Trend-Report : 8 ½ Trends für die nachhaltige Bau- und Immobilienwirtschaft
Gemeinsam mit zahlreichen Expert:innen der Bau- und Immobilienbranche wirft die IG Lebenszyklus Bau im neuen Trend-Report einen Blick in die Zukunft. „8 1/2 Trends“ sind es, die man beim 2012 gegründeten Verein ortet: Ob Corporate Climate Responsibility, das Mieten von Bauteilen und Baustoffen, Topfield-Developments oder Biophilic Design – im Rahmen des Trend-Reports zeigt der Verein auf, wo die Reise beim nachhaltigen Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden hingeht. Um den Weg dorthin bestmöglich zu bestreiten, stehen Bauherren und Branchenvertretern neun aktuelle Leitfäden zur Verfügung, die fachliche Unterstützung bei Themen wie Bodenversiegelung, Hybrid- und Systembau, Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft, Lieferkettengesetze, EU-Taxonomie, Vergabe-Compliance und Nachhaltige Sanierung bieten. Alle Publikationen stehen hier zum kostenfreien Download bereit: www.ig-lebenszyklus.at/publikationen2022
Acht Trends und eine Vision
„Die IG Lebenszyklus Bau deckt mit ihren Mitgliedsunternehmen den gesamten Planungs- und Bauprozess sowie Finanzierung, Betrieb und Rückbau von Gebäuden ab. In den vergangenen Jahren haben wir mit rund 90 Unternehmen der Branche an die 50 Leitfäden für Bauherr:innen und Branchenvertreter:innen verfasst. Mit dem Trend-Report komprimieren wir dieses Wissen und richten einen optimistischen und konstruktiven Blick in die Zukunft“, betont Wolfgang Kradischnig, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau.
Die 8 1/2 Trends wurden in Zusammenarbeit mit zahlreichen Expert:innen aus den drei großen Themenbereichen Klimaschutz, Verknappung und Social Impact erarbeitet und mit Best-Practice-Beispielen unterlegt. Da die „Humanökonomie“ eher noch Vision als Trend ist, erhält sie im Rahmen des Trend-Reports nur einen „halben Punkt", ist aber unverzichtbarer Bestandteil einer nachhaltigen Bau- und Immobilienwirtschaft:
- Kein Bauen ohne Klimaresilienz
- CCR–Corporate Climate Responsibility
- Vom Me-Project zum We-Project
- Mieten von Bauteilen und Baustoffen
- Regionalisierung: Auf die Nähe kommt es an
- Das Viertelstunden-Quartier
- Topfield-Developments
- Biophilic Design
8 1/2. Humanökonomie
„Raum und Verantwortung“ als Motto für 2022
Präsentiert wurden der Trend-Report sowie die weiteren Arbeitsergebnisse des vergangenen Jahres im Rahmen des 12. Kongresses der IG Lebenszyklus Bau am 15. November in Wien. Besucht von rund 150 Branchenvertreter:innen und Auftraggeber:innen, stand 2022 das Motto „Raum und Verantwortung“ im Mittelpunkt der Veranstaltung. Im Fokus stand dabei die nachhaltige Gebäude- und Quartiersentwicklung im urbanen und ruralen Raum unter besonderer Berücksichtigung der Faktoren Klimawandel, Ressourcenverknappung und neuen sozialen Herausforderungen.
Folgende Publikationen wurden 2022 erarbeitet und stehen auf der Website der IG Lebenszyklus Bau zum Download zur Verfügung:
Netto-Neuversiegelung gleich NULL!
Leitfaden zur Reduzierung der Bodenversiegelung im ländlichen Raum
Dieser Leitfaden widmet sich der Entwicklung im ländlichen Raum. Österreich ist derart strukturiert, dass sehr viele Menschen in Dörfern, Marktgemeinden und kleinen Städten fernab der Ballungszentren leben und arbeiten. Viele politische Maßnahmen zielen aber auf größere Städte ab, auch gibt es für Mobilität (ÖPNV) oder Nutzungsmix in urbanen Gebieten vielfach bereits gute, erprobte Lösungen. Darüber hinaus spitzt sich die Lage aufgrund der topografischen Situation Österreichs und aus den oben genannten Gründen im ländlichen Raum dramatisch zu – dieser Leitfaden soll hier Lösungsansätze aufzeigen.
