Leitl und EU-Kommissar Oettinger : Hohe Energiekosten gefährden Europas Industrie

WKÖ-Präsident Leitl bei EU-Kommissar Günther Oettinger
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So wird die EU fast ein Drittel ihres Exportanteils für energieintensive Produkte verlieren – was einer De-Industrialisierung gleichkommt. "Es ist fünf vor zwölf. Wenn wir es nicht schaffen, wettbewerbsfähige Energiepreise sicherzustellen, werden wir im internationalen Wettbewerb nicht bestehen können", unterstrich WKÖ-Präsident Christoph Leitl bei seinem Gespräch mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger in Brüssel.

Als Freund Österreichs, so Oettinger, sorge er sich um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Es müssten entschieden richtige Weichenstellungen gesetzt werden, um Österreich weiter wirtschaftlich zu stärken.

"Europa muss den Weckruf der internationalen Energieagentur ernst nehmen. Ich habe Kommissar Oettinger bei seinen Bemühungen, durch konkrete Maßnahmen die Energiepreise für Unternehmen und Bürger zu senken, meine volle Unterstützung zugesagt", so Leitl. Doch auch die Klimapolitik ist gefordert, die ungeachtet der schwierigen Wirtschaftslage weitere Belastungen plant. Das sorgt bei Leitl für Unverständnis: "Wenn nur europäische Unternehmen für ihre CO2-Emissionen zahlen müssen, ist das ein gravierender Wettbewerbsnachteil. Jeder Schritt, der den Alleingang der EU durch unrealistische Ziele weiter verschärft, verstärkt die Abwanderung energieintensiver Produktionsbetriebe in Länder mit geringeren Umweltschutzauflagen."

Für Leitl hat der Energiekommissar den Hebel an den richtigen Stellen angesetzt, um die Energiepreise zu senken. Der Energiebinnenmarkt muss endlich Realität werden und der Infrastrukturausbau noch schneller voranschreiten, um die nationalen Märkte stärker miteinander zu verbinden. Der Wirtschaftskammer-Präsident appelliert auch an die EU-Mitgliedstaaten, den notwendigen Ökostromausbau endlich europäisch zu organisieren, um die Förderkosten möglichst gering zu halten. "Wir brauchen in der Energiepolitik mehr zwischenstaatliche Kooperation und mehr europäische Koordination."

Um Wachstum und Beschäftigung in Europa zu garantieren, bedarf es einer starken Wirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ein Wegbrechen ganzer Industriezweige auf Grund hoher Energiepreise und überambitionierter Klimapolitik wäre für den Standort Europa fatal. "Wir müssen auf europäischer Ebene die Re-Industrialisierung schaffen. Klima- und Energiepolitik müssen ihren Beitrag dazu leisten und endlich die Wettbewerbsfähigkeit - und damit Beschäftigung und Wachstum in Europa - unterstützen, anstatt sie zu limitieren", so Leitl abschließend.