Grünes Gas : Wie grünes Gas am wirtschaftlichsten eingesetzt wird

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Erneuerbares "grünes Gas", etwa Biogas, sollte besser zur direkten Nutzung ins Gasnetz eingespeist als zur Stromerzeugung verwendet werden, stellt eine Studie des Ökonomen-Teams rund um Christian Helmenstein fest. Derzeit gehe vom Ökostromgesetz für Biogasanlagenbetreiber der ökonomisch falsche Anreiz fürs Verstromen aus, obwohl die CO2-Vermeidungskosten dabei vier- bis fünfmal so hoch seien, so die Ökonomen.

Die gegenwärtige Ausrichtung auf die Förderung von Ökostrom bewirke, dass teurere Maßnahmen unterstützt und kostengünstigere vernachlässigt würden. "Die am wenigsten effizienten Biogasanlagen werden durch die starren Einspeisetarife am stärksten gefördert, was das Effizienzkalkül konterkariert", heißt es. Auch der Windkraft-Ausbau impliziere im Lichte einer Kostenwahrheit hohe Vermeidungskosten - weil auch externe Effekte wie Netzstabilisierungserfordernisse und das Vorhalten von Backup-Gaskraftwerken ausgelöst würden.

Konservativ geschätzt dürften die Vermeidungskosten von Treibhausgasen im Stromsektor bereits im Jahr 2019 jene im Gassektor überstiegen haben, meinen Helmenstein, Anna Kleissner, Eva Pichler (WU Wien) und Andrea Pitzschke. Und sie warnen auch davor, Quoten im Gassektor mit einem Marktprämienmodell im Strommarkt zu kombinieren: Denn die Summe der kombinierten Förderungen von Strom und Gas bringe ein schlechteres Resultat als die Summe der einzelnen Instrumente, weil bei simultanem Einsatz Effizienzkriterien verletzt beziehungsweise zu viel Ökostrom und zu wenig grünes Gas produziert würden.

Helmenstein betonte jedoch im Gespräch mit der APA, mit dieser Feststellung solle nicht eine Energiequelle gegen eine andere ausgespielt werden. Für die Erreichung der Dekarbonisierungsziele sei es einfach notwendig, den klassischen österreichischen "Dreisprung" aus Wasserkraft, Windenergie und PV durch die Einbeziehung von "grünem Gas" zu einem "Viereck" auszudehnen.

Speicher nutzen

Anders als bei Strom gebe es - gerade in Österreich - bei Gas kostengünstige Speicherkapazitäten, die den gesamten Gas-Jahresverbrauch glätten könnten, heißt es in der Expertise für den Fachverband Gas-Wärme. Die Ressource Gas sei bisher bei weitem zu wenig genutzt worden: "Wir empfehlen, grünes Gas mittels eines smarten Marktprämienmodells zu fördern."

Fachverbands-Obmann Peter Weinelt und Geschäftsführer Michael Mock sprechen von einem gesamten Gas-Jahresbedarf, der in Österreich eingespeichert werden könne, nämlich rund acht Milliarden Kubikmeter. Laut Mock könnte von den 300 heimischen Biogasanlagen jede zweite bis dritte sofort mit dem Einspeisen ins Gasnetz beginnen, das wären schon einmal 150 bis 200 Millionen Kubikmeter im Jahr. Auch Helmenstein plädiert dafür, das "so kurzfristig wie möglich" zu tun.

Weinelt verweist auf ein mittelfristiges heimisches Biomethan-Potenzial von bis zu 1,5 Milliarden Kubikmeter im Jahr ab 2030 und weiteren vier Milliarden, die man aus Biomasse bzw. der Holzvergasung gewinnen könnte. Nutzen könne man hier die großen Schadholzmengen, aber auch Abfallholz, so Weinelt zur APA. Für die Kunden und deren Anlagen, auch Thermen daheim, sei es technisch gleichgültig, ob russisches Erdgas oder Biomethan über das 44.000 Kilometer lange heimische Gasnetz geliefert werde.