Prozessmodell für Hybridbau und modularen Systembau
Leitfaden für systembauinteressierte Branchenvertreter:innen
Die Bau- und Immobilienwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftssektor mit maßgeblichem Impact auf Mensch und Umwelt – im Bereich des Rohstoff- und Energieverbrauchs, des Transport- und Abfallaufkommens und nicht zuletzt im Bereich der CO₂-Emissionen durch Baustoffherstellung, Gebäudeerrichtung und -nutzung. Trotz dieser bedeutsamen Rolle hat es in der Bauwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten zwar Bemühungen gegeben, die Energieperformance im Lebenszyklus von Gebäuden zu verbessern, größere Produktionsveränderungen und Produktivitätssprünge im Bereich der Gebäudeerrichtung hat es, vergleicht man es mit anderen Branchen, aber kaum gegeben. Dieser Leitfaden führt eine aus der Vorfertigung resultierende Prozessbetrachtung durch und erstellt einen objektiven Kriterien entsprechenden, aus einer materialneutralen Haltung entstehenden, Wegweiser zur Darstellung eines idealtypischen Prozessmodells.
Reflexionsstrahlung (Albedo Effekt) im Gebäudesektor: Empfehlungen für Städte, Gemeinden, Stadtentwicklung, Bauträger:innen und Energieversorger:innen
Um Überhitzung und Schutz vor sommerlicher Überwärmung zu vermeiden, werden immer öfter Oberflächen mit einer erhöhten Albedo eingesetzt: Diese Zahl ist definiert als das Verhältnis zwischen der von einer Oberfläche reflektierten Strahlung und der auf sie einfallenden Strahlung. Wenn Materialien sich nicht aufheizen können, bzw. nachhaltig gekühlt werden können, ist dies ideal – auch hinsichtlich der Energieeffizienz. Der Wärmeinseleffekt bzw. Urban Heat Island Effekt (UHI) in Metropolen kann durch den Einsatz von hellen Oberflächen, von Solarthermie in Kombination mit Begrünungen und Wasserretention und Evaporation verringert werden. Die ausgearbeiteten Empfehlungen definieren konkrete Maßnahmen für eine klimaresiliente Stadt und ihre Gebäude.
Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen 5 Factsheets
Die Factsheets dieser Publikation zum Themenfeld „Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen“ haben folgende Schwerpunkte: Begriffsdefinitionen, welche sehr dienlich sein werden damit alle vom Gleichen sprechen: Digitaler Gebäudepass, damit wir wissen welche Ressourcen wir wann zur Verfügung haben, Kosten und Werte in der Kreislaufwirtschaft, damit wir darstellen können was es auch unseren Auftraggeber:innen bringt, Herangehensweise bei Bestandsentwicklung / Sanierung, denn das wird die Aufgabe der nächsten Jahrzehnte werden; sowie Dynamische Prozesse - Dezentrale Planung, weil wir einfach wissen, dass vieles noch nicht gedacht ist. In den kommenden Jahren werden die Factsheets um weitere Schwerpunkte vertieft und erweitert, um so konkret als möglich zu zeigen, wie eng Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft miteinander verbunden sind.
Lieferkettengesetze in der Praxis
Die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeitsrecht hat sich für dieses und das kommende Jahr zum Ziel gesetzt, die rechtlichen Fragen globaler Lieferketten zu ergründen und sich damit zugleich einem Kernthema der IG Lebenszyklus Bau selbst zu widmen. Damit flankiert die Arbeitsgruppe die Arbeit anderer Arbeitsgruppen zu den Themen Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Compliance. Das Thema ist zudem vor dem Hintergrund des Phänomens der Lieferkettengesetzgebung, sei es auf nationaler Ebene oder auf jener der Europäischen Union, von besonderer Relevanz für die österreichische Bau- und Immobilienwirtschaft.
CO₂-Emissionen hervorgerufen durch Mobilität auf der Baustelle Bewertung – Reduktionspotenziale – Empfehlungen
Die Publikation reiht sich in eine Reihe von Veröffentlichungen der IG Lebenszyklus Bau ein, die sich mit dem Thema Klimaschutz beschäftigen. Sie ist in diesem Sinne einerseits als Ergänzung zum Leitfaden „Klimaneutrale Gebäude“ der IG Lebenszyklus Bau aus dem Jahr 2020 zu verstehen, hat aber andererseits auch als eigenst.ndiges Dokument ihre Berechtigung. Im Kern geht es den Autoren darum, den Stellenwert der Mobilität auf der Baustelle im Verhältnis zu anderen Lebenszyklusphasen in Bezug auf die CO2-Emissionen von Gebäuden aufzuzeigen. Darüber hinaus haben die Autoren auch Optimierungsvorschläge erarbeitet, mit deren Umsetzung die „CO2-Emissionen auf der Baustelle“ deutlich reduziert werden können.
EU Taxonomy – Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
Praxisleitfaden für die Bau- und Immobilienwirtschaft II
Wesentlicher Baustein des EU-Aktionsplans für die Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums ist die Entwicklung eines einheitlichen EU-Klassifikationssystems (EUTaxonomie), worin definiert werden soll, was unter einer „nachhaltigen Wirtschaftsaktivität“ zu verstehen ist. Wesentliches Ziel davon ist die Bereitstellung von Information für Investoren, um Geldflüsse in diese, in der EU gewünschten politischen Zielrichtungen zu lenken. Gerade die Bau- und Immobilienwirtschaft wird aufgrund ihrer langfristig wirksamen Investitionen besonders aufmerksam von Geldgebern betrachtet. Vor diesem Hintergrund hat sich die Arbeitsgruppe vorgenommen, mögliche Ansätze für Nachweise von nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten in diesem Sektor entsprechend den Anforderungen der EU-Taxonomie praxisnah und konkret aufzuzeigen und abzuleiten. Bereits im Vorjahr wurde ein Praxisleitfaden zu den beiden Umweltzielen „Klimaschutz“ und „Anpassung an den Klimawandel“ erstellt, auf welchen auch in weiterer Folge verwiesen wird. Im Praxisleitfaden II wird nunmehr das Umweltziel „Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft“ ergänzend behandelt und aufgearbeitet. Damit sind sämtliche Umweltziele, die bislang dem Sektor „Baugewerbe und Immobilien“ zugeordnet wurden, anhand einer einheitlichen Systematik aufgearbeitet.
Vergabe-Compliance
Die Selbstreinigung nach dem Bundesvergabegesetz
Die Vergabe-Compliance ist als neue Staatspflicht gesetzlich verankert. Compliance im Sinne von Regelkonformität und Wohlverhalten kann auf dem Gebiet des Vergaberechts jedoch unterschiedlichste Formen annehmen. Das zentrale Ziel ist die dokumentierte Verhinderung von Wettbewerbsverzerrungen und Günstlingswirtschaft. Die Einhaltung einer proaktiv gelebten und dokumentiert „sauberen“ Vergabekultur ist gesetzliche Verpflichtung und (letztlich) auch eine Imagefrage für alle Akteure der öffentlichen Beschaffung. Ein wichtiger Grundsatz der Vergabe-Compliance ist dabei die Sicherstellung des freien, fairen und lauteren Wettbewerbs. Damit einhergehend ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme von Bietern an Vergabeverfahren deren sogenannte berufliche Zuverlässigkeit. Der Leitfaden widmet sich in diesem Zusammenhang dem Thema des Verlustes der Zuverlässigkeit (z.B. aufgrund von Preisabsprachen) und zeigt auf, welche Maßnahmen erforderlich sind, um im Rahmen einer sogenannten Selbstreinigung die vergaberechtliche Zuverlässigkeit wieder erlangen zu können.
Nachhaltige Sanierungen: Problemlagen und Lösungsansätze
Leitfaden für Gebäudeeigentümerinnen und Gebäudeeigentümer
Durch die Intensivierung der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsdebatte in den vergangenen Jahren ist das Thema der Gebäudesanierung weiter in den Fokus der Aufmerksamkeit gerutscht. Nachhaltige Sanierungen kristallisieren sich für die Immobilienwirtschaft zunehmend als – steiniger – Königsweg für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen heraus. Von nachhaltigen Sanierungen sprechen wir im Rahmen dieses Leitfadens grundsätzlich dann, wenn sie zu Gebäuden führen, die in der Errichtung, im Betrieb und beim allfälligen Rückbau möglichst wenig Ressourcen benötigen und die gleichzeitig ressourcenarm hergestellt sowie für Mensch und Umwelt nicht schädlich sind. Damit ist eine Reihe unterschiedlicher Themen angesprochen, die bei den konkreten Sanierungsvorhaben jeweils unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Der Leitfaden orientiert sich an der Perspektive von Auftraggeber:innen, das heisst in der Regel Gebäudeeigentümer:innen. Was sind die Problemlagen, mit denen Auftraggeber:innen im Zusammenhang mit nachhaltigen Sanierungen konfrontiert sind? Was können Auftraggeber:innen tun, um bestehende Hindernisse zu überwinden? Des Weiteren bietet die Publikation einen Überblick und zeigt Zusammenhänge auf.