Energieeffizienz Konferenz : „Wir nehmen den Klimawandel nicht ernst“

© Mathias Swoboda

Wie wird der Klimawandel von Menschen wahrgenommen?

Für den Mensch ist der Klimawandel etwas sehr abstraktes und dadurch schwer Vorstellbar. Es gibt nicht einfach ein Ereignis, sondern es handelt sich um einen schleichenden und weitläufigen Prozess. Vor allem in Städten betreffen uns Klimaschwankungen nur sehr wenig. Wir bemerken zwar Temperaturschwankungen, aber im Gegensatz zu etwa Landwirten erleben wir dadurch keine Auswirkungen auf unsere Lebenssituation. Der Klimawandel ist in Österreich und Deutschland natürlich weitaus weniger spürbar, als beispielsweise in afrikanischen Ländern oder Kalifornien.

Aber betrifft uns das nicht trotzdem?

Die Ereignisse dort nehmen wir nur wenig wahr, da wir die Tendenz dazu haben weit entfernte Ereignisse zu verdrängen. Passiert etwas am anderen Ende der Welt, etwa eine Dürre oder Überschwemmung, machen wir uns keine näheren Gedanken zu dem Thema, da wir uns nicht betroffen fühlen. Wir sind aber ein Industrieland und damit tragen wir einen sehr hohen Anteil zum Klimawandel bei, weshalb uns die Vorfälle sehr wohl betreffen.

Wie kann man mehr Aufmerksamkeit für die Folgen des Klimawandels schaffen?

Sowohl die Politik, als auch die Medien müssten sich mehr mit dem Klimawandel beschäftigen. Politiker sprechen meist nur von den nächsten vier Jahren bis zur nächsten Wahl. Der Klimawandel geht jedoch viel weiter und sowohl Menschen als auch Tiere werden auch in tausenden von Jahren noch die Folgen unseres Daseins spüren. Wir zerstören die Grundlagen der Existenz zukünftiger Arten und genau darauf muss die Politik aufmerksam machen. Im letzten Wahlkampf war der Klimawandel kaum ein Thema, also beschäftigen sich die Menschen auch nicht damit.

Auch die Medien berichten über weitaus unwichtigere Themen. Irrelevante Themen werden aufgeblasen, um möglichst viele Berichte veröffentlichen zu können. Dabei rücken wirklich wichtige Themen, wie eben der Klimawandel, in den Hintergrund.

Ist das Wissen über den Klimawandel eine Frage der Bildung?

Nein. Sowohl Akademiker als auch Arbeiter müssen über fundamentale Fakten informiert sein. Dumm sein ist hierbei keine Entschuldigung, es ist mehr eine Ausrede. Dabei geht es nicht um den Bildungsstand, sondern einerseits darum, dass Medien zu wenig Informationen zum Klimawandel verbreiten und andererseits ist der Mensch unfähig, die Konsequenzen des eigenen Handelns in weiterer Ferne zu begreifen. Nur wenige machen sich wirklich Gedanken über die Folgen ihres Handelns. Dabei wäre reflektiertes Denken für uns alle wichtig.

Ist „Klimawandel“ der richtige Begriff? Das Wort „Wandel“ wird doch häufig positiv wahrgenommen.

Viele schlagen vor das ganze „globale Erwärmung“ zu nennen. Dies würde aber implizieren, dass die einzige Folge des Klimawandels höhere Temperaturen sind. Darüber freuen sich die Österreicher dann wohlmöglich sogar. Der Klimawandel führt aber auch zu einer Erhöhung des Meeresspiegels, was einige Städte bald einfach verschwinden lassen wird. Außerdem kommt es immer öfter zu Dürren oder Waldbränden. Der Begriff „Wandel“ ist eigentlich sehr passend, da es ein langer Prozess ist. Dass das Wort teilweise positiv asoziiert ist, liegt vor allem an der Politik, weil diese oft von einem Wandel gemeinsam mit Verbesserungen spricht.

Was erwartet uns bei Ihrem Vortrag bei der Energie Effizienz Konferenz?

Vorrangig werde ich mich mit den Folgen unseres Handelns beschäftigen. Wir wissen nicht, wie diese Aussehen werden, sondern stehen einer unübersichtlichen Fülle von Krisen- und Desasterszenarien gegenüber. Im Vortrag werde ich weiter ausführen, warum es uns so schwer fällt den Klimawandel ernst zu nehmen und radikal dagegen vorzugehen.

Die Energieeffizienz Konferenz findet am 28. November zum zweiten Mal statt. Im Aurum der Österreichischen Nationalbibliothek wird ein ganztägiges Programm zur Energieeffizienz in der Industrie präsentiert. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter www.energieeffizienzkonferenz.at .