Biogasanlagen müssen abseits der Stadt errichtet werden

Beim schrittweisen Umstieg auf Grüngas sollten aber mehrere Voraussetzungen erfüllt sein, betont Ökonom Helmenstein vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung. Wichtig sei die richtige Standortwahl für die Biogasanlagen: Sie müssten nahe am "Substrat", also dem land- oder forstwirtschaftlichen Abfall, und möglichst nahe am Gasleitungsnetz angesiedelt sein und auch die richtige ökonomische Mindestgröße haben. Erforderlich sei zudem "ein Marktmechanismus, der kompatibel ist, damit möglichst viel Gas im Inland erzeugt werden kann". "Keinesfalls sollte grünes Gas in Strom umgewandelt werden", warnt der Experte.

Vor einem Quotenmodell, das bestimmte Prozentanteile an Grüngas fürs Einspeisen vorgibt, warnt Helmenstein, da dies die Gefahr berge, dass dann erst wieder konventionelles fossiles Erdgas im Ausland zugekauft und beigemischt werde, nur weil es am billigsten sei. Deshalb sollte ein Marktprämienmodell kommen, das inländische Grüngas-Anbieter flexibel unterstütze.

Gegenüber dem starren Einspeistarifsystem - von dem die Politik in Österreich ohnedies schon länger abgehen möchte - bringe ein Marktprämienmodell Vorteile: Der Subventions-Preis werde nicht mehr administrativ vergeben, sondern bei der Auktion in einem Wettbewerbsprozess. Dabei müsse aber das Billigstbieter- und nicht das Bestbieterprinzip angewendet werden, betonten Studienautor und -autorinnen: "Sonst wird das Ziel der Auktion, günstige Preise zu generieren, durch die Überfrachtung mit anderen Zielen untergraben." Biogasanlagenbetreiber müssten entweder in eine rentable Betriebsgröße investieren oder eine ineffiziente Anlage schließen. Das würde die CO2-Vermeidungskosten in etwa halbieren. Um deren jeweils aktuelle Höhe abrufen zu können, sollte die öffentliche Hand dazu eine Datenbank mit allgemeinem Zugang anlegen, wird angeregt. Derzeit koste die CO2-Vermeidung durch Grüngas nur etwa halb so viel wie jene von Ökostrom aus Windkraft oder Photovoltaik.

Finanzierung durch Netzkosten

Finanziert werden könnte das Marktprämienmodell aus einer Pauschale auf die Netzkosten, parallel zur Ökostromabgabe. Alternativ könnten die Einnahmen der jetzigen Erdgasabgabe herangezogen werden, so die Studie. Der Anreiz, in neue Anlagen zu investieren, sei beim Marktprämienmodell rund viermal so hoch wie bei einem Quotenmodell. Investitionen in neue Biogasanlagen hätten einen erheblichen volkswirtschaftlichen Hebel - jeder Arbeitsplatz, der dort durch den Bau einer Anlage geschaffen werde, sichere mehr als einen weiteren in der übrigen Wirtschaft ab. Noch stärker sei der Effekt dann beim Anlagenbetrieb: Mit jedem Biogasanlagen-Job würden bis zu zwei weitere in Österreich abgesichert.

Bei richtigen Bedingungen könnte Österreich Erdgas bis 2050 durch erneuerbare Gase ersetzen, sagt die Studie. Erleichtert werde der Umstieg, weil es schon die Gasinfrastruktur gebe und die Industrie hauptsächlich auf Gas als Energieträger ausgerichtet sei. Erster Schritt wäre die Hebung der Biomethan-Potenziale auf Reststoffbasis im Ausmaß von rund zwei Milliarden Kubikmeter. Erneuerbares Gas sollte zunächst im Raumwärmemarkt eingesetzt werden - das sei allein mit Biomethan möglich. "Eventuell könnte der gesamte Gasimportbedarf für Raumwärme substituiert werden", schätzt Helmenstein. Nach Deckung des Raumwärmemarkts sollte es für Verkehr, dann erst im Industrie-Großverbrauch genutzt werden. (APA/Red)