Energiewende : ÖVGW plädiert für Wasserstoff in heimischen Rohrleitungen

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Österreich sei mit seiner hervorragend ausgebauten Gas-Infrastruktur und als Drehscheibe europäischer Gaslieferungen ein geradezu perfekter Standort für die grüne Energieversorgung der Zukunft, informiert die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW).

Anreize statt Verbote

Bei einer aktuellen Expertenrunde aus Wissenschaft und Industrie zum Thema „Wasserstoff und klimaneutrale Gase in Europa: Österreichs Beiträge & Chancen“ warnt Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider deshalb, „den Ausbau der Energieinfrastruktur in Österreich durch Gebote oder Verbote zu dominieren“. Die Politik solle vielmehr auf „Anreize und Marktkräfte“ setzen. Weiters plädiert er „für eine europäische Lösung“ beim Ausbau der Wasserstoffwirtschaft und fordert Planungssicherheit für Unternehmen. „Es muss sich wirtschaftlich rechnen, dann wird auch investiert“, betont auch Andreas X Müller, Geschäftsführer des Industriegasherstellers Linde Gas in Oberösterreich. Wasserstoff werde in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen, sofern die Nachfrage gebündelt werde und ein entsprechend großer Markt entstehe.

Ganzheitliche Energiewende

Für Hans Rasmusson, Generalsekretär von ERIG, dem gemeinnützigen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk für die europäische Zusammenarbeit, „braucht das Erreichen der Klimaziele eine ganzheitliche Energiewende, an der alle erneuerbaren Gase beteiligt sein müssen – also Wasserstoff, Biogas und Biomethan.“ Der ÖVGW pocht außerdem darauf, dass eine Energiewende mit Grünem Gas günstiger sei als eine reine Stromlösung - und zwar um geschätzte 220 Milliarden Euro; immerhin steht die Gas-Infrastruktur schon heute bereit.

Rudolf Zauner, Experte für Erneuerbare Energien beim Verbund, befindet, dass grüner Wasserstoff langfristig vor allem dort hergestellt werde, wo die Produktion günstig sei. Österreich werde wohl auch in Zukunft Energie importieren – wenn auch in grün. Es müsse sich deshalb ein internationaler Markt mit Nachweissystem herausbilden.

Stimmen aus der Industrie

Dass der Energieträger Wasserstoff als Projekt bereits begonnen hat, stellen die Industrieexperten zur Schau. Dirk Langhammer von der OMV betont, dass der österreichische Energiekonzern insbesondere in den Bereichen Schwerlast und öffentlicher Verkehr auf Wasserstoff setze. Das Unternehmen errichtet zurzeit in Kooperation mit der Kommunalkredit eine Elektrolyseproduktion in Schwechat. Ab 2023 sollen dort jährlich etwa 1.500 Tonnen grüner Wasserstoff für Kraftstoffe produziert werden. Auch laut Peter Weinelt, stellvertretender Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, ist Wasserstoff ein wichtiges Thema, zumal sich die Stadt Wien zum Ziel gesetzt hat, bis 2040 klimaneutral zu werden. Das betrifft vor allem Transportlösungen: Noch dieses Jahr soll die konkrete Umsetzung beginnen - erste Wasserstoffbusse für den Linienverkehr sind geplant.