Erneuerbare Energie : Coronakrise bremst Windkraftausbau

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Die IG Windkraft warnt vor einem durch die Coronakrise zusätzlich verzögerten Ausbau der Stromerzeugung aus Wind. Bereits durch die Stop-and-Go-Politik bei der Ökostromförderung sei der heurige Ausbau gering gewesen, durch die Coronakrise werde er nun weiter gedämpft, so IG Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl. Es werde heuer netto erstmals weniger Windräder geben.

Abbau statt Zubau

Heuer dürften der IG Windkraft zufolge voraussichtlich nur acht Windräder errichtet werden. Im Gegenzug sollen neun Windräder abgebaut werden, sodass es netto ein Windrad weniger sein wird. Zu Jahresbeginn hatte die IG Windkraft noch mit einem Zubau von 18 Anlagen gerechnet. Das wird sich heuer wegen Corona nun auf acht Anlagen reduzieren. Die übrigen dürften dann erst 2021 ans Netz gehen.

Kurzfristig sei es durch die Coronakrise zu einem Baustopp gekommen, so Moidl am Mittwoch in einer virtuellen Pressekonferenz. Diese Phase sei aber Großteils überwunden. Eine zweite Komponente seien Schwierigkeiten in den Lieferketten, Vorprodukte kämen aus der ganzen Welt. Für weitere Verzögerungen sorgt die Coronakrise bei Projekten, die in der Umgenehmigung sind, weil die Behördenverfahren ausgesetzt waren. Dies führt zu Verschiebungen in die kommenden Jahre. Der Betrieb der Windanlagen sei aufrecht.

Ausbau schon vor der Krise gebremst

Der für das Erreichen des Erneuerbaren-Ziels von rechnerisch 100 Prozent notwendige Ausbau der Windkrafterzeugung wird laut IG Windkraft aber auch durch die Stop-and-Go-Politik gebremst. Durch die kleine Novelle des Ökostromgesetzes im November vergangen Jahres würden nach wie vor genehmigte Windräder mit einer Leistung von 18 Megawatt auf einen Fördervertrag warten. Die Förderverträge seien zum Teil mit deutlichen Einschnitten bei der Höhe der Einspeisetarife vergeben worden.

Bis 2024 könnten rund 320 Windräder mit einer Leistung von 1.185 MW und einer zusätzlichen Stromerzeugung von mehr als 2 Mrd. Terawattstunden (TWh) errichtet werden. Gleichzeitig wurden aber auch Windräder wieder abgebaut, so dass netto 184 Windräder mit einer installierten Leistung von 910 MW übrigblieben. Insgesamt werde es 2024 dann 1.524 Windräder in Österreich geben, erwartet die IG Windkraft. Der Ausbau sei aber deutlich zu wenig und entspreche nicht einmal der Hälfte des für die Erreichung des 100-Prozent-Erneuerbaren-Ziel erforderlichen Zubaus. Dafür müssten pro Jahr mindestens 120 Windräder mit einer Leistung von 500 MW und einer Erzeugungskapazität von 1,2 Mrd. TWh dazukommen. Ohne Stop-and-Go-Politik wäre dies möglich gewesen. Der erforderliche Windkraftausbau bis 2030 wird mit insgesamt 10 TWh beziffert.

Wichtig sei daher das geplante Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG). Die IG Windkraft fordert für das neue Ökostromgesetz unter anderem Direktvermarktung und Marktprämien mit variabler Prämie je Technologie, eine administrative Festlegung der Förderhöhe und kein Ausschreibemodell, eine 20-jährigen Prämienlaufzeit sowie ein spezifisch an den Standort angepasstes Fördersystem. Das EAG könnte im Spätherbst im Nationalrat und Bundesrat beschlossen werden, hofft Moidl. Es ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. Die nötige EU-Notifizierung könnte wahrscheinlich durch gute Vorbereitung beschleunigt werden, sodass ein Start Anfang 2021 möglich sein könnte. Wichtig sei jedenfalls, dass die Qualität gesichert sei, betonte Moidl. (apa/red)