Klimawandel bedingt Handeln : Nationaler Bericht zum Klimawandel in Österreich

Präsentierten den österreichischen Klimabericht (v.l.):

Bundesminister Andrä Rupprechter,

Ingmar Höbarth (GF Klima- und Energiefonds) und

Nebojsa Nakicenovic (Internat. Institute for

Applied Systems Analysis). Bild: Klima- & Energiefonds/APA-Fotos./Preiss Der Klimawandel ist endgültig angekommen und trifft Österreich besonders hart. Dieses ernüchternde Ergebnis zeigt der europaweit erste nationale Sachstandsbericht zum Klimawandel 2014 in Österreich auf. Gefördert vom Klima- und Energiefonds haben mehr als 240 heimische Klimaforscher (m/w) den 1.000 Seiten starken Bericht in dreijähriger Arbeit erstellt. Dimension und Auswirkungen des Klimawandels und der notwendige Handlungsbedarf werden dabei in ihrer ganzen Reichweite erfasst.

Zentrale Erkenntnisse

Die Leidtragenden des Klimawandels sind in praktisch allen Bereichen zu finden, vor allem die Land- und Forstwirtschaft, Ökosysteme, Biodiversität, aber auch Tourismus und das Gesundheitssystem sind betroffen. Die ökonomischen Auswirkungen extremer Wetterereignisse in Österreich sind bereits jetzt erheblich und haben in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen. Eine klimabedingte Verstärkung solcher Schadensereignisse hätte signifikante Auswirkungen auf die Volkswirtschaft Österreichs.

In der Periode seit 1880 ist die Temperatur um nahezu 2° C gestiegen. Ein weiterer Temperaturanstieg in Österreich ist zu erwarten. Unter einem „business-as-usual“ Emissionsszenario wäre eine Erwärmung um etwa +3,5° C bis zum Ende des 21. Jahrhunderts so gut wie sicher.

Klimawandel erfordert grundlegende Transformation

Es zeigt sich deutlich, dass dem Phänomen Klimawandel nur gesamtheitlich begegnet werden kann. „Wenn wir eine weitere Erderwärmung verhindern wollen, ist eine grundlegende Veränderung des Zusammenspiels zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt erforderlich - alle müssen aktiv werden und einen Beitrag leisten. Der Bericht liefert eine fundierte Basis für dieses Vorhaben. Wir werden diese wichtigen Erkenntnisse aufgreifen und für unsere Arbeit nutzen", betont Umweltminister Andrä Rupprechter.

„Obwohl in allen Sektoren bedeutendes CO2-Einsparungspotenzial vorhanden ist, können wir das 2° C Ziel durch Einzelmaßnahmen nicht erreichen. Eine Transformation Österreichs in eine emissionsarme Gesellschaft erfordert vielmehr radikale strukturelle und technische Umbaumaßnahmen, soziale und technologische Innovation und partizipative Planungsprozesse“, erklären die Mitglieder der Projektleitung Helga Kromp-Kolb (BOKU), Nebojsa Nakicenovic (TU Wien und IIASA) und Karl Steininger (Uni Graz).

„Der Einfluss des Klimawandels auf Wasser, Boden, Tierwelt, das gesamte Ökosystem und auch auf den Menschen kann nicht mehr verleugnet werden. Mit dem Bericht haben wir eine umfassende wissenschaftliche Darstellung geschaffen, wie der Klimawandel Österreich verändert hat und noch verändern wird. Wir müssen dem Klimawandel geschlossen und wirksam entgegen treten", unterstreicht Klimafonds-Geschäftsführer Ingmar Höbarth.

Unter dem Dach des Austrian Panel on Climate Change (APCC) stellten die Forscher ihre Expertise im Rahmen des Forschungsprogramms ACRP (Austrian Climate Research Programme) des Klima- und Energiefonds unentgeltlich zur Verfügung. Die Ergebnisse aus diesem Forschungsprogramm geben Antworten auf wirtschaftliche und politische Fragstellungen und bilden die Grundlage für die österreichische Strategie zur Anpassung an den Klimawandel.

Auch Bericht der WMO warnt

Auch der am 9. September 2014 in Genf veröffentlichte Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zeigt, dass die CO2-Konzentration gegenüber dem vorindustriellen Niveau um 142 % gestiegen ist; von 2012 auf 2013 ist die Kohlendioxid-Konzentration so stark angestiegen wie seit 30 Jahren nicht mehr. Es bleibe daher keine Zeit mehr, die Klimakatastrophe auf die lange Bank zu schieben.

Viele NGOs sehen diese dramatische Entwicklung als einen Warnschuss für die Weltgemeinschaft, sich jetzt für ambitionierte Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen einzusetzen. Ein Umdenken beim Handeln muss dringend einsetzen, denn allein im letzten Jahrzehnt sind mehr Kohlekraftwerke gebaut worden als je zuvor. Sie sind im Bereich der Elektrizitätsversorgung hauptverantwortlich für CO2-Emissionen.

Während die Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre einen Höchststand erreicht hat, drängen europäische Länder wie etwa Polen oder Großbritannien darauf, Kohle und Schiefergas für die Energieversorgung auf das Tapet zu bringen. Auch das TTIP-Abkommen, das zwischen der USA und der EU verhandelt wird, spielt eine große Rolle. Die Bemühungen gegen den Klimawandel anzukämpfen könnten dadurch zunichte gemacht werden – Unternehmen könnten dann Staaten verklagen, wenn diese z. B. die Schiefergas-Förderung verbieten (aber nicht vor einem EU-Gremium, sondern vor einem Schiedsgericht).

Ende Oktober 2014 steht der Klimawandel auf dem EU-Themenplan, wenn die europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel aufeinandertreffen, um die sogenannte „2030-Agenda“ weiter voranzutreiben.