Power-2-Heat-Anlage : Wien will neuen „Riesen-Wasserkocher“ mit Windkraft heizen

© Wien Energie/Merlin Bartholomäus

Der überdimensionierte "Wasserkocher" soll dafür sorgen, dass wertvolle Energie zur Gänze genutzt wird und der Anteil an erneuerbarer Wärme steigt. Zudem trägt sie auch zur Stabilisierung des Stromnetzes bei. „Für den Klimaschutz sind Anlagen wie die neue Power-to-Heat-Anlage von besonderer Bedeutung. Wenn etwa starker Wind weht, erzeugen Windkraftanlagen oft mehr Energie, als in dem Moment benötigt wird. Mit unserer Anlage können wir künftig auf Knopfdruck diesen Überschussstrom aufnehmen und in Wärme umwandeln, speichern und verteilen. Wien heizt dann praktisch mit Windkraft“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.

Die Anlage wird aus zwei Durchlauferhitzern mit jeweils 5 Megawatt bestehen, die unabhängig voneinander betrieben werden können. Wenn im Stromnetz ein Überangebot besteht, dann erfolgt ein Abruf über den Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG). Die Anlage wird innerhalb weniger Minuten aktiviert, nimmt die Energie auf und wandelt sie in heißes Wasser mit einer Temperatur von rund 155 Grad Celsius um. Das heiße Wasser wird in das Wiener Fernwärmenetz eingespeist und kann so direkt und effizient in den umliegenden Haushalten genutzt werden.

Im Hundertwasser-Stil und mit Garten am Dach

Um für die Anlage Platz zu schaffen, wurden im vergangenen Sommer zwei alte Öltanks am Standort Spittelau abgebaut. „Die fossile Vergangenheit macht Platz für innovative Energielösungen! Das hätte im tatsächlichen und übertragenen Sinn auch Friedensreich Hundertwasser gefallen, den wir in der Spittelau natürlich weiter in Ehren halten“, so Strebl. Seit 1992 ist die Müllverbrennungsanlage, die Hundertwassers künstlerische Handschrift trägt, ein Wahrzeichen Wiens. Der Künstler sah den Fassadenbau der Spittelau als „Mahnmal für eine schönere, abfallfreie Zukunft“. An diesen Gedanken passt Wien Energie in Zusammenarbeit mit der Stiftung Hundertwasser auch die Architektur der neuen Power-to-Heat-Anlage an. Mit bunten Mosaiken und runden Formen wird die Anlage zu einem weiteren Zeichen für mehr Klimaschutz in der Stadt. Bei der Errichtung des Gebäudes wird, im Sinne der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, zudem teilweise Ökobeton verwendet. Diesem sind Baureste beigemischt, die beim Abbruch alter Gebäude entstehen.

Das Dach der Power-to-Heat-Anlage wird außerdem - ganz im Stil Hundertwassers - begrünt und als Erholungsraum gestaltet, der einen kleinen Gegenpol zu städtischen Hitzeinseln darstellt. Auf den Urban Farming-Flächen mit Hochbeeten können Wien Energie-MitarbeiterInnen künftig sogar gemeinschaftlich Tomaten, Paprika und Kräuter anpflanzen.

Erste Power-to-Heat-Anlage Wiens seit 2017 in Betrieb

Die Power-to-Heat-Anlage Spittelau ist Teil der Wien Energie-Klimaoffensive. Die Möglichkeit eines nahezu verlustfreien Energietransfers zwischen dem Strom- und dem Wärmesektor ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz in der Stadt. 2017 hat Wien Energie bereits eine ähnliche Anlage in der Leopoldau in Betrieb genommen. Der E-Heizer, der mit Elektroden arbeitet, hat bisher mehr als 25.000 Megawattstunden umweltfreundliche Wärme aus Überschussstrom ins Netz eingeleitet. Mit der zweiten Anlage in der Spittelau ist Wien Energie für die Zukunft gerüstet und kann Schwankungen im Stromnetz noch besser abfedern.

Eckdaten Power-to-Heat-Anlage Spittelau:

Zwei Durchlauferhitzer mit je 5 Megawatt Leistung

Erhitzt mit überschüssigem Ökostrom Wasser auf 155°C Grad Celsius

Direkte Einspeisung der Wärme in das Fernwärmenetz

Urban Farming am Dach der Anlage für Wien Energie-MitarbeiterInnen