Anlagenbau sorgt für wichtige Reparaturen : Instandgesetzte heimische Energie-Infrastruktur

Kremsmueller, Mitarbeiter bei Reparaturarbeiten

Mitarbeiter des Anlagenbauers Kremsmüller bei den Reparaturarbeiten.

- © Kremsmüller

Rückblende: Im Juni 2022 kam es zu einem Unfall in der OMV Raffinerie in Schwechat bei Wien. Dieses Ereignis sorgte für große Aufmerksamkeit und zog weitreichende Konsequenzen nach sich.

Unfall mit Folgen

Während der gesetzlich vorgeschriebenen Wasserdruckprüfung im Rahmen der Abschlussarbeiten zur Generalüberholung der Raffinerie kam es am 03. Juni zu einer Beschädigung der Außenhaut an der Hauptkolonne der Rohöl-Destillationsanlage in der OMV Raffinerie Schwechat. Eine unverzüglich eingerichtete Taskforce wurde mit der Wiederinstandsetzung sowie dem sofortigen Aufbau eines alternativen Versorgungssystems betraut, um die von der OMV Raffinerie Schwechat betreuten Märkte zu versorgen. Aber der Ausfall sowie der Schaden waren groß – die Produktionskapazität der Raffinerie sank auf 20 %. Die weitere Folge - eine große mediale, politische und wirtschaftliche Aufmerksamkeit.
Um die Versorgungssicherheit mit Treibstoffen zu gewährleisten, musste Österreich einspringen und staatliche Reserven freigeben. Auch Ungarn und die Slowakei gaben Teile ihrer Pflichtnotstandsreserven frei, um den Markt zu stabilisieren.

Reparatur mit enormem Aufwand

Die beschädigte Kolonne hat eine Höhe von 50 Meter und einen Durchmesser von durchschnittlich 8 Meter. Unmittelbar nach dem Vorfall wurde mit den umfangreichen Demontage- und Vorbereitungsarbeiten, Materialbestellungen und der Vorfertigung zur Reparatur begonnen. Der 100 Tonnen schwere Kolonnenkopf wurde abgetrennt und mittels eines 70 Meter hohen Krans gehoben, um die Demontage- und Reparaturarbeiten zu beschleunigen. Insgesamt wurden 200 Tonnen Stahl zu Ersatzteilen verarbeitet und in weniger als 16 Wochen montiert und erneuert.
Zusätzlich zu der rund 800 Personen starken Belegschaft der OMV am Standort Schwechat waren bis zu 320 weitere Experten (m/w) verschiedener Partnerunternehmen aus Österreich und Europa im Einsatz, um die Reparatur durchzuführen und den Teilbetrieb der Raffinerie zu garantieren und zu optimieren.

Rohöl-Destillationsanlage, OMV, Raffinerie, Schwechat
Die Dimensionen der Reparaturarbeiten werden hier erahnbar: Blick auf das Gerüst in der Hauptkolonne der Rohöl-Destillationsanlage, um den Zugang für die Laserreinigung, Prüffirmen und Reparaturarbeiten zu ermöglichen. - © OMV

Österreichischer Anlagenbauer voll dabei

Der österreichische Anlagenbauer Kremsmüller wurde Anfang Juni 2022 vom jahrzehntelangen Partner OMV mit wesentlichen Reparaturarbeiten an der Hauptkolonne der Rohöl-Destillationsanlage beauftragt. Ein renommierter und gleichzeitig erfolgreicher Auftrag, auf den Mag. Gregor Kremsmüller, Miteigentümer der Kremsmüller Gruppe, stolz zurückblickt: „Im Wesentlichen bestand der Auftrag in der Neufertigung und dem Austausch von zentralen Komponenten der Anlage. Insgesamt wurden rund 50 Tonnen Stahl in den Kremsmüller-Werkshallen in Steinhaus verarbeitet.“ Vier verschiedene Materialien mussten zu einem Bauteil unter Einhaltung engster Toleranzklassen verarbeitet werden. „Präzision, die nur mit exakter Laservermessung garantiert werden konnte“, ergänzt Kremsmüller. „Auch können nur sehr wenige österreichische Unternehmen einen Konus mit 8,5 Meter Durchmesser herstellen“.
Aufgrund der großen Bedeutung der Anlage für die Versorgungssicherheit Österreichs wurden die Arbeiten mit maximalem Einsatz durchgeführt.
50 Mitarbeiter in der Fertigung in Steinhaus sowie 50 bis 60 weitere Mitarbeiter vom Kremsmüller Standort Schwechat waren rund vier Monate mit vollem Einsatz am Werk.

Beitrag zur heimischen Energiesicherung

„Dass Kremsmüller damit einen wesentlichen Beitrag zur Wiederinbetriebnahme der Raffinerie geleistet hat, macht uns aber besonders stolz“, freut sich Kremsmüller, „danke auch an die gesamte Mannschaft, die durch ihr Know-how und ihre Teamfähigkeit den das Beste gegeben hat. Lob auch für den Auftraggeber OMV, der alle Hebel in der Zeit bewegt hat“.
Kremsmüller ist optimistisch und erwartet, dass auch langfristig Raffinerien eine wichtige Funktion in der heimischen Energiesicherheit einnehmen: „Gerade von diesem Industriezweig werden in Zukunft wesentliche Impulse für die Energiewende ausgehen. Auch bei maximalem Ausbau von Wind-, Wasser- und Solarenergie wird Österreich immer ein Energie-Importland bleiben. Darum werden nachhaltige flüssige und gasförmige Energieträger aus biologischer oder synthetischer Erzeugung für die Industrie eine große Rolle spielen.“
Zudem ist Kremsmüller bei wegweisenden Großprojekten rund um industrielle Abwärme tätig, wie z. B. bei Aurubis in Hamburg. Im aktuell größten Projekt für industrielle Abwärme in Deutschland wird die Wärme aus einem chemischen Prozess abgeleitet und steht ab 2024 für die Wärmeversorgung von über 20.000 Haushalten zur Verfügung, wodurch jährlich bis zu 100.000 Tonnen CO2 eingespart werden.

Ein gutes Ende mit neuen Fragen

Ende September 2022 erfolgte der erfolgreiche Abschluss der gesetzlich vorgeschriebenen Wasserdruckprüfung an der Hauptkolonne der Rohöl-Destillationsanlage. Danach wurde die präzise vorbereitete Inbetriebnahme Schritt für Schritt durchgeführt. Seit Oktober 2022 befindet sich die OMV Raffinerie Schwechat wieder im Vollbetrieb.
Der Unfall in der Raffinerie zeigte sehr eindrücklich, wie wichtig intakte Infrastruktur im Energiebereich für ein Land und die Wirtschaft ist.
Damit keim(t)en aber noch andere Fragen auf, die seitens der Politik im Land und der EU beantwortet werden müssten:
1. Gesamt gesehen weist Europa geringe Raffinerie-Produktionskapazitäten auf und setzt verstärkt auf Importe – stützt das die Unabhängigkeits-Bestrebungen der EU?
2. Sind Raffinerien/Anlagen, in denen CO2-neutrale, flüssige Energieträger hergestellt werden könn(t)en, wie z. B. synthetische Treib- oder Heizstoffe, wichtig oder nicht?
3. Soll wertvolles, europäisches Ingenieur-Know-how genutzt werden oder brachliegen bzw. in andere Länder abfließen?
4. Ist es für Unternehmen in den Ländern Europas (angesichts der Gesetzgebung) überhaupt attraktiv, um in neue Raffinerien zu investieren?