedenken, welche Konsequenzen damit einhergehen).
Manche Themen und Möglichkeiten werden in der derzeitigen Umwelt-/Klimaschutzpolitik kaum bis gar nicht besprochen/wahrgenommen. Dadurch beraube man sich selbst wichtiger Lösungsmöglichkeiten. Radermacher nannte als ein Beispiel für die nicht genutzten Möglichkeiten Carbon Capture (also des Abfangens von CO2 und seine Nutzung bzw. Verpressung in früheren Öl- und Gasproduktionsstandorten). Die damit einhergehenden Potenziale werden nicht gesehen bzw. sind nicht gewollt und deshalb thematisch in der EU ausgeklammert. Damit wird eine wichtige Option vom Diskurs ausgeschlossen. Laut Radermacher sei diese Option für die nächsten Jahrzehnte eine besonders naheliegende Lösung mit hohem Wirkungspotenzial. Perspektivisch geht es um die Beseitigung von etwa der Hälfte der heutigen CO2-Emissionen im energienahen Bereich!
Laut mancher „Vordenker“ in Europa soll in unseren Breiten die Volatilität der Erneuerbaren durch grünen Wasserstoff und dessen Speicherung abgefangen werden. Dieser grüne Wasserstoff sei extrem teuer, der „Champagner der Energiewende“, und in allen Dimensionen (Bereitstellung, Transport, Speicherung, Verbrennung) teurer als Erdgas. Der „Königsweg“ sei der Einsatz von Erdgas in Verbindung mit Carbon Capture.
Weitere Themen/Möglichkeiten, die in der (EU-)Politik nicht gewollt/ thematisch ausgeklammert und kaum behandelt bzw. gesehen werden, sind u. a. eFuels, BioFuels, Ammoniak oder Methanol.
Wer mehr zum Themenkomplex Umwelt/Klima/Energie nachlesen bzw. erfahren möchte: Das 2022 erschienene Buch „Das Methanol Zeitalter“ von Urs A. Weidmann (Verlag: swiboo.ch; ISBN 978-3-907106-80-8) bietet sich genauso an, wie ein Internet-Ausflug zum Club of Rome (wo Prof. Franz Josef Radermacher Mitglied ist) oder zum Verein „Global Energy Solutions e.V.“, der an einem Referenzvorschlag für eine klimaneutrale Welt arbeitet (und wo Radermacher Vorstand-Vorsitzender-Stv. ist